FWF-Wittgenstein-Preisträger 2023 Hans J. Briegel
© FWF/Dominik Pfeifer

Österreichs höchstdotierte Wissenschaftspreise sind vergeben: Der Wissenschaftsfonds FWF zeichnet auf Empfehlung einer internationalen Fachjury den Quantenphysiker Hans J. Briegel (Universität Innsbruck) mit einem FWF-Wittgenstein-Preis sowie acht Forschende mit FWF-START-Preisen aus. Wissenschaftsminister Martin Polaschek und FWF-Präsident Christof Gattringer übergaben heute den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-Preis an Hans J. Briegel, der damit seine Forschung an der Weltspitze weiter ausbauen wird. Insgesamt bringt der FWF durch das Wittgenstein- und das START-Programm Forschungsvorhaben mit einem Fördervolumen von rund 11 Millionen Euro ins Rollen.

„Diese Auszeichnung freut mich außerordentlich“, so Hans J. Briegel in einer ersten Reaktion. „Der FWF-Wittgenstein-Preis ist eine wirklich schöne Anerkennung meiner Arbeit und gibt mir die Möglichkeit, weiter an sehr grundlegenden Fragen, wie Wissenschaft mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz aussehen kann, zu forschen. Mit meinem Team fokussieren wir uns auf die Quantenphysik, um diesen Fragen nachzugehen“, so Briegel weiter.

„Ich gratuliere dem FWF-Wittgenstein-Preisträger Hans J. Briegel sowie den acht mit den FWF-START-Preisen prämierten Forschenden herzlich zu ihren Auszeichnungen“, so Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek, der die Bedeutung der Förderpreise für die Grundlagenforschung in Österreich unterstreicht. „Mit diesen hochdotierten Förderungen erhalten exzellente Forschende die Möglichkeit, ihre herausragenden Projekte und Arbeiten hier in Österreich weiter voranzubringen. Das trägt nicht nur zum Erkenntnisgewinn, sondern auch zur Stärkung des Forschungs-, Innovations- und Wirtschaftsstandortes Österreich bei“, so der Bundesminister.

Mit Hans J. Briegel zeichnet die internationale Jury einen Pionier der Grundlagenforschung aus, der wegweisende Konzepte für die Quanteninformation entwickelt hat. Seine Theorien ebnen den Weg für neue Technologien wie das Quanteninternet oder quantengestützte künstliche Intelligenz. Der Preis ist ein weiterer Höhepunkt einer beeindruckenden wissenschaftlichen Karriere, die auch in Zukunft noch vielversprechende neue Erkenntnisse erwarten lässt“, würdigt FWF-Präsident Christof Gattringer den diesjährigen Preisträger. „Darüber hinaus gratuliere ich auch allen mit FWF-START-Preisen ausgezeichneten Wissenschaftler:innen sehr herzlich, die sich in den nächsten Jahren aufmachen, neue Forschungsfragen in ganz unterschiedlichen Bereichen zu beantworten.“

„Hans J. Briegel hat die Innsbrucker Quantenphysik in den vergangenen Jahrzehnten ganz entscheidend mitgeprägt und dabei wegweisende Beiträge zur Entwicklung von neuen Quantentechnologien geleistet“, sagt Veronika Sexl, Rektorin der Universität Innsbruck. „Mit Hans J. Briegel kommt bereits der vierte Wittgenstein-Preisträger aus den Reihen der Innsbrucker Physik. Das freut uns sehr und unterstreicht die Bedeutung dieses Forschungsschwerpunkts in der österreichischen Grundlagenforschung.“  

FWF-Wittgenstein-Preisträger Hans J. Briegel: Wegweisende Konzepte für Quantentechnologien entdecken

Hans J. Briegel ist Professor und Leiter der Forschungsgruppe „Quantum Information and Computation“ am Institut für Theoretische Physik an der Universität Innsbruck. Er studierte Physik und Philosophie in München und Edinburgh. Zu den weiteren Stationen seiner Karriere gehören unter anderem ein Postdoc-Fellowship an der Harvard University, eine Gastprofessur an der Universität Konstanz sowie die langjährige Leitung einer Forschungsgruppe als Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Innsbruck. 2022 wurde Hans J. Briegel mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet.

