Victor J. Papanek: Kulturelle Netzwerke von EmigrantInnen & die Gründung des Social Design
Victor J. Papanek: Émigré Cultural Networks and the Founding of Social Design
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (25%); Kunstwissenschaften (50%); Soziologie (25%)
Keywords
-
Viennese émigré design,
Material Culture And Consumption,
Social Design,
Émigré Intellectual Networks,
Victor Papanek,
Design Biography
Das Projekt stützt sich auf bisher ungenützte originale Archivmaterialien (Victor J. Papanek Foundation, Universität für angewandte Kunst Wien) und wird die intellektuelle Bedeutung von EmigrantInnennetzwerken in der Entwicklung von sozial verantwortlichem und humanem Design bis in die 1970er Jahren untersuchen. Mit dem Projekt wird - den hagiographischen Zugang innerhalb der Designgeschichte überdenkend - die Arbeit des führenden Design-Theoretikers Victor Papanek (jüdischer Emigrant aus Wien und Gründer des Social Design) neu kontextualisiert, im Rahmen eines spezifischen EmigrantInnen Diskurses zu den Themen Konsum, Identität und Material-Kultur. Trotz großer inhaltlicher Nähe Papaneks zu anderen österreichischen EmigrantInnen ging dieser Kontext bis heute in der Beschreibung seines Lebenswerk in einer pauschalen nordamerikanischen Nachkriegshistoriographie zu den Themen Konsumkritik und ökologische Bewegung der 1970er Jahre unter. In vorhandenen wissenschaftlichen Arbeiten wird Papanek somit lediglich in Verbindung mit US konsumkritischen Positionen als pragmatisch unternehmenskritischer Lobbyist präsentiert, nicht als originären Denker, der einer europäisch- jüdischen und Wiener Theorietradition zugeordnet werden muss. Aufbauend auf aktuellen theoretische Zugängen zu Konsum- und Identitätspolitik in Verbindung mit EmigrantInnen wird im Projekt untersucht wie maßgeblich die Bedeutung Österreichs - vor allem Wien - für die Entwicklung von Social Design war. Mit dem Projekt wird die gesamte Entwicklung Papaneks und seines EmigrantInnen-Netzwerks bis zur Gründung der Social Design Bewegung beschrieben, vom geistigen Ursprung im progressiven Wien bis hinein ins späte zwanzigsten Jahrhundert. Die zentrale Hypothese ist, dass die Erfahrungen als EmigrantInnen und der geteilte intellektuelle Diskurs entscheidend waren für die Gründung der Social Design Bewegung. 1
Victor J. Papanek: Design Émigré Networks and the Founding of Social Design widmete sich der bislang unerforschten Biografie des führenden Vertreters von sozial und ökologisch nachhaltigem Design: Viktor Papanek, Wiener USA-Emigrant und Autor der bahnbrechenden Publikation Design for the Real World: Human Ecology and Social Change (1970). Während sich Design und Architektur heute weiter auf die Beachtung der gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen menschlicher Umweltgestaltung zubewegt, ermöglicht die Erforschung der Ursprünge dieses sozialen Verständnisses einen dringend nötigen Ausblick. Dieses Projekt leistet einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag in den Bereichen der Emigrationsgeschichte, Ökologie- und Umweltsgeschichte, Post-Development Theorie sowie Designgeschichte und -theorie. Das Forschungsprojekt ist die Grundlage der bedeutenden internationalen Retrospektive Victor Papanek: The Politics of Design (2018), die von der Projektleiterin (Clarke) zusammen mit einem weltweit führenden Designmuseum, dem Vitra Design Museum, Deutschland, kuratiert und konzeptualisiert wurde. Die Wanderausstellung präsentiert an führenden Museumsstandorten in Spanien, den Niederlanden, Belgien und den USA nie zuvor gezeigte Archivmaterialien der an der Universität für angewandte Kunst Wien beheimateten Papanek Foundation. Ein umfangreicher Ausstellungskatalog bereitet Papaneks Arbeit zum ersten Mal für die Öffentlichkeit auf und stellt seine Ideen in den Zusammenhang von Arbeiten führender Designer des 21. Jahrhunderts. Die Forschungsergebnisse wurden umfassend und auf vielfältige Weise der Wissenschaft und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht: So entstanden eine Monografie Victor Papanek: Designer for the Real World (Clarke, MIT Press, i. E.); die Sammelbände Émigré Cultures in Design and Architecture (Clarke & Shapira, Bloomsbury) und Design Organisations: Contested Histories and Values (Clarke and Aynsley, Bloomsbury, i. E.); sowie die internationalen Konferenzen Émigré Design Culture: Histories of the Social in Design (Universität für angewandte Kunst Wien, 2015), Undesign (Universität für angewandte Kunst Wien 2016), Design and Ethics (Österreichische Botschaft London, London Design Week 2017) und International Design Organisations: Histories, Legacies, Values (Centre of Design History, University of Brighton, UK 2017). Gastbeiträge, Medienberichterstattungen und öffentliche Vorträge fanden an den folgenden Institutionen statt: ORF, SRF (Clarke); University of Cambridge (Clarke); National Institute of Design, Ahmedabad, India (Clarke); Bard Graduate Center, New York (Clarke); KHT Royal Institute of Technology Stockholm, Sweden (Clarke); Alvar Aalto Foundation, Finland (Clarke); Royal Danish Academy of Fine Arts (Clarke); École nationale supérieure des arts décoratifs, Paris (Clarke); Royal College of Art, London (Clarke); Concordia University, Montreal (Clarke); Bauhaus Dessau, Germany (Clarke); University of Southern Denmark, Odense (Clarke); RSDI, Providence, USA (Clarke); Innsbruck University, Austria (Shapira); Bar Ilan University, Israel (Shapira); Hebrew University of Jerusalem (Shapira); Freud Museum, Vienna (Shapira); Linz University of Arts (Franke); Zurich University of Arts, Switzerland (Franke); University of Palermo, Italy (Morsink); University of Auckland, NZ (Morsink).
- Jeremy Myerson, Helen Hamyln Centre for Design, Royal College of Art - Großbritannien
- Felicity D. Scott, Columbia University New York - Vereinigte Staaten von Amerika
- Juliet Kinchin, Museum of Modern Art - Vereinigte Staaten von Amerika