40 Jahre Erwin-Schrödinger-Programm: Forschen mit den Besten der Welt

2025 feiert der Österreichische Wissenschaftsfonds FWF den 40. Geburtstag einer der größten Erfolgsgeschichten der heimischen Forschungsförderung: Die Erwin-Schrödinger- Mobilitätsstipendien eröffnen Forschenden neue Möglichkeiten an renommierten Forschungsstätten in aller Welt. Stellvertretend für die Tausenden Alumni und Alumnae erzählen 14 Forschende von ihren Erfahrungen – und was sie jungen Kolleg:innen für die Zukunft mitgeben.

3.500 Forschende gingen bis heute mit einem „Schrödinger“ ins Ausland, um an weltweit führenden Institutionen ihre Forschung zu vertiefen und ihr internationales wissenschaftliches Netzwerk auszubauen. Wie blicken sie heute auf ihre Auslandserfahrung zurück? Welche Chancen haben sich eröffnet und welche Herausforderungen haben sie gemeistert? Welchen Stellenwert nimmt ein internationales Netzwerk in der Spitzenforschung ein?

Barbara Bayer, Ernst Fehr, Gerda Falkner, Markus Hengstschläger, Alexander Kotrschal, Kurt Kotrschal, Florian Krammer, Hannes Leitgeb, Petra Lenz, Josef Penninger, Renée Schroeder, Veronika Sexl, Barbara Tartarotti-Alfreider und Alice Vadrot sind Alumni bzw. Alumnae des Schrödinger-Programms. Sie sprechen anlässlich des 40-jährigen Programmjubiläums über Highlights ihrer Forschungsaufenthalte, die dabei neu gewonnenen Perspektiven und welchen Rat sie künftigen Stipendiat:innen mitgeben.

Schrödinger-Alumni und -Alumnae erzählen

Barbara Bayer
Im Fokus

Zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen gebe ich den Tipp mit, offen für Neues zu sein.

Gerda Falkner
Im Fokus

Aus Erfahrungen im Ausland lernen, aber den Kontakt zur Wissenschaft im Herkunftsland aufrechterhalten!

Ernst Fehr
Im Fokus

Neugierig bleiben, nie aufhören zu hinterfragen und sich der Lücken des Wissens bewusst sein.

Markus Hengstschläger
Im Fokus

In diesem Karrierestadium präzisiert man oft sein wissenschaftliches Thema und sollte sich ausreichend Zeit dafür nehmen.

Birgit Hofreiter
Im Fokus

Seien Sie mutig und neugierig und sich des Umstands bewusst, dass das Schrödinger-Stipendium ein großes Privileg darstellt.

Alexander Kotrschal
Im Fokus

Ein Auslandsaufenthalt ist nach wie vor sehr wichtig für die eigene Karriere.

Kurt Kotrschal
Im Fokus

Carpe diem: Nicht an den eigenen Erwartungen hängen bleiben, sondern offen sein dafür, was im gastgebenden Land Sache ist.

Florian Krammer
Im Fokus

Versuchen, viel zu lernen, Netzwerke für die Zukunft zu bauen und so viel wie möglich zu publizieren.

Hannes Leitgeb
Im Fokus

Mein wichtigster Rat wäre, den Stipendiumsaufenthalt wirklich voll auszunützen und dazu auch mal die eigene Komfortzone zu verlassen.

Petra Lenz
Im Fokus

Ich rate zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen, sich nicht von der Vielzahl von Krisen in der Wissenschaft von ihren Zielen abhalten zu lassen.

Josef Penninger
Im Fokus

Just go for it.

Renée Schroeder
Im Fokus

Ich empfehle, das beste Labor auszusuchen und sich zu erkundigen, ob junge Menschen dort gefördert und nicht ausgenutzt werden.

Veronika Sexl
Im Fokus

Nützt die Zeit und die Möglichkeiten, knüpft so viele Kontakte wie möglich und sucht nach neuen Methoden und Denkansätzen.

Barbara Tartarotti-Alfreider
Im Fokus

Mein Tipp ist, auch inklusive Familie den Schritt ins Ausland zu wagen.

