Selbstorganisierende Synchronisation: Stochastische Kopplung
Self-Organizing Synchronization with Stochastic Coupling
Matching Funds - Kärnten
Wissenschaftsdisziplinen
Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (90%); Mathematik (10%)
Keywords
-
Wireless Networks,
Synchronization,
Sensor Networks,
Self-Organization,
Mobile Networks
Ein faszinierendes Beispiel für Selbstorganisation in der Natur sind Schwärme gleichzeitig blinkender Glühwürmchen. Die Synchronität entsteht dabei als emergentes Phänomen: sie ist das Ergebnis einfacher Regeln und lokaler Interaktionen zwischen den Glühwürmchen. Seit Jahren schon ist man daran interessiert, vorhandene mathematische Modelle für Glüh- würmchensynchronisation auf drahtlose Kommunikationsnetze zu übertragen, in denen Zeitsynchronisierung für diverse Funktionen benötigt wird. Eine direkte Übertragung ist je- doch aufgrund der Unterschiede zwischen biologischer und technischer Kommunikation nicht möglich. Daher wurden viele Modifikationen und Ergänzungen vorgenommen, bis man schließlich Algorithmen entwickelt hatte, die in drahtlosen Netzen funktionieren. Im Rahmen dieser Forschung fand man heraus, dass sich unzuverlässige oder bewusst ge- störte Kommunikation zwischen den Entitäten positiv auf die Synchronisationsgenauigkeit und die Wahrscheinlichkeit, dass sich Synchronität überhaupt einstellt, auswirken kann. Die- ses Prinzip der stochastischen Kopplung erlaubt neue, bisher weitgehend unerforschte An- sätze im Entwurf von selbstorganisierenden Synchronisationsalgorithmen, welche wir im vorliegenden Projekt untersuchen werden. Unser Ziel ist es, ein tiefgreifendes konzeptuelles Verständnis zu erlangen und dieses für Synchronisationsaufgaben in realen Netzen einzusetzen. Das Projekt wird sowohl Beiträge zur Theorie der Synchronisierung als auch zur konkreten algorithmischen Umsetzung leisten. Zunächst wollen wir herausfinden, welcher Performanzgewinn sich mit dem Einsatz stochas- tischer Kopplungen erzielen lässt. Danach entwickeln und testen wir verschiedene verteilte adaptive Algorithmen, in denen jede Entität ihre Kopplungswahrscheinlichkeit mit anderen Entitäten kontinuierlich optimiert. Auf einer programmierbaren Hardwareplattform werden diese Algorithmen getestet und schließlich die in der Praxis erreichbaren Synchronisations- genauigkeiten gemessen. Ein mögliches Anwendungsgebiet der Projektergebnisse sind Syn- chronisationsaufgaben in großen Sensor- und Roboternetzen in intelligenten Fabriken.
In der Natur findet man viele Beispiele für das Phänomen der Selbstorganisation: die Synchronisation von Glühwürmchen und Neuronen im Gehirn oder die koordinierte Bewegung von Vogel- und Fischschwärmen. Faszinierend an diesen Systemen ist ihr emergentes Verhalten: einfache Regeln für jede einzelne Einheit und ihre lokalen Interaktionen führen zu einem koordinierten Verhalten des Gesamtsystems. Zahlreiche mathematische Modelle veranschaulichen, wie die Einheiten selbstorganisierender Systeme interagieren, das heißt wie sie ihre Zustände untereinander austauschen und diese anpassen. Interessant dabei ist, dass unzuverlässige oder bewusst erzeugte zufällige Interaktionen sich vorteilhaft auf Konvergenz und Präzision auswirken können. Dieses Prinzip der "stochastischen Kopplung" gewährt einen Freiheitsgrad für die Entwicklung von Algorithmen, die auf technische Systeme wie Roboterschwärme zugeschnitten sind. Dieses Projekt trug zum besseren Verständnis der stochastischen Kopplung und ihres potenziellen Nutzens bei. Es zeigte, dass stochastische Kopplung und allgemeinere Methoden der Randomisierung selbstorganisierte Prozesse in vielerlei Hinsicht erheblich verbessern oder überhaupt erst ermöglichen. Mit dem Schwerpunkt auf Synchronisation (d.h. Koordination in der Zeit) wurden die folgenden Forschungsfragen bearbeitet: Wie können wir drahtlose Netzwerke synchronisieren, wenn Interferenzen den Synchronisationsprozess stören? Wir haben gezeigt, wie Randomisierung in diesem Zusammenhang den Interferenzen entgegenwirken kann. Beispielsweise beschleunigt zufälliges Umschalten zwischen zwei oder mehr Sendeleistungen die Synchronisation ohne den durchschnittlichen Energieverbrauch zu erhöhen. Was sind die Ursachen für Nicht-Synchronisierung, und wie können diese vermieden werden? Wir haben Gründe für die Nicht-Synchronisierung von Netzwerken ermittelt, Bedingungen für das Auftreten von Deadlocks abgeleitet und gezeigt, dass sich die Synchronisierungswahrscheinlichkeit erhöht, wenn jede Einheit einen lokalen anstatt einen globalen Kopplungsparameter verwendet. Neben der Untersuchung der Synchronisation haben wir die Fusion von Synchronisation und Schwarmverhalten zu einem kohärenten Modell erforscht, bei dem die Synchronisation das Schwarmverhalten beeinflusst und vice versa. Solche Systeme, die als "Swarmalators" (O'Keeffe et al.) bezeichnet werden, führen zu visuell ansprechenden Raum-Zeit-Mustern. Einer unserer Beiträge bestand darin, das Swarmalator-Modell ressourceneffizienter zu gestalten, indem wir stochastische Kopplungen nutzen, um die Interaktionen zu randomisieren und so den Overhead zu reduzieren. Zudem haben wir gezeigt, wie sich die Theorien der Synchronisation und Swarmalation auf technische Systeme übertragen lassen, konkret auf mobile Roboter mit Wi-Fi-Konnektivität, wozu nicht triviale Anpassungen erforderlich waren. Wir haben die selbstorganisierte Synchronisation und Swarmalation für drahtlose Systeme angepasst und erweitert, sie im Robot Operating System 2 implementiert und ihre Funktionsfähigkeit in Roboter- und Drohnensystemen unter Beweis gestellt. Damit haben wir erstmalig den Nachweis erbracht, dass Swarmalation in einem technischen System funktioniert (siehe Video: https://www.youtube.com/watch?v=atLhROLzsFo). Unsere Erweiterungen berücksichtigten reale Beschränkungen (nachrichtenbasierte Kommunikation, begrenzte Funkreichweite und physische Kollisionen) sowie Störungen (nicht identische Taktraten, Verzögerungen und Lokalisierungsfehler).
