Wissenschaftsdisziplinen
Biologie (10%); Kunstwissenschaften (90%)
Keywords
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Straying,
Stray Cats,
Human-Animal Studies,
Animal Geographies,
Artistic Research
Dieses Projekt beschäftigt sich mit dem Streunen und im Speziellen mit den Tieren, denen wir das Streunen als Methode zuschreiben: Streunerkatzen. Sie sind in fast allen menschlichen Ballungsräumen unterwegs, in manchen Städten auffälliger als in anderen. In Wien agieren sie eher im Verborgenen. Die Suche nach den Streunern eröffnet unerwartete Begegnungen mit Katzen, Menschen und Geschichten. Streunerkatzen sind ein Teil der Stadt, sie bewegen sich auf für Menschen unbekannten Wegen. Welche Wege sind dies? Mit medialen Techniken wie Videofallen und GPS-Sensoren einerseits sowie Interviews und Beobachtungen andererseits nähert sich das Projekt dem Streunen an. Künstlerische Forschung bedeutet mit künstlerischen Mitteln neue Formen des Wissens zu generieren. Ein signifikanter Unterschied zur bildenden Kunst liegt darin, dass diese Methoden klar aufgezeigt werden. Der Entstehungsprozess eines Kunstwerks in der bildenden Kunst kann als Eingebung und künstlerischer Musenkuss mystifiziert werden. Künstlerische Forschung hingegen nimmt die Prozesse des Kunstschaffens ernst und kommuniziert die gewählten Methodologien und Herangehensweisen mit Interessierten und der Community. Bekannterweise stellen Prozesse keine geradlinigen Laufstrecken mit Zielgeraden dar, sondern schließen Irrwege und Umwege ein und stellen somit selbst eine Art Streunen dar. Die Fragen sollen mit audiovisuellen Mitteln beantwortet werden: Wie unterscheiden sich die Bewegungen von Hauskatzen (Freigängern) von denen der Streunerkatzen im urbanen Raum? Welche Teile der Stadt bewohnen sie und welche Räume nehmen sie ein? Kann streunen eine Methode sein? Neben dem tierischen Streunen hat das Herumschweifen im künstlerischen Feld viele Vorreiter, die es neu zu betrachten und interpretieren gilt. Ein Blick auf Schriftsteller*innen zeigt, dass gehen, wandern und schlendern als wichtiger Teil der Arbeit gesehen wird. Im Gegensatz zum Flanieren und Schlendern existiert das Streunen aufgrund einer prekären Situation und sozialen Unsicherheit. In der englischen Übersetzung stray, das auch irren und sich-verirren bedeuten kann, wird diese Konnotation deutlich. In dieser Lesart werden strays als Existenzen verstanden, die am Rande der Gesellschaft leben oder sogar von ihr ausgeschlossen sind. Auch diese Metapher gilt es zu hinterfragen. Denn wie am Beispiel der Katzen ersichtlich wird, zeigen Streuner Resilienz und kluge Überlebensstrategien. Gerade weil das Streunen, im Gegensatz zum Spazieren und Flanieren seine Prekarität erkennt und thematisiert, kann es eine spezifische Herangehensweise in der künstlerischen Forschung darstellen. Mit dem Streunen als Methode und Metapher erforscht das Projekt die Schnittstellen zwischen Menschen, nichtmenschlichen Tieren und künstlerischer Forschung. Und von wem lässt sich das Streunen besser lernen als von denen, die wir als Streunende bezeichnen: den frei herumschweifenden Katzen.
- Birte Wrage, nationale:r Kooperationspartner:in
- Eva Persey, nationale:r Kooperationspartner:in
- Samuel Camenzind, nationale:r Kooperationspartner:in
- Thomas Grill, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Gabriele Jutz, Universität für angewandte Kunst Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Ruth Anderwald, Universität für angewandte Kunst Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Karin Harrasser, Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz , nationale:r Kooperationspartner:in
- Judith Benz-Schwarzburg, Veterinärmedizinische Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Wendy Steele - Australien
- Hanne Loreck - Deutschland
- Jessica Ullrich - Deutschland
- Natascha Meuser - Deutschland
- Christina Wessely, Universität Wien - Deutschland
- Kerstin Weich, Veterinärmedizinische Universität Wien - Deutschland
- Jussi Parikka, University Southampton - Dänemark
- Lena Séraphin - Finnland
- Ang Bartram - Großbritannien
- Ivana Filip - Kroatien
- Ines Kleesattel, ZHdK Züricher Hochschule der Künste - Schweiz
- Sara Pinheiro Sound - Tschechien
- Sabine Küper-Büsch - Türkei