Alice Vadrot
Im Fokus

Neugierig bleiben, den eigenen Forschungsinteressen folgen und offen sein für neue wissenschaftliche Impulse und Kooperationen.

Barbara Bayer

Barbara Bayer
Barbara Bayer im Porträt
Barbara Bayer © Schedl Team

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-Forschungsstätte ausgewählt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie während Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Der direkte Zugang zum Meer und meine Postdoc-Betreuerin waren für mich die Hauptauswahlkriterien. Es gab sehr viele Unterschiede – ein Unterschied, der mir stark in Erinnerung blieb, war die sehr optimistische Herangehensweise beim Schreiben von Forschungsanträgen.

Was war Ihr Highlight und was die größte Herausforderung?

Mein Highlight waren die guten professionellen und persönlichen Kontakte, die ich knüpfen konnte. Mit den logistischen Hürden (z. B. Krankenversicherung, Steuererklärungen) des Gastlandes konfrontiert zu sein, empfand ich als große Herausforderung.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer Rückkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Ich konnte besonders davon profitieren, neue Methoden und Herangehensweisen erlernt zu haben. Dadurch konnte ich kurz nach meiner Rückkehr einen kompetitiven Projektantrag schreiben, dessen Förderung es mir ermöglicht hat, meine eigene Forschungsgruppe zu etablieren.

Schrödinger-Stipendium

University of California at Santa Barbara, USA

2020

Heute

Umweltmikrobiologin, Universität Wien

Gerda Falkner

Gerda Falkner
Gerda Falkner im Porträt
Gerda Falkner © derknopfdruecker.at

Warum ist internationale Mobilität, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Internationale Mobilität in der Frühphase wissenschaftlichen Wirkens erweitert den institutionellen Horizont. Sie lässt uns Selbstverständlichkeiten an der Herkunftsuni deutlicher wahrnehmen. Wir können dann Positives mehr schätzen und Negatives kritischer hinterfragen, um es dann, soweit möglich oder zumindest im eigenen Bereich, auch zu ändern.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer Rückkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Ich konnte mich bald nach meiner Rückkehr aus Großbritannien in Wien habilitieren und mein – dann schon längst ehemaliger – britischer Vorgesetzter war der externe Gutachter für die Habilitationskommission. Dadurch konnte er auch meine Herkunfts-Universität Wien kennenlernen und der Kontakt hat sich verfestigt.

Welchen Rat möchten Sie zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Aus Erfahrungen im Ausland lernen, aber den Kontakt zur Wissenschaft im Herkunftsland aufrechterhalten!

Schrödinger-Stipendium

University of Warwick und University of Essex, Großbritannien

1994

Heute

Politologin, Universität Wien, und Leiterin des Centre for European Integration Research (EIF)

Ernst Fehr

Ernst Fehr
Ernst Fehr im Porträt
Ernst Fehr © Privat

Was war Ihr Highlight und was die größte Herausforderung?

Das Highlight meines Forschungsaufenthalts waren die Vorlesungen von und Interaktionen mit Ariel Rubinstein, einem führenden Forscher auf dem Gebiet der nicht-kooperativen Verhandlungstheorie. Ein weiteres wichtiges Highlight war das Verständnis für die Funktionsweise eines internationalen Top-Departments am Beginn bzw. Übergang zur „empirischen Revolution“ in der Volkswirtschaftslehre. Wie tragen die Leute dort vor? Wer trägt vor? Was sind die grundlegenden ungelösten Fragen der Disziplin? Wie versucht man, diese zu beantworten?

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Der entscheidende Punkt war die Orientierung an den grundlegenden ungelösten Fragen der modernen Mikroökonomie sowie an der empirischen Testung der relevanten Theorien.

Was wissen wir wirklich und was glaubt die Community zu wissen? Es gibt in der Wissenschaft viele nicht hinterfragte Konventionen („Glaube, etwas zu wissen“) – diese zu hinterfragen und auf produktive Weise einer Beantwortung näherzubringen, ist eine stets aktuelle Aufgabe. Diese Perspektive wurde damals mitgeformt.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer Rückkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Unmittelbar nach meiner Rückkehr habe ich mich der experimentellen Wirtschaftsforschung zugewandt, welche die Beantwortung von Fragen erlaubte, von denen man vorher nur träumen konnte. Ich hätte diesen Schritt vielleicht nicht gemacht, wenn ich nicht mittels Schrödinger- Stipendium ins Ausland gegangen wäre.

