Mikrogameten des Schweinekokzids Cystoisospora suis
Microgametes of the porcine coccidium Cystoisospora suis
Wissenschaftsdisziplinen
Veterinärmedizin (100%)
Keywords
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Development,
Fertilization,
Microgamete,
Coccidia,
Cystoisospora suis
Einzellige Parasiten aus der Gruppe der Kokzidien sind bedeutende Krankheitserreger bei Mensch und Tier. Bei Schweinen parasitiert als Vertreter dieser Gruppe Cystoisospora suis im Dünndarm von Ferkeln und kann zu schweren Verdauungsstörungen führen. Diese Parasiten vollziehen eine komplizierte Entwicklung in ihrem Wirt, wobei zunächst eine Vermehrung durch Vielteilung erfolgt, die von einer geschlechtlichen Entwicklung gefolgt ist, bei der unterschiedliche Stadien entstehen, die kleinen, beweglichen Mikrogameten und die größeren, unbeweglichen Makrogameten. Die Bildung und Verschmelzung dieser Stadien ist eine Voraussetzung für die Vollendung des Lebenszysklus des Parasiten, allerdings ist über diese letzte Phase wenig bekannt. Mittels bildgebender, molekularbiologischer und proteinbiochemischer Methoden soll die Reifung und Verschmelzung der Gameten näher untersucht werden, um parasiteneigene Proteine, die nur in dieser Entwicklungsphase gebildet werden, zu finden und zu charakterisieren. Um diese Stadien und ihre Entwicklung auf Zellebene darzustellen und zu untersuchen, steht ein Zellkultursystem zur Verfügung, in dem die vollständige Entwicklung von Cystoisospora suis in Dünndarm-Zellen stattfindet, was die Beobachtung und Analyse der Gameten und ihrer Verschmelzung erlaubt. Dieser biologische Prozess ist auch für verwandte Erreger unverzichtbar in der Entwicklung, so dass deren genauere Beschreibung nicht nur neue Kontrollstrategien gegen Cystoisospora suis, sondern auch gegen andere Parasiten wie Toxoplasma gondii, einen wichtigen Krankheitserreger des Menschen, verspricht. Um die Parasitenstadien genauer zu analysieren werden sie in der Zellkultur vermehrt, isoliert, von den Wirtszellen abgetrennt und mittels RNA-Analyse der Genexpression und Proteinanalysen mittels bioinformatischer Methoden und mit Massenspektrometrie sowie bildgebender Techniken (konfokale Lasermikroskopie) charakterisiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse der Mikrogameten. Sobald Mikrogameten-spezifische Proteine definiert sind, werden diese funktionell eingehender charakterisiert, indem sie mittels immunologischer Methoden daran gehindert werden, die Makrogameten zu befruchten, womit eine Weiterentwicklung der Parasiten in der Zellkultur verhindert werden soll. Dieses Projekt stellt einen wichtigen Schritt zur Erforschung der Zell- und Entwicklungsbiologie der Kokzidien dar und ermöglicht die Definition spezifischer neuer Angriffspunkte für die Infektionsvermeidung mit Kokzidien, speziell Cystoisospora suis beim Schwein.
Porzine Cystoisosporose, eine gastrointestinale Erkrankung von Saugferkeln, verursacht durch den einzelligen Parasiten Cystoisospora suis, betrifft Schweinezuchtbetriebe weltweit. Trotz seiner globalen Verbreitung sind wenig Einzelheiten des Lebenszyklus' dieses Parasiten bekannt, die Hinweise auf Interventionsziele für die Anwendung von Medikamenten oder Impfstoffen liefern könnten. In diesem Projekt haben wir ein Zellkulturformat entwickelt, um alle Entwicklungsstadien des Parasiten im Labor zu vermehren, und anschließend speziell die sexuell differenzierten Stadien (Gamonten und Gameten) analysiert, die ein sogenanntes Nadelöhr für die Parasitenentwicklung darstellen, da die Population während dieser Entwicklung sehr klein ist. Diese bestehen aus Makrogameten, den "weiblichen" Stadien, die groß und unbeweglich sind, und den begeisselten, sehr mobilen "männlichen" Stadien, den Mikrogameten. Diese Stadien sind typisch für Parasiten aus dem Protozoen-Stamm der Apicomplexa und bilden die Grundlage für deren genetische Vielfalt durch sexuelle Fortpflanzung; sie sind jedoch schlecht charakterisiert, da sie nur vorübergehend für kurze Zeit und in begrenzter Zahl vorhanden sind. Wir konnten zeigen, dass die Gameten von C. suis im Labor fusionieren und umweltbeständige Übertragungsstadien, Oozysten, bilden, und dass diese Bildung durch Antikörper unterbrochen werden kann, die gegen spezifische Proteine prä-sexueller und sexueller Stadien des Parasiten gerichtet sind. Um zu testen, ob die Impfung von Schweinen mit diesen Antigenen auch die Entwicklung des Parasiten im Schweinewirt unterbrechen könnte, impften wir trächtige Sauen und infizierten experimentell deren Nachkommen. Die in der Muttermilch enthaltenen Antikörper wurden unmittelbar nach der Geburt auf die Ferkel übertragen und konnten die Ferkel vor