Die österreichische Regenbogenfamilien-Längsschnittstudie (RALF)
The Rainbow Austrian Longitudinal Family (RALF) Study
Wissenschaftsdisziplinen
Psychologie (65%); Soziologie (35%)
Keywords
-
LGBTQ+,
Minority Stress,
Family,
Children,
Longitudinal,
Machine Learning
In Familien mit LGBTQ+ Eltern, auch Regenbogenfamilien genannt, identifiziert sich mindestens ein Elternteil als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder queer. In der öffentlichen Wahrnehmung bestehen diese Familien typischerweise aus zwei Müttern oder zwei Vätern, aber sie können auch aus einem alleinerziehenden LGBTQ+ Elternteil, drei oder mehr Elternteilen oder einer bisexuellen Mutter und einem heterosexuellen Vater bestehen. In Österreich haben positive rechtliche und gesellschaftliche Entwicklungen dazu geführt, dass immer mehr Kinder in Regenbogenfamilien aufwachsen. Sie haben viele einzigartige Stärken, wie z. B. eine positive Erziehung und ein hohes Zugehörigkeitsgefühl. Dennoch gibt es Menschen, die Regenbogenfamilien anders behandeln, weil sie nicht ihrer Vorstellung einer Familie entsprechen. Diese Erfahrungen können für alle Familienmitglieder schmerzhaft sein. Wir möchten untersuchen, wie Regenbogenfamilien ihre einzigartigen Stärken in ihrem täglichen Leben entfalten und mit Herausforderungen umgehen. Besonders interessiert uns, wie diese Erfahrungen das Wohlbefinden der Kinder beeinflussen. Das Ziel der Österreichischen Regenbogenfamilien-Längsschnittstudie (RALF) ist es, die Stärken und Herausforderungen von Regenbogenfamilien in Österreich über zwei Jahre zu untersuchen. Wir werden jährlich 150 Familien mit Kindern in drei Altersgruppen (frühe Kindheit, mittlere Kindheit, Jugendalter) befragen. Familien mit kleinen Kindern werden zusätzlich in unser Beobachtungslabor eingeladen, wo wir familiäre Interaktionen auf Video aufzeichnen und nach einem standardisierten Verfahren auswerten. Unser Projekt basiert auf dem Konzept der Intersektionalität, das besagt, dass alle unsere Identitätsdimensionen (z. B. Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, Bildung, finanzielle Umstände) zu einzigartigen Kombinationen von Diskriminierung und Privilegien führen. Um diesen Ansatz bei der Datenanalyse angemessen zu berücksichtigen, nutzen wir Techniken des maschinellen Lernens. Wir verfolgen außerdem einen partizipativen Forschungsansatz, um die tatsächlichen Erfahrungen der Familien angemessen zu repräsentieren. Insbesondere werden wir Community-Mitglieder (z. B. LGBTQ+ Eltern, Vertreter*innen von LGBTQ+ Vereinen) aktiv in den Forschungsprozess einbeziehen. Unsere Ergebnisse werden über den ExploRALF zugänglich sein, ein leicht bedienbares Online-Tool zur Ergebnisdarstellung. Auf diese Weise wollen wir sicherstellen, dass die Öffentlichkeit von den Ergebnissen profitieren kann. Die RALF-Studie ist die erste Längsschnittstudie weltweit, die die einzigartigen Stärken und Herausforderungen von Regenbogenfamilien umfassend untersucht. Dabei werden verschiedene Datenarten (Fragebögen, Videoaufzeichnungen) aus unterschiedlichen Perspektiven (Eltern, Kinder) erhoben und moderne Analysetechniken eingesetzt. Wir hoffen, dass RALF zur dringend benötigten wissenschaftlichen und öffentlichen Sichtbarkeit für Regenbogenfamilien in Österreich beiträgt.
- Universität Wien - 100%
- David Steyrl, nationale:r Kooperationspartner:in
- Nicolas Favez - Schweiz
- Guy Bodenmann, University of Zurich - Schweiz
- Abbie E. Goldberg - Vereinigte Staaten von Amerika