Schrödinger-Stipendium

London School of Economics, Großbritannien

1988

Heute

Professor für Mikroökonomik und Experimentelle Wirtschaftsforschung, Universität Zürich

Markus Hengstschläger

Markus Hengstschläger
Markus Hengstschläger im Porträt
Markus Hengstschläger © Bioethikkommission

Warum ist internationale Mobilität, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Es ergibt sich dadurch einfach die Chance, sein Wissen, seine Fähigkeiten und seinen Horizont zu erweitern.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Ich möchte es allgemein formulieren: Durch meine Arbeit an der Yale University habe ich einen tieferen Einblick sowohl in ein bestimmtes wissenschaftliches Thema als auch in den Wissenschaftsprozess selbst gewonnen.

Welchen Rat möchten Sie zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

In diesem Karrierestadium präzisiert man oft das wissenschaftliche Thema, mit dem man sich in Zukunft beschäftigen möchte – für diese so wichtige Frage sollte man sich ausreichend Zeit nehmen.

Schrödinger-Stipendium

Yale University, USA

1993

Heute

Genetiker, Medizinische Universität Wien, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Stammzellforschung und Mitglied der Bioethikkommission

Birgit Hofreiter

Birgit Hofreiter
Birgit Hofreiter im Porträt
Birgit Hofreiter © Marcela Ruiz

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-Forschungsstätte ausgewählt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie während Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Ich habe die University of Technology Sydney (UTS) in Australien zum einen deshalb gewählt, weil ich bereits vor dem Schrödinger-Stipendium die Möglichkeit hatte, bei einem Forschungsaufenthalt in Australien einen ersten Eindruck von der Forschungsqualität und den Wissenschaftler:innen dort zu gewinnen. Zum anderen unterscheidet sich das Universitätssystem in Australien deutlich von dem in Österreich: Universitäten sind gewinnorientiert und werden wie Unternehmen geführt. Das mag aus österreichischer Perspektive nicht immer positiv erscheinen, liefert aber wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung des eigenen Hochschulsystems.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Im Vergleich zu meiner Forschung in Österreich war die Arbeit meiner Kolleg:innen in Australien stärker durch eine enge Zusammenarbeit mit Unternehmen geprägt. Diese Praxis hat meine Fähigkeit, Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Kooperation mit der Industrie zu gestalten, deutlich verbessert – ein Aspekt, der mir später in meiner Tätigkeit zur universitären Ausgründungsunterstützung sehr zugutekam. Darüber hinaus habe ich wertvolle Einblicke in innovative Ansätze und interdisziplinäre Zusammenarbeit gewonnen, die meine eigene Forschungsperspektive bereichert und meinen beruflichen Werdegang in der Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse nachhaltig beeinflusst haben.

Welchen Rat möchten Sie zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Seien Sie mutig und neugierig und sich des Umstands bewusst, dass das Schrödinger-Stipendium ein großes Privileg darstellt. Nutzen Sie die Gelegenheit, nicht nur Ihr Fachgebiet zu vertiefen, sondern auch Kontakte über Disziplingrenzen hinaus zu knüpfen und neue Ansätze kennenzulernen. Offenheit und Flexibilität sind der Schlüssel, um das Beste aus der Auslandserfahrung mitzunehmen und sie langfristig für Ihre Karriere gewinnbringend einzusetzen.

Schrödinger-Stipendium

University of Technology Sydney, Australien

2006

Heute

Wirtschaftsinformatikerin, Leiterin des Innovation Incubation Center (i²c) und Gründerin des TUW i²nkubators, Wien

Alexander Kotrschal

Alexander Kotrschal
Alexander Kotrschal im Porträt
Alexander Kotrschal © Privat

Warum ist internationale Mobilität, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Um einerseits Erfahrung zu sammeln, wie der Wissenschaftsbetrieb in anderen Ländern funktioniert, andererseits um internationale Kontakte zu knüpfen.

