Methoden- und Rechtstransfer durch Migration
Transfer of Legal Thought through Migration
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (10%); Rechtswissenschaften (90%)
Keywords
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Transfer Of Legal Thought,
Migration To The Americas,
Interwar Perid,
Second world war,
Pure Theiry of Law
Der Anschluss 1938 löste in Österreich eine regelrechte Migrationswelle von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach Nord- und Südamerika aus, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs andauerte. Unter den Tausenden, die Österreich verließen, waren auch zahlreiche Rechtsgelehrte, aufgrund des anderen Rechtssystems und der Sprachbarriere gelang es jedoch nur den wenigsten, in der neuen Welt ihre akademische Karriere auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften fortzusetzen. Das vorliegende Forschungsprojekt unternimmt den Versuch, die Geschichte des Transfers von juristischem Denken, österreichischen Rechtskonstruktionen, vielleicht sogar österreichischen Rechtsnormen und soweit man überhaupt von einer solchen sprechen kann österreichischer Rechtskultur nach Nord- und Südamerika nachzuzeichnen. Es tut dies, indem es das Leben und das im Exil veröffentlichte wissenschaftliche Werk dreier ausgewählter Rechtsgelehrter analysiert, die vor dem Zweiten Weltkrieg an einer österreichischen juristischen Fakultät ausgebildet wurden und nach 1945 in ihrer neuen amerikanischen Heimat ihre akademische Karriere in einem der großen Rechtsgebiete (Zivilrecht, Öffentliches Recht und Rechtswissenschaft) fortsetzten. Im Bereich des Völkerrechts und der Rechtsphilosophie konzentriert sich das Forschungsprojekt auf den Vertreter der Wiener Schule Josef Kunz, für den strafrechtlichen Teil steht das Leben und Werk einer der ersten weiblichen Professorinnen in den Vereinigten Staaten Helen Silving im Mittelpunkt. Auf dem Gebiet des internationalen Privatrechts steht der Wiener Zivilrechtsexperte Albert Armin Ehrenzweig, dessen Abhandlung über die Kollisionsnormen auch heute noch als Referenzwerk des internationalen Privatrechts gilt, im Zentrum des Forschungsvorhabens. Das vorliegende Forschungsprojekt stellt das wissenschaftliche Werk dieser drei Emigranten in einen Zusammenhang mit ihrem Leben und Netzwerken im Exil und unternimmt so den Versuch den Transfer und die Entwicklung juristischer Denkstile im Exil nachzuzeichnen.
- Clemens Jabloner, Hans Kelsen-Institut , nationale:r Kooperationspartner:in