- Universität Klagenfurt - 100%
- Marc Timme, Technische Universität Dresden - Deutschland
Research Output
- 54 Zitationen
- 14 Publikationen
- 6 Wissenschaftliche Auszeichnungen
- 1 Weitere Förderungen
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2024
Titel Chimera states in pulse-coupled oscillator systems DOI 10.1103/physreve.110.054214 Typ Journal Article Autor Vogell A Journal Physical Review E Seiten 054214 Link Publikation -
2019
Titel A review of swarmalators and their potential in bio-inspired computing DOI 10.1117/12.2518682 Typ Conference Proceeding Abstract Autor Bettstetter C Seiten 85 -
2019
Titel A review of swarmalators and their potential in bio-inspired computing DOI 10.48550/arxiv.1903.11561 Typ Preprint Autor Bettstetter C Link Publikation -
2019
Titel Robots that Sync and Swarm: A Proof of Concept in ROS 2 DOI 10.48550/arxiv.1903.06440 Typ Preprint Autor Barciś A Link Publikation -
2019
Titel Beyond Sync: Distributed Temporal Coordination and Its Implementation in a Multi-Robot System DOI 10.1109/saso.2019.00020 Typ Conference Proceeding Abstract Autor Barcis A Seiten 88-96 -
2020
Titel Sandsbots: Robots That Sync and Swarm DOI 10.1109/access.2020.3041393 Typ Journal Article Autor Barcis A Journal IEEE Access Seiten 218752-218764 Link Publikation -
2020
Titel Deadlocks in the synchronization of pulse-coupled oscillators on star graphs DOI 10.1103/physreve.102.062211 Typ Journal Article Autor Vogell A Journal Physical Review E Seiten 062211 Link Publikation -
2023
Titel Radii of Emergent Patterns in Swarmalator Systems DOI 10.1109/acsos58161.2023.00034 Typ Conference Proceeding Abstract Autor Schilcher U Seiten 151-156 -
2021
Titel Stochastic Switching of Power Levels can Accelerate Self-Organized Synchronization in Wireless Networks with Interference DOI 10.1109/acsos52086.2021.00026 Typ Conference Proceeding Abstract Autor Schmidt J Seiten 81-89 -
2021
Titel Swarmalators with Stochastic Coupling and Memory DOI 10.1109/acsos52086.2021.00028 Typ Conference Proceeding Abstract Autor Schilcher U Seiten 90-99 -
2023
Titel Using Randomization in Self-organized Synchronization for Wireless Networks DOI 10.1145/3605553 Typ Journal Article Autor Schmidt J Journal ACM Transactions on Autonomous and Adaptive Systems Seiten 1-20 Link Publikation -
2021
Titel Multidrone Systems: More Than the Sum of the Parts DOI 10.1109/mc.2021.3058441 Typ Journal Article Autor Rinner B Journal Computer Seiten 34-43 Link Publikation -
2022
Titel Of Diamonds, Rings, and Bracelets: Local Values of the Response Parameter can Increase the Synchronization Probability in Pulse-Coupled Oscillators DOI 10.1109/acsosc56246.2022.00022 Typ Conference Proceeding Abstract Autor Vogell A Seiten 25-30 -
2019
Titel Robots that Sync and Swarm: A Proof of Concept in ROS 2 DOI 10.1109/mrs.2019.8901095 Typ Conference Proceeding Abstract Autor Bareis A Seiten 98-104 Link Publikation
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2024
Titel Keynote IEEE ACSOS Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad Continental/International -
2023
Titel Master thesis award of Carinthia Typ Research prize Bekanntheitsgrad Regional (any country) -
2022
Titel PhD thesis award of Carinthia Typ Research prize Bekanntheitsgrad Regional (any country) -
2021
Titel Best paper award: IEEE ACSOS Typ Research prize DOI 10.1109/acsos52086.2021.00028 Bekanntheitsgrad Continental/International -
2020
Titel Keynote EWSN Typ Personally asked as a key note speaker to a conference DOI 10.5555/3400306 Bekanntheitsgrad Continental/International -
2019
Titel Best paper award: IEEE SASO Typ Research prize DOI 10.1109/saso.2019.00020 Bekanntheitsgrad Continental/International
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2023
Titel Student travel grant ACSOS Typ Travel/small personal Förderbeginn 2023 Geldgeber IEEE Computer Society