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-Forschungsstätte ausgewählt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie während Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Die Forschungsstätte war eher Zufall. Ich wollte zu einem bestimmten Thema in einer bestimmten Forschungsgruppe arbeiten. Dass die Universität Uppsala international einen guten Ruf hat, war ein Bonus. Ein großer Unterschied war sicher die flache Hierarchie von Doktoratsstudierenden bis hin zu Professor:innen, die in Schweden gelebt wird und die einem Neuankömmling das Zusammenarbeiten sehr vereinfacht.

Welchen Rat möchten Sie zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Diese tolle Möglichkeit unbedingt zu nutzen. Ein Auslandsaufenthalt ist nach wie vor sehr wichtig für die eigene Karriere. Außerdem, obwohl ich währenddessen in einer Fernbeziehung leben musste, war es auch für mein Privatleben eine wunderbare Periode. Mit vielen neuen Freunden und Erinnerungen.

Schrödinger-Stipendium

Uppsala University, Schweden

2012

Heute

Verhaltensbiologe, Universität Wageningen (Niederlande)

Kurt Kotrschal

Kurt Kotrschal
Kurt Kotrschal im Porträt
Kurt Kotrschal © Brandstätter

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-Forschungsstätte ausgewählt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie während Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Mein Gastgeber und sein Team am University of Colorado Health Sciences Center passten fachlich bestens zu meinem Vorhaben. Tom Finger war mir bereits von Tagungen als weltweiter Themenführer, vor allem auch als offen-teamfähiger Wissenschaftler bekannt. Er bot mir auf Basis des Schrödinger-Stipendiums die Chance, mich akademisch und methodisch entscheidend weiterzuentwickeln. Ausschlaggebend war auch, dass mein Gastgeber von sich aus interessiert daran war, mich als „visiting faculty“ auch formal in sein Team aufzunehmen. Neben der fachlichen Qualität des Gastgebers sollte man immer auch das akademische und soziale Umfeld bedenken.

Was war Ihr Highlight und was die größte Herausforderung?

Zu den Highlights zählten neben der Einbettung in ein exzellentes akademisches Umfeld vor allem das Erlernen relativ einfacher, aber erkenntnisträchtiger Methoden. Und auch die Umgebung von Denver, etwa die Rocky Mountains. Zu den größten Herausforderungen zählte, mit den Feinheiten der für mich neuartigen Arbeits- und Kommunikationskultur zurechtzukommen und die richtige Balance zwischen selbstständigem Arbeiten und Teamorientierung zu finden – ist aber im Vergleich mit den Highlights kaum erwähnenswert.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer Rückkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Da mir gegen Ende meines Schrödinger-Jahres in Denver von der Universität Wien unerwartet eine Assistenzprofessur als Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie (KLF) in Grünau/Almtal angeboten wurde, wechselte ich den Themenbereich in Forschung und Lehre, konnte also an mein Schrödinger-Projekt nicht unmittelbar anknüpfen. Unmittelbares Ergebnis meines Forschungsaufenthalts war allerdings eine Reihe von Publikationen mit den Kollegen in Denver. Zudem begann ich an der KLF mit Verhaltensexperimenten zur Chemosensorik von Fischen, die ich nach wenigen Jahren (nach Abschluss eines PhD-Projekts) aufgrund der Gegebenheiten wieder einstellte. Das Schrödinger-Projekt prägte aber bis heute meine Einstellung bezüglich der Best Practice an den Unis und in der Forschung.

Schrödinger-Stipendium

University of Colorado, USA

2004

Heute

Verhaltensforscher, Universität Wien (im Ruhestand) und ehemaliger Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie

Florian Krammer

Florian Krammer
Florian Krammer im Porträt
Florian Krammer © Privat

Warum ist internationale Mobilität, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Ein internationaler Forschungsaufenthalt, gerade am Anfang einer Karriere, hilft, seinen eigenen Horizont zu erweitern, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und neue Methoden zu lernen. Vor allem aber beginnt man damit, ein internationales Netzwerk aufzubauen – was für Wissenschaft essenziell ist.