Seine Arbeitsgruppe erforscht grundlegende Konzepte der Quantenmechanik und der statistischen Physik sowie deren Anwendungen für die Informationsverarbeitung. Von ihm stammen wegweisende Arbeiten in den Bereichen Quantencomputer und Quantenkommunikation. So ist Hans J. Briegel einer der Erfinder des Einweg-Quantencomputers, an dessen Realisierung heute mehrere Unternehmen weltweit arbeiten. Mit der Idee für Quantenrepeater hat er gemeinsam mit Kollegen der Universität Innsbruck die Basis für ein zukünftiges Quanten-Internet gelegt. Seine aktuellen Forschungsinteressen konzentrieren sich auf das Problem des Lernens und der künstlichen Intelligenz in der Quantenphysik und auf quantenmaschinelles Lernen.

Quanteninformationssysteme und künstliche Intelligenz sind wesentliche Elemente in der derzeitigen technischen Entwicklung. Sie werden künftig auch grundlegenden Einfluss auf wissenschaftliche Arbeitsweisen haben, indem sie eine Beschleunigung und weitgehende Automatisierung der Wissensgenerierung erlauben. Diese mögliche Transformation der Grundlagenforschung stellt die Wissenschaft vor ganz neue Herausforderungen. Für Hans J. Briegel spielen Verstehen und Transparenz eine zentrale Rolle in der Wissenschaft, weshalb die Entwicklung von erklärbarer KI in der Grundlagenforschung für die Zukunft sehr wichtig ist. Diese Frage in der Quantenphysik zu untersuchen, hält er für vielversprechend, weil die Naturwissenschaften über eine fundierte Vorstellung und Kriterien dafür verfügen, was eine gute Erklärung ist.  

Mit seinem Team untersucht Hans J. Briegel nicht nur grundlegende Aspekte und Potenziale von Quanteninformationssystemen und autonom agierender künstlicher Intelligenz, sondern bearbeitet auch philosophische Fragestellungen zur KI und der prinzipiellen Handlungsfähigkeit physikalischer Systeme.

Jurybegründung: Bahnbrechende Beiträge zur Quanteninformatik

„Hans J. Briegel zählt zu den Pionieren im Bereich Quanteninformatik und -technologie. Seine Arbeiten erlauben Berechnungen, die klassische Computer nicht leisten können. Seine Erkenntnisse spielen eine Schlüsselrolle in drei zentralen Bereichen der Quanteninformatik: Die Entdeckung der messungsbasierten Quanteninformatik ist das Herzstück der optisch basierten Quanteninformationsverarbeitung; die Erfindung des Quantenrepeaters macht das Quanteninternet möglich; und seine Entwicklung des Quantenverstärkungslernens prägt das schnell wachsende Gebiet der künstlichen Quantenintelligenz. Mit dem FWF-Wittgenstein-Preis an Hans J. Briegel ehrt Österreich einen seiner kreativsten Forschenden in einem Bereich, in dem Österreich eine führende Rolle einnimmt“, so die START/Wittgenstein-Jury.

Die START/Wittgenstein-Jury besteht aus 11 Spitzenforscher:innen, darunter befinden sich mit Bruce Beutler (Physiologie/Medizin) und Stefan Hell (Chemie) auch zwei Nobelpreisträger. Vorsitzende der Jury ist Janet Wolff, University of Manchester.  Unter folgendem Link finden Sie die Mitglieder der START/Wittgenstein-Jury.

FWF-Wittgenstein-Preis: Österreichs höchstdotierter Wissenschaftspreis

Der FWF-Wittgenstein-Preis richtet sich an exzellente Forscher:innen aller Fachdisziplinen. Die mit 1,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung unterstützt die Forschung des:der Preisträger:in und garantiert Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung. Forschende können so ihre Forschungstätigkeit auf international höchstem Niveau vertiefen.

 

Erkunden Sie weiter

Nach oben scrollen