ASDEX: SchülerInnen mit Autismus und EXperimentierunterricht
ASDEX: Autism Spectrum Disorder Students and EXperimentation
Wissenschaftsdisziplinen
Erziehungswissenschaften (100%)
Keywords
-
Autism Spectrum Disorder,
Experimentation,
Inclusion,
Social Interaction,
Secondary School
Ungefähr ein bis zwei Prozent aller Kinder sind dem Autismus-Spektrum zuzurechnen. Eine davon war Dawn-joy Leong. Die Künstlerin und Forscherin erzählte in einem Gastvortrag an einer australischen Universität von ihrer Schulzeit: Ich kann ehrlich sagen, dass ich in der Schule so gut wie nichts gelernt habe. () Ich verbrachte fast jede quälende Stunde in der Schule mit der Sehnsucht, nach Hause zu gehen. () Dort konnte ich zeichnen, malen und gestalten und meine Experimente in Chemie, Biologie und Landwirtschaft durchführen. () Nach der Hälfte der Schulzeit wurde ich auf den "Kunstzweig" verwiesen, wo alle hingeschickt wurden, die als "zu dumm für Naturwissenschaften" galten. Ich war sehr gut in Biologie, ich kam mit Chemie zurecht, weil es eine visuelle und sensorische Dimension gab, an der ich mich festhalten konnte, aber () ich kam einfach nicht mit abstrakter Mathematik zurecht. Menschen mit Autismus können sehr unterschiedlich sein und sich sehr unterschiedlich entwickeln je nachdem, ob sie förderliche Bedingungen erfahren. Allen gemeinsam sind zwei Merkmale: Schwierigkeiten in Kommunikation und sozialen Interaktionen auf der einen, besondere Interessen sowie der Bedarf nach Strukturen und Ritualen auf der anderen Seite. Manche Kinder und Jugendliche mit Autismus sind so begabt wie viele andere, manche deutlich geringer. Einige sind in einigen wenigen Bereichen überdurchschnittlich gut, während sie in anderen Schwierigkeiten haben. Aufgrund ihrer sozialen und kommunikativen Besonderheiten fällt ihnen eine Integration in eine Klassengemeinschaft häufig schwer. Manche haben Interessen, die für die Mitschüler/innen nicht nachvollziehbar sind. Viele Kinder mit Autismus erfahren in der Schule Mobbing, weil sie und ihre Art der Gestaltung sozialer Beziehungen von ihren Mitschülern/innen abgelehnt werden. Wie sollte ein Unterricht aussehen, der den Bedürfnissen dieser Schüler/innen entgegenkommt? In unserem Projekt wollen wir Kindern mit Autismus die Chance geben, ihren Forschergeist zu entdecken und herausgefordert zu werden, indem in ihren Klassen verstärkt experimentiert wird. Experimentieren folgt einerseits klaren Strukturen, weil ein Experiment gründlich geplant, durchgeführt und protokolliert werden muss. Aber ein Experiment ist zudem etwas hoch Kreatives, weil man neue Ideen entwickeln und diese testen muss. Zufallsbeobachtungen zeigten, dass Kinder mit Autismus zur Überraschung ihrer Lehrer/innen in Experimentierstunden plötzlich wie selbstverständlich mit Klassenkameraden zusammenarbeiteten. Ein gut durchdachter Experimentierunterricht könnte daher bei diesen Kindern zweierlei erreichen: Das Lernen könnte erleichtert und befriedigender werden, und der Kontakt zu Mitschülern/innen könnte verbessert werden. Diese Hypothesen wollen wir testen, indem wir über einen längeren Zeitraum hinweg vergleichen, wie sich Jugendliche mit Autismus entwickeln, die regelmäßig in ihren Klassen experimentieren, im Vergleich zu solchen, die dieselben Themen im Frontalunterricht erarbeiten. Wenn Sie Interesse an der Studie haben oder Fragen dazu, kontaktieren Sie uns bitte!
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