den Folgen einer experimentellen C. suis-Infektion, d.h. Parasitenausscheidung und Gewichtsverlust, schützen. Dieses Projekt führte uns von der Entschlüsselung der -Omics der Entwicklungsbiologie von C. suis zur Anwendung der Grundlagenforschung für erste Schritte hin zu einem veterinärmedizinischen Anti-Parasiten-Impfstoffs. Darüber hinaus konnten wir zeigen, dass nicht nur zelluläre, sondern auch sezernierte Proteine sowie Lipide, die in Vesikeln von der Oberfläche des Parasiten abgegeben werden, eine stadienspezifische Zusammensetzung aufweisen und sowohl der Kommunikation mit dem Wirt und auch intra-spezifischer Zellkommunikation, z.B. zwischen Makro- und Mikrogameten, dienen können, um deren Interaktion zu erleichtern. Die Ergebnisse dieses Projekts führten zu mehreren begutachteten Publikationen in internationalen Fachzeitschriften und zu einem Patent auf die Anti-C. suis-Impfung von Schweinen und zu neuen Forschungsfragen zur Biologie von C. suis und seinem nächsten Verwandten, Toxoplasma gondii, dem weltweit am häufigsten vorkommenden Parasiten beim Menschen. Im Gegensatz zu C. suis kann T. gondii im Labor nicht in seinem gesamten Entwicklungszyklus vermehrt werden, weshalb C. suis als alternativer Organismus zur Ergänzung der T. gondii-Forschung dienen kann, da er unter Laborbedingungen unter Verwendung einer begrenzten Anzahl von Tierversuchen studiert werden kann.
- Anja Joachim, Veterinärmedizinische Universität Wien , ehemalige:r Projektleiter:in
Research Output
- 67 Zitationen
- 9 Publikationen
- 1 Methoden & Materialien
- 2 Datasets & Models
- 1 Wissenschaftliche Auszeichnungen
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2024
Titel An in-depth exploration of the multifaceted roles of EVs in the context of pathogenic single-cell microorganisms DOI 10.1128/mmbr.00037-24 Typ Journal Article Autor Feix A Journal Microbiology and Molecular Biology Reviews -
2022
Titel Inhibition of sexual stage-specific proteins results in reduced numbers of sexual stages and oocysts of Cystoisospora suis (Apicomplexa: Coccidia) in vitro DOI 10.1016/j.ijpara.2022.09.006 Typ Journal Article Autor Feix A Journal International Journal for Parasitology Seiten 829-841 Link Publikation -
2022
Titel The transcriptome from asexual to sexual in vitro development of Cystoisospora suis (Apicomplexa: Coccidia) DOI 10.1038/s41598-022-09714-8 Typ Journal Article Autor Cruz-Bustos T Journal Scientific Reports Seiten 5972 Link Publikation -
2024
Titel Cystoisospora suis DOI 10.1016/j.pt.2024.03.009 Typ Journal Article Autor Feix A Journal Trends in Parasitology Seiten 647-648 Link Publikation -
2020
Titel Characterization of Cystoisospora suis sexual stages in vitro DOI 10.1186/s13071-020-04014-4 Typ Journal Article Autor Feix A Journal Parasites & Vectors Seiten 143 Link Publikation -
2021
Titel Progression of asexual to sexual stages of Cystoisospora suis in a host cell-free environment as a model for Coccidia DOI 10.1017/s0031182021001074 Typ Journal Article Autor Feix A Journal Parasitology Seiten 1475-1481 Link Publikation -
2023
Titel Unravelling the sexual developmental biology of Cystoisospora suis, a model for comparative coccidian parasite studies DOI 10.3389/fcimb.2023.1271731 Typ Journal Article Autor Cruz-Bustos T Journal Frontiers in Cellular and Infection Microbiology Seiten 1271731 Link Publikation -
2022
Titel In vitro cultivation methods for coccidian parasite research DOI 10.1016/j.ijpara.2022.10.002 Typ Journal Article Autor Feix A Journal International Journal for Parasitology Seiten 477-489 Link Publikation -
2021
Titel Sexual Development in Non-Human Parasitic Apicomplexa: Just Biology or Targets for Control? DOI 10.3390/ani11102891 Typ Journal Article Autor Cruz-Bustos T Journal Animals Seiten 2891 Link Publikation
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2021
Titel in vitro cultivation of Coccidian parasites in vitro DOI 10.1017/s0031182021001074; 10.1016/j.ijpara.2022.10.002 Typ Physiological assessment or outcome measure Öffentlich zugänglich
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2023
Link
Titel Proteomic analysis of different developmental stages of Cystoisospora suis (Apicomplexa: Coccidia) in vitro. DOI 10.3389/fcimb.2023.1271731 Typ Database/Collection of data Öffentlich zugänglich Link Link -
2022
Link
Titel The transcriptome from asexual to sexual in vitro development of Cystoisospora suis (Apicomplexa: Coccidia). DOI 10.1038/s41598-022-09714-8 Typ Database/Collection of data Öffentlich zugänglich Link Link
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2022
Titel Early Career Research Award Typ Research prize Bekanntheitsgrad Continental/International