Hanslicks "Vom Musikalisch-Schönen": Dynamische Aspekte des Texts und der Kontexte
Hanslick´s "Vom Musikalisch-Schönen": Dynamic Features of the Text and Its Context
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (20%); Kunstwissenschaften (40%); Philosophie, Ethik, Religion (40%)
Keywords
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Hanslick,
Formalism,
Musical Aesthetics,
Textual Analysis,
Contextual Analysis
Unser Projekt Hanslicks Vom Musikalisch-Schönen: Eine Analyse der dynamischen Aspekte des Texts und seiner Kontexte ist titelgerecht vornehmlich mit der historischen Entstehung und der nachmaligen Entwicklung von Eduard Hanslicks Ästhetik-Traktat Vom Musikalisch-Schönen (1854, VMS) befasst, der zu Hanslicks Lebzeiten in zehn eigenhändig bearbeiteten Auflagen veröffentlicht worden ist. Obwohl Hanslicks Abhandlung zu den wichtigsten Publikationen der Musikwissenschaft und Musikphilosophie im deutschen Sprachraum und in der englischen Diskussion zählt, ist über deren eigentliche Entwicklung relativ wenig bekannt. Wir wollen diesen Umstand auf drei Ebenen beheben: 1. Wird textlich analysiert, wie bestimmte Argumente Hanslicks aus seinen journalistischen Zeitungstexten vor dem Jahr 1854 in VMS integriert wurden, welche seiner zentralen Positionen sich hierbei geändert haben, was von ihm dauernd vertreten wurde oder welche Ansichten in anderen Kontexten unter veränderten Bedingungen aufgenommen wurden. Besondere Bedeutung erhalten hierbei drei vorweg publizierte VMS-Kapitel in den Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst aus den Jahren 18531854, die den Kapiteln 46 der beendeten Abhandlung entsprechen. 2. Wird von uns die plausible chronologische Entstehungs-Reihenfolge der sieben Kapitel der ersten Auflage mit diesen erarbeiteten Erkenntnissen rekonstruiert, welche sich von der publizierten Endfassung unterscheidet. Die von uns vermutete Reihenfolge 6, 4, 5, 1, 2, 3, 7 entspricht gleichfalls der schlüssigen Entwicklung von Hanslicks Argumenten und kann dabei helfen, deren logische Struktur folgerichtiger nachzuvollziehen. Dadurch werden ebenso einige strittige Begriffe von Hanslicks VMS-Traktat wesentlich durchsichtiger, deren inhaltliche Bedeutung sich nicht nur von Auflage zu Auflage sondern bereits von Kapitel zu Kapitel radikal ändern kann. 3. Werden von uns die späteren Auflagen von Hanslicks Abhandlung und die dort getätigten Veränderungen analysiert, was vor allem Kapitel 1 und das Ende von Kapitel 7 betrifft. Damit wollen wir ein statisches Verständnis von Hanslicks Ästhetik mit einer dynamischen Interpretation kompensieren, die deutlich werden lässt, dass sich wichtige Referenzen, Konzepte, oder auch Begriffe mit einer jeweils veränderten Blickrichtung Hanslicks kontinuierlich transformieren. Dieses gezielt dynamische Analysemodell wird dann auch auf jene relevanten Kontexte ausgeweitet, die für die erstmalige Entstehung und die historische Entwicklung von Hanslicks VMS-Traktat bedeutend gewesen sind: zum einen direkte textliche Einflüsse auf Hanslicks Theorien aus Philosophie, Musiktheorie, Wissenschaft usw., zum anderen jedoch genauso Einflüsse, die nicht primär textlich ausfallen, wie etwa Hanslicks Karriereweg, die Kontexte aus Bildung, Kultur und Politik, aber auch die Einbindung Hanslicks an diversen staatlichen Institutionen wie dem Thunschen Ministerium für Cultus und Unterricht. Diese bewusst doppelseitige Dynamisierung von Hanslicks VMS-Traktat liefert einen wichtigen Beitrag für das genauere Verständnis dieser zentralen ästhetischen Abhandlung, deren weiter anhaltende Rezeption meist nicht sieht, wie die dynamischen Eigenschaften von Text(en) und Kontext die inhaltliche Auslegung von Hanslicks Hypothesen nachhaltig beeinflusst.
- Privat, Salzburg - 60%
- Österreichische Akademie der Wissenschaften - 40%
- Barbara Boisits, Österreichische Akademie der Wissenschaften , assoziierte:r Forschungspartner:in
- Bojan Bujic, The University of Oxford - Großbritannien
- Nick Zangwill, University College London - Großbritannien
- Hans-Joachim Hinrichsen, University of Zurich - Schweiz
- Thomas Grey, Stanford University - Vereinigte Staaten von Amerika
- Lee Rothfarb, University of California at Santa Barbara - Vereinigte Staaten von Amerika
- Mark Evan Bonds, University of North Carolina at Chapel Hill - Vereinigte Staaten von Amerika