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-Forschungsstätte ausgewählt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie während Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Ich wollte in eine der Top-5-Arbeitsgruppen in meinem Feld und bin in den USA gelandet. Die Unterschiede zu Österreich waren groß. Leute gingen mit einem unglaublichen Enthusiasmus zur Sache, es wurde im Prinzip 7 Tage in der Woche durchgearbeitet und zwar nicht, weil man musste, sondern weil man wollte. Außerdem waren die Hierarchien flach und Leistung wurde relativ schnell belohnt.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Einerseits, dass alle nur mit Wasser kochen. Andererseits aber, mit welch positiver Einstellung anderswo an Dinge herangegangen wird und welchen Unterschied das machen kann. Und vielleicht auch, wie wichtig es ist, seine eigene Arbeit gut präsentieren zu können und den Wert der eigenen Arbeit zu verstehen.

Schrödinger-Stipendium

Mount Sinai School of Medicine, New York, USA

2011

Heute

Virologe, Professor für Impfstoffkunde, Icahn School of Medicine at Mount Sinai (USA), Professor für Infektionsmedizin, Medizinische Universität Wien, und Leiter Ignaz Semmelweis Institut, Wien

Hannes Leitgeb

Hannes Leitgeb
Hannes Leitgeb im Porträt
Hannes Leitgeb © Ludwig-Maximilians-Universität München

Warum ist internationale Mobilität, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Zumindest dann, wenn man sein gesamtes Studium an einer einzigen Universität absolviert hat – wie es bei mir der Fall war –, verinnerlicht man unwissentlich die an dem nämlichen Ort vorherrschenden Forschungsvorlieben und Lehrtraditionen. Um über den Tellerrand hinaussehen zu können, ist es dann ideal, mittels eines Schrödinger-Stipendiums an einer anderen Universität forschen zu können. Dazu kommt, dass einem das Schrödinger-Stipendium erlaubt, an einer in einem bestimmten Gebiet führenden Universität Zeit zu verbringen und die Fachleute in diesem Gebiet persönlich kennenzulernen – ein unschätzbarer Vorteil für die weitere wissenschaftliche Entwicklung.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer Rückkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Mein Schrödinger-Stipendium an der Stanford University hatte eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf meine Karriere. Die offensichtlichste und unmittelbarste davon aber war, dass Stanford mir noch während meines Stipendiums eine Tenure-Track-Stelle anbot, welche anschließend durch ein Gegenangebot einer permanenten Stelle als Reader an der University of Bristol gekontert wurde. Letztlich ging ich nach Bristol, aber ohne das Schrödinger-Stipendium wäre es vermutlich weder zu dem einen noch zu dem anderen Angebot gekommen.

Welchen Rat möchten Sie zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Der wichtigste Rat wäre, den Stipendiumsaufenthalt wirklich voll auszunützen. Dazu kann es nötig sein – speziell, wenn man eher zu Schüchternheit und Zurückhaltung neigt –, auch mal die eigene Komfortzone zu verlassen. Zum Beispiel ist es wichtig, Leute aktiv anzusprechen, selbsttätig Treffen mit diesen zu vereinbaren, Department-Feiern zu besuchen, nach Vorträgen den Arm zu heben und Fragen zu stellen und insgesamt wissenschaftlich und persönlich Präsenz zu zeigen. Es nützt nichts, an einem tollen Ort forschen zu dürfen, wenn man dann nicht mit den für die eigene Forschung relevanten Leuten ins Gespräch kommt.

Schrödinger-Stipendium

Stanford University, USA

2004

Heute

Mathematiker und Philosoph, Ludwig-Maximilians-Universität in München

Petra Lenz

Petra Lenz
Petra Lenz im Porträt
Petra Lenz © Privat

Warum ist internationale Mobilität, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

In unserer technologisch rasch fortschreitenden und zunehmend globalisierten Welt bringt internationale Mobilität jungen Wissenschaftler:innen unzählige fachliche und persönliche Vorteile. Zum einen trägt sie durch den Kontakt zu innovativen Ideen und das Erlernen neuer Methoden zur Verbesserung der fachlichen und methodischen Kompetenz bei. Zum anderen fördert das Leben in einem anderen Land die Persönlichkeitsentwicklung und verbessert Fremdsprachenkenntnisse.

Was war Ihr Highlight und was die größte Herausforderung?

