Kelten beiderseits der Alpen
Celts Across The Alps
Wissenschaftsdisziplinen
Biologie (40%); Geschichte, Archäologie (60%)
Keywords
-
Celts,
Mobility,
Cemeteries,
Iron Age,
Anthropology
Das Projekt beschäftigt sich mit der Geschichte der sogenannten Kelten. Darunter verstehen wir die späteisenzeitliche Kulturausprägung in West- und Mitteleuropa, die auch als La Tène Kultur bezeichnet wird und von ca. 500 bis 15 vuZ. dauerte. Dabei ist hier nicht eine einheitliche Kultur bzw. ein Volk zu verstehen, sondern zahlreichen Lokalgruppen, die bestimmte kulturelle Ähnlichkeiten oder auch Unterschiede aufweisen. Hier soll genauer auf die Mobilität und Migrationsbewegungen dieser eisenzeitlichen Bevölkerungen eingegangen werden. Dieses Thema wird zum Beispiel von griechischen und römische Autoren beschrieben, als die "Kelten" in verschiedenen Phasen über die Alpen nach Norditalien und bis nach Griechenland kamen. Aber auch im archäologischem Material zeichnen sich ihre Spuren ab, was in diesem Projekt mit verschiedenen Methoden untersucht werden soll. Im speziellen Fall sollen eisenzeitliche Gräberfelder (frühe Latènezeit, ca. 450-250 vuZ) aus dem niederösterreichischen Traisental wie Franzhausen, Gemeinlebarn und Walpersdorf mit solchen aus der norditalischen Poebene (Casalecchio die Reno, Marzabotto und Carzaghetto) untersucht und verglichen werden. Dabei wurden in Norditalien jene Gräberfelder ausgesucht, die die sogenannte erste Einwanderungsgeneration darstellen und daher die gleichen Grabbeigaben wie nördlich der Alpen mitbekamen und noch nicht von norditalischen Kulturen beeinflusst waren. Dabei werden verschiedene Methoden angewandt: Einerseits wird das archäologische Material zuerst gereinigt und restauriert, anschließend gezeichnet und geordnet und Beschreibungen erstellt. Dann werden Vergleichsstücke in anderen zeitgleichen Gräbern in der lokalen Gegend, aber auch in der näheren Umgebung, wie in Ungarn, der Slowakei oder Mähren gesucht. Auch die Formen der Gräber und die Bestattungsriten (z. B. Körperbestattung, Orientierung,..) werden verglichen. Aber auch, und das ist das eigentliche Thema des Projekts, werden sie eben mit den ausgewählten Bestattungen in Norditalien verglichen. Ein weiterer Methodenblock beschäftigt sich mit der Untersuchung der gefundenen Skelette. Neben der klassischen Anthropologie, die auch mit Vergleichen und Beschreibungen arbeitet, um Besonderheiten (z.B. Knochenbrüche, Krankheiten) herauszufinden, werden hier naturwissenschaftliche Methoden wie die Analyse von Isotopen (Strontium, Sauerstoff und Stickstoff) verwendet. Diese können anzeigen, ob Menschen sich über weitere Strecken bewegt haben oder was für Ernährungsgewohnheiten sie hatten. Eine andere Methode ist die Untersuchung von menschlicher DNA, die eventuelle Verwandtschaften und auch Krankheiten (z.B. Lepra, Hepatitis,..) herausfinden kann. Neben Forscher:innen der Uni Wien und dem NHM Wien sind solche der Uni Bologna, dem MPI Jena/Leipzig, Uni Basel und der Uni Mittweida beteiligt, um ein vergleichendes Bild der unterschiedlichen eisenzeitlichen Bevölkerungsgruppen zu erhalten und Hinweise auf Mobilität und Migrationserscheinungen zu bekommen. Wichtig dabei ist vor allem die fächerübergreifende wissenschaftliche Zusammenarbeit, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten.
- Universität Wien - 100%
- Maria Giovanna Belcastro, University of Bologna - Italien
- Claudia Gerling, Universität Basel - Schweiz