Neue Senfl Ausgabe, Bd. 5: Magnificat-Vertonungen, Messen
New Senfl Edition, vol. 5: Magnificat Settings, Masses
Wissenschaftsdisziplinen
Kunstwissenschaften (100%)
Keywords
-
Ludwig Senfl,
Critical Edition,
Source Studies,
Vocal Polyphony,
Renaissance,
Reformation
Mit Blick auf die Musik Mitteleuropas gilt Ludwig Senfl (ca. 14901543) als Schlüsselfigur in der Zeit zwischen Heinrich Isaac (1450/51517) und Orlando di Lasso (1532?1594). In seinen beiden Positionen am Hof Kaiser Maximilian I., wo er seine Karriere als Sänger und Komponist begann, und (seit 1523) in München, wo er als Hofkomponist für Herzog Wilhelm IV. von Bayern wirkte hatte er wesentlichen Anteil an den musikalischen Entwicklungen seiner Zeit. Obwohl die herausragende Qualität seines umfangreichen uvres seit der Etablierung des Faches Musikwissenschaft anerkannt ist, ist der Großteil noch immer nicht in einer Edition zugänglich und konnte daher bislang weder von Wissenschaftlern noch von Musikern eingehend studiert werden. Die New Senfl Edition (NSE) schließt diese Forschungslücke und publiziert Senfls Werk in einer wissenschaftlichen Ausgabe, die einen umfassenden Überblick über das Schaffen des Komponisten auf Basis der neuesten Forschung bietet. Das Repertoire ist systematisch nach Stimmenzahl und Alphabet geordnet. Die Übertragungen wie auch der Kritische Apparat folgen modernsten editorischen Ansprüchen. Für ein möglichst vollständiges Werkbild werden sowohl fragmentarisch überlieferte Werke als auch Kompositionen ediert, deren Autorschaft vorerst fraglich bleiben muss. Eindeutig irrtümlich zugeschriebene Werke werden nicht ediert. Der fünfte Band der Neuen Senfl-Ausgabe präsentiert jene Kompositionen Senfls, die die zentralen Gattungen für Gottesdienst und Stundengebet bilden: Senfls mehrstimmige Messordinarien sowie sein Zyklus von acht Magnificat-Vertonungen. Der Band präsentiert die Kompositionen systematisch nach Gattungen geordnet. Eine grundlegende Neuedition und Neubewertung der Werke beider Gattungen war nicht zuletzt deshalb dringend notwendig, weil die Forschung seit Theodor Kroyers Magnificat-Ausgabe von 1903 und der Erstveröffentlichung von Senfls Messen 1937 zahlreiche neue Erkenntnisse über Zeit und Hintergrund dieser Kompositionen, Quellenmaterial und eine Erweiterung des Werkkanons geliefert hat. Neben den zahlreichen neuen Quellenfunden konnte die Forschung beispielsweise zeigen, dass die Magnificats 14 Jahre früher als bisher angenommen komponiert wurden und dass das Repertoire der polyphonen Messvertonungen um ein bisher unbekanntes Werk erweitert werden muss. Damit eröffnen sich völlig neue Forschungsfragen zur Musikgeschichte des 16. Jahrhunderts, aber auch zum Werkkanon des Komponisten. Die mit den Musikeditionen einhergehenden Kritischen Berichte bieten umfassende Informationen zu jeder Motette mit Blick auf die vertonten Texte, Choralvorlagen, einer Quellenbewertung (einschließlich einer synoptischen Darstellung der Lesarten), wie auch Informationen zu werkgeschichtlichem Kontext. Die Edition bietet daher einen philologisch verlässlichen Notentext, zusammen mit ausführlicher Forschung zu jeder einzelnen Komposition. Um Senfls Werk von einer zu eng gedachten, nationalistischen Musikgeschichtsschreibung zu befreien, wird die NSE in Englisch publiziert. Das Erscheinen in Druck und online (open access) in der renommierten Reihe der Denkmäler der Tonkunst in Österreich macht Senfls Musik international zugänglich und ermöglicht endlich eine umfassende wissenschaftliche und praktische Erforschung des klangvollen Werkes dieses Komponisten.