Ein Highlight meines Forschungsaufenthalts am „National Institute of Health“ in Bethesda, Maryland, USA, war die offene Kooperation zwischen Wissenschaftler:innen mit unterschiedlichen Fachkompetenzen, was zum Aufbau internationaler Netzwerke, zu erhöhter wissenschaftlicher Produktivität und einer größeren Zahl an Publikationen führte.

Die größte Herausforderung bestand im Unterschied der Universitätssysteme zwischen den USA und Österreich. Leider wurde mein Medizinstudium in Amerika nicht anerkannt, sodass ich sowohl die Staatsexamen als auch eine Facharztausbildung wiederholen musste.

Welchen Rat möchten Sie zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Ich rate zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen, sich nicht von der Vielzahl von Krisen in der Wissenschaft, wie begrenzten finanziellen Mitteln, starkem Wettbewerb, Fehlinformationen und wissenschaftsfeindlicher Stimmung in den Medien, von ihren Zielen abhalten zu lassen. Wer mit Leidenschaft und Entschlossenheit in die Wissenschaft einsteigt, der wird auch erfolgreich sein. Die Zukunft benötigt exzellente Wissenschafter:innen, die die Probleme unserer Zeit lösen.

Schrödinger-Stipendium

National Cancer Institute, Bethesda, USA

1999

Heute

Physikerin und Pathologin, National Cancer Institute (USA)

Josef Penninger

Josef Penninger
Josef Penninger im Porträt
Josef Penninger © Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung/Verena Meier

Warum ist internationale Mobilität, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Forschung und Forschungskultur aus einer anderen Perspektive und an anderen Orten direkt erleben zu dürfen, ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die man machen kann. Außerdem entstehen Freundschaften, die ein Leben lang nachwirken.

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-Forschungsstätte ausgewählt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie während Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Ganz einfach – nach Weltklasse, und das war damals (und ist es noch immer) die University of Toronto. Und dabei sollte man nicht scheu sein: Dabei hat das Stipendium wahnsinnig geholfen, da ich mit eigenem Geld kam; dann nimmt einen fast jedes Labor – zumindest zum Zeitpunkt, an dem ich das Schrödinger-Stipendium bekommen habe. Danke nochmals – meine Karriere hätte sonst sehr anders ausgeschaut.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Forschung ist die Essenz, nicht woher man kommt oder woran man glaubt. Die Erwartungshaltungen und Kooperationen waren auch völlig anders.

Schrödinger-Stipendium

University of Toronto, Kanada

1990

Heute

Genetiker, Medizinische Universität Wien, und wissenschaftlicher Geschäftsführer am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig

Renée Schroeder

Renée Schroeder
Renée Schroeder im Porträt
Renée Schroeder © Brandstätter Verlag/Gianmaria Gava

Was war Ihr Highlight und was die größte Herausforderung?

Meine Chefin! Von ihr habe ich gelernt, wie man ein Forschungslabor leitet. Die größte Herausforderung war das Zurückkommen, weil in Wien noch die Tradition der alten deutschen Professoren herrschte, die ihren „Assistenten (!)“ keine Selbstständigkeit zugestehen wollten.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Ich habe über mein eigenes Forschungsgebiet nachgedacht und neue Thesen aufgestellt, weil ich ja nicht in Konkurrenz zu meiner vorigen Gruppe forschen wollte. Die Frage der RNA-Faltung: Wie kann sich RNA falten, um kleine Moleküle binden zu können?

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer Rückkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Wie Forschung international aufgestellt wird. Ich habe von meiner Chefin gelernt, dass man besonders als Frau kämpfen muss und sich nicht einschüchtern lassen darf.

Schrödinger-Stipendium

Wadsworth Center, New York State Department of Health in Albany, USA

1987

Heute

Biochemikerin, Max Perutz Labs (im Ruhestand), ehemaliges Mitglied der Bioethikkommission

Veronika Sexl

Veronika Sexl
Veronika Sexl im Porträt
Veronika Sexl © Universität Innsbruck

Was war Ihr Highlight und was die größte Herausforderung?

