Sutra-Sammlungen im Himalaja
Himalayan Sutra Collections
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (10%); Philosophie, Ethik, Religion (30%); Sprach- und Literaturwissenschaften (60%)
Keywords
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Tibet,
Buddhism,
Canon,
Manuscripts,
Cultural Heritage
Das Projekt ist Teil einer langfristig angelegten Forschungsinitiative unter der Bezeichnung Tibetan Manuscript Project Vienna (TMPV), deren Ziel es ist, gefährdete Manuskriptsammlungen kanonischer tibetischer Literatur in den Grenzgebieten des Himalayas zu dokumentieren, zu bewahren und zu erforschen. Der besondere Fokus der aktuellen Forschungsphase liegt auf so genannten Sutra-Sammlungen, welche ein Modell kanonischer Sammlungen darstellen, das den bekannteren späteren Mainstream-Kanjurs vorausgeht und sich von letzteren nicht nur in der strukturellen Organisation, sondern auch im Hinblick auf die textuellen Inhalte unterscheidet. Diese Sutra-Sammlungen bieten daher einzigartige Möglichkeiten zur Untersuchung der Entstehung des tibetischen Kanons vor seiner Konsolidierung im vierzehnten Jahrhundert. Im Rahmen des vorhergehenden Projekts wurden mehrere Sutra-Sammlungen an verschiedenen Orten in den abgelegenen Himalaya-Regionen Mustang und Dolpo identifiziert und bereits teilweise digitalisiert. Das aktuelle Projekt wird diese Dokumentationsarbeiten fortsetzen, weiteres Material aus noch nicht dokumentierten Manuskriptsammlungen hinzufügen und vor allem einen umfassenden analytischen Ansatz für das Studium dieser Sutra-Sammlungen aus verschiedenen Forschungsperspektiven entwickeln. Ein erstes Ziel des Projekts ist es, die Manuskriptsammlungen durch Digitalisierung zu sichern und die entsprechenden Bild- und Katalogdaten durch die in Wien entwickelte Datenbank Resources for Kanjur & Tanjur Studies (rKTs) öffentlich zugänglich zu machen. Zweitens wird die Fülle dieses Materials eine umfassende vergleichende Studie ermöglichen, die darauf abzielt, das kanonische Modell der Sutra- Sammlungen im Hinblick auf ihren Inhalt und ihre historische Entwicklung zu beschreiben, aber auch materielle Aspekte der Manuskriptsammlungen und ihre soziale Bedeutung für lokale Gemeinschaften zu untersuchen. In seiner analytischen Breite und Vielfältigkeit entwickelt das Projekt einen umfassenden Ansatz, der textuelle, materielle und soziale Perspektiven kombiniert. Die Forschungsmethoden sind weitgehend philologischer Natur, werden aber auch auf Fachwissen in Materialkunde und Sozialanthropologie zurückgreifen, das durch ein Netzwerk internationaler Kooperationen erweitert wird. Von den Forschungsergebnissen dieses Projekts wird erwartet, dass sie das Feld der Kanjur- Studien sowohl im Hinblick auf die Primärquellenlage als auch bezüglich der analytischen Herangehensweise weiterentwickeln. Während gängige Vorstellungen über den tibetischen Kanon vom Modell späterer Mainstream-Kanjurs und von einer einschränkenden Fokussierung auf die Untersuchung ihrer textuellen Inhalte dominiert werden, wird das Projekt diesen beiden Ungleichgewichten entgegenwirken, indem es sich a) auf Sammlungen konzentriert, die sich vor und neben den Mainstream- Traditionen entwickelt haben, und indem es b) ihren materiellen Aspekten und ihrer sozialen Einbettung mehr Aufmerksamkeit widmet.
- Universität Wien - 100%
- Carmen E. Auer, Technische Universität Graz , nationale:r Kooperationspartner:in
- Agnieszka Helman-Wazny, Universität Hamburg - Deutschland
- Jonathan Silk, Universiteit Leiden - Niederlande
- Daniel Berounsky, Charles University Prague - Tschechien
- Nyima Woser Choekhortshang, Charles University Prague - Tschechien