Publikumserwartungen an Nachrichten im digitalen Zeitalter
Audience expectations of news in the digital age
Wissenschaftsdisziplinen
Medien- und Kommunikationswissenschaften (100%)
Keywords
-
Journalism,
Audience Expectation,
Everyday Life,
Lifestyle Journalism,
Journalistic Role
Immer mehr Menschen meiden die Nachrichten, weil sie das Vertrauen in die Mainstream-Medien verloren haben und die heutigen Nachrichten als zu negativ und sogar irrelevant für ihr persönliches Leben empfinden. Ein Grund dafür ist die wachsende Kluft zwischen dem, was Journalisten ihrem Publikum liefern, und dem, was das Publikum tatsächlich von den Medien erwartet. Ein Teil dieses Problems ist eine normative Fokussierung des Journalismus auf politische Nachrichten, die oft als die einzig wahre Form des Journalismus angesehen werden, auf Kosten anderer Formen wie Sport- oder Lifestyle-Journalismus. Sowohl die Journalismusforschung als auch die Medienindustrie haben sich historisch auf politischen Journalismus konzentriert, der im Vergleich zu anderen Formen des Journalismus das größte Ansehen und die größte Autorität in der Gesellschaft hat. Das Publikum konsumiert jedoch typischerweise ein breites Spektrum an Journalismus und ist oft auch an Nachrichten interessiert, die einen unmittelbareren Bezug zum Alltag der Menschen haben. Über die Politik hinaus kann dies unter anderem Inhalte zu Ernährung, Gesundheit, Reisen, Schönheit, Mode und Technologie umfassen. Tatsächlich können viele dieser Facetten politisch sein, was es schwierig und sogar unnötig macht, das Politische weiterhin vom Alltag zu trennen. Daher ist es notwendig, besser zu verstehen, wie das Publikum Journalismus eigentlich definiert und was es von Nachrichten erwartet. Diese Studie befasst sich mit diesen Fragen, indem sie den Journalismus mit seinen vielfältigen Inhalten konzeptualisiert, um herauszufinden, was Nachrichten für Menschen wertvoll und bedeutungsvoll macht. Dazu wird eine Reihe innovativer Methoden angewandt, wie die Beobachtung von Nachrichtenkonsument:innen. Auch werden Teilnehmer:innen gebeten, ihre Meinungen zu Journalismus in Briefform sowie digitalen Tagebüchern zu äußern. Weiters führt die Studie Fokusgruppen durch, sowie eine repräsentative Befragung der österreichischen Bevölkerung. Es wird erwartet, dass das Projekt dringend benötigtes Wissen generiert, das zu einem besseren wissenschaftlichen Verständnis von Nachrichtenkonsumprozessen führt, und darüber hinaus in wichtige Debatten über Medienvertrauen und -glaubwürdigkeit einfließt. Das Projekt wird weiters praktisches Wissen beisteuern, das in die politische Diskussion darüber einfließt, wie Journalist:innen und Medienakteur:innen die Erwartungen des Publikums besser erfüllen können, um Medienvertrauen und Nachrichtenengagement zu erhöhen.
- Universität Wien - 100%
- Thomas Hanitzsch, Ludwig-Maximilians-Universität München - Deutschland
- Kim Christian Schrøder, Roskilde University - Dänemark
- Irene Costera Meijer, University of Amsterdam - Niederlande
- Elfriede Fürsich, University of Pittsburgh - Vereinigte Staaten von Amerika