Als weiblicher Postdoc in den USA war es entscheidend für mich zu sehen, wie Frauen wissenschaftliche Karriere und Familie vereinbaren – ich hatte dafür mehrere weibliche Role-Models, das war eine Schlüsselerfahrung und ein Highlight neben all den spannenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erlebnissen.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Eine wesentliche Erkenntnis war, dass gute Forschung in großen Teams und Netzwerken funktioniert. Wichtig war auch die Feststellung, dass alles infrage gestellt werden kann und muss. Es gibt nichts, was man als gegeben hinnehmen sollte. So funktioniert erfolgreiche Forschung!

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer Rückkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Der Aufenthalt war wegweisend und weichenstellend. Er hat mir gezeigt, wie international in meinem Bereich Forschung betrieben wird. Er hat mir Netzwerke eröffnet und Kontakte und Einblicke ermöglicht, die mich mein weiteres Leben und meine Karriere lang begleitet haben.

Schrödinger-Stipendium

St. Jude Children’s Research Hospital, Memphis, USA

1997

Heute

Pharmakologin, Toxikologin und Rektorin der Universität Innsbruck

Barbara Tartarotti-Alfreider

Barbara Tartarotti-Alfreider
Barbara Tartarotti-Alfreider im Porträt
Barbara Tartarotti-Alfreider © Valentin Schwartz

Was war Ihr Highlight und was die größte Herausforderung?

Schnell in eine aktive Forschungsgruppe aufgenommen zu werden und State-of-the-Art- Forschungsmethoden kennenzulernen. Direkt am Meer arbeiten (und leben) zu können. Eine Herausforderung war, alle Forschungsziele in einem Jahr unterzubringen.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer Rückkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Implementierung neuer Forschungsmethoden an der Uni Innsbruck nach meiner Rückkehr mit einem Hertha-Firnberg-Postdoc-Programm, dem eine Elise-Richter-Stelle folgte, was zu einer Universitätsassistentenstelle führte.

Welchen Rat möchten Sie zukünftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Auch inklusive Familie den Schritt ins Ausland zu wagen. Meine Tochter, damals fünf Jahre, integrierte sich schnell und spricht seitdem perfekt Englisch mit US-amerikanischem Akzent!

Schrödinger-Stipendium

University of South Florida College of Medicine, USA

2003

Heute

See- und Gletscher-Ökologin, Universität Innsbruck

Alice Vadrot

Alice Vadrot
Alice Vadrot im Porträt
Alice Vadrot © Privat

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-Forschungsstätte ausgewählt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie während Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Ich hatte mich direkt nach Abschluss meiner Dissertation für eine Postdoc-Stelle an der University of Cambridge beworben, wurde zu einem Interview eingeladen und zweitgelistet. Gemeinsam mit dem Direktor des Instituts habe ich Möglichkeiten ausgelotet, dennoch Teil der Forschung sein zu können, und mich für die Möglichkeit des Schrödinger-Stipendiums entschieden. Exzellenz, internationale Reputation und die Möglichkeit, meine eigene Forschung weiterzuentwickeln, waren für mich hierbei die wichtigsten Kriterien.

Was war Ihr Highlight und was die größte Herausforderung?

Die flachen Hierarchien, die Kollegialität, eine konstruktive Feedbackkultur und ein kritischer Blick auf die eigene wissenschaftliche Arbeit schufen ein perfektes Umfeld für meine Forschung. Ich habe die zwei Jahre und vielen Möglichkeiten, sich wissenschaftlich auszutauschen und weiterzuentwickeln, als Highlight erlebt. Herausfordernd war vor allem zu Beginn die angelsächsische Publikationskultur, die anders als heute damals in meinem Fachbereich in Österreich noch nicht so stark präsent war.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Wissenschaft muss verständlich sein, relevant, selbstkritisch, nachvollziehbar und empirisch fundiert. Ich habe begonnen, meine eigene Methodenwahl kritisch zu reflektieren, und gemeinsam mit Kolleg:innen Methoden in meinem Forschungsbereich weiterentwickelt. Zudem habe ich in Cambridge begonnen, mich intensiver mit Naturwissenschaftler:innen, aber auch politischen Entscheidungsträger:innen auszutauschen, was meine Arbeit bis heute prägt.

Schrödinger-Stipendium

University of Cambridge, Großbritannien

2015

Heute

Politologin, Universität Wien

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