Bergsteigerin vor Großglockner
Neue Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen: Zwei weitere Exzellenzcluster werden ab Herbst 2024 an neun Standorten kooperative Forschungsprojekte in Österreichs Stärkefeldern starten. © JFK/Expa/Picturedesk

In der Exzellenzinitiative excellent=austria der Bundesregierung zum Ausbau der Spitzenforschung an den Universitäten und außeruniversitären Forschungsstätten stehen die nächsten Förderungen fest. Das wissenschaftliche Kuratorium des FWF bewilligte nach Empfehlung der internationalen Jury zwei weitere Exzellenzcluster, die neben dem mehrstufigen Entscheidungsprozess noch ein zusätzliches Short-Track-Verfahren erfolgreich durchlaufen haben. Diese beiden Bewilligungen schließen die erste Finanzierungsrunde der Exzellenzinitiative excellent=austria ab: Insgesamt neun Exzellenzcluster und fünf Emerging Fields ermöglichen einen Innovationsschub in der Grundlagenforschung in noch nie dagewesener Dimension. Das gesamte bisherige Investitionsvolumen seitens des FWF beläuft sich auf 186 Millionen Euro, hunderte Forschende sind an insgesamt 24 Forschungsstätten in ganz Österreich beteiligt.

Wissenschaftsminister Martin Polaschek und FWF-Präsident Christof Gattringer gratulieren

„Mit der Exzellenzinitiative haben wir gemeinsam mit dem FWF neue Maßstäbe in der Förderung von Grundlagenforschung gesetzt. Die beiden neuen Clusters of Excellence in den Bereichen Gehirnforschung und Kreislaufwirtschaft stärken den Forschungsstandort Österreich in zentralen Zukunftsbereichen und tragen zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Österreich und Europa bei. Hierfür stellen wir seitens des BMBWF 37 Millionen Euro über den FWF zur Verfügung“, so Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek.

„Österreichs Exzellenzcluster sind für die Gesellschaft von zentraler Bedeutung, da sie die Basis für zukünftige wissenschaftliche Durchbrüche legen. Mit diesen umfangreichen Investitionen geben wir den Besten ihres Faches die Möglichkeit, Stärkefelder auszubauen und langfristige Innovationen im Bereich nachhaltiger Technologien und der Medizin hervorzubringen. Dabei haben sie nicht nur wissenschaftliche Exzellenz im Blick, sondern legen auch auf Ausbildung, Kommunikation und Wissenstransfer großen Wert“, so FWF-Präsident Christof Gattringer.

Zwei weitere Exzellenzcluster an Forschungsstätten in vier Bundesländern

In den zwei neuen Exzellenzclustern arbeiten Forschende von neun Universitäten und außeruniversitären Forschungsstätten zusammen: das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das Institute of Science and Technology Austria (ISTA), die Medizinische Universität Innsbruck, die Medizinische Universität Wien sowie die Universität Wien im Exzellenzcluster zur Hirnforschung und die Universität für Bodenkultur Wien, die Technische Universität Graz, die Technische Universität Wien, die Universität Graz und die Universität Wien zur Erforschung nachhaltiger Materialkreisläufe. Pro Cluster arbeiten Teams mit mehr als 100 Wissenschaftler:innen über fünf Jahre hinweg zusammen.

Gehirnforschung und nachhaltige Materialkreisläufe im Fokus

Österreichs nächste Exzellenzcluster werden Grundlagenforschung auf höchstem wissenschaftlichen Niveau in den Zukunftsbereichen der Gehirnforschung und nachhaltiger Materialkreisläufe ausbauen. Mit den Förderungen können an den beteiligten Institutionen langfristige Strukturen, attraktive Rahmenbedingungen sowie internationale Sichtbarkeit geschaffen werden. Einen Exzellenzcluster zeichnen die erfolgreiche Kombination von Spitzenforschung, forschungsgeleiteter Ausbildung und Nachwuchsförderung sowie der nationale und internationale Wissensaustausch aus. Zudem ist der Wissens- und Technologietransfer mit Wirtschaft und Gesellschaft ein zentrales Element.

Gemeinsame Finanzierung mit beteiligten Universitäten und Institutionen

Das Fördervolumen der einzelnen Cluster setzt sich aus einem 60-Prozent-Anteil des Wissenschaftsfonds FWF und einem 40-Prozent-Anteil an Eigenmitteln der beteiligten Forschungsstätten zusammen. Insgesamt erreichen die beiden Exzellenzcluster dadurch ein Gesamtinvestitionsvolumen von 62 Millionen Euro über die nächsten fünf Jahre.

Für alle neun Exzellenzcluster stellt der FWF somit insgesamt 155 Millionen Euro für die ersten fünf Jahre zur Verfügung. 104 Millionen Euro kommen noch seitens der beteiligten Institutionen dazu.

Österreichs nächste Exzellenzcluster im Überblick

Exzellenzcluster „Neuronal Circuits in Health and Disease“

Board of Directors des Exzellenzclusters „Neuronal Circuits in Health and Disease“
© FWF/Daniel Novotny

Die Geheimnisse des Gehirns entschlüsseln

Das Gehirn ist das komplexeste und raffinierteste Organ des menschlichen Körpers. Daher ist das Verständnis der Gehirnfunktion nicht nur die schwierigste wissenschaftliche Herausforderung für den Menschen, sondern folgt auch dem Streben nach Rationalisierung des Bewusstseins, des „menschlichen Selbst“, nach Leistungsmaximierung und nach Vorlagen für all jene Disziplinen, die das menschliche Gehirn als Vorbild für Handlungsmodelle verwenden. Der Exzellenzcluster macht es sich zur Aufgabe, ein umfassendes Verständnis dafür zu schaffen, wie sich verschiedene Arten von inhibitorischen Neuronen – unverzichtbare zelluläre Knotenpunkte jedes neuronalen Netzwerks – entwickeln und zur Steuerung von Schaltkreisoperationen, die dem Verhalten zugrunde liegen, interagieren, und wie sie für Krankheiten wie Schizophrenie, Autismus und Epilepsie anfällig sind. Dafür werden neue Konzepte für personalisierte medikamentöse Therapien entwickelt, um psychische Krankheiten zu lindern.

„Es ist eine einmalige Gelegenheit, führende Köpfe der österreichischen Neurowissenschaften zu vereinen, sowohl aus der Grundlagenforschung wie auch der klinischen Forschung, um in einem groß angelegten Projekt greifbare Fortschritte beim Verständnis der Hirnfunktionen und bei der Entwicklung von Therapien für Hirnerkrankungen zu erzielen“, so Tibor Harkany, Director of Research, über die Ziele des Exzellenzclusters.

Board of Directors und Forschungsstätten

  • Francesco Ferraguti (Medizinische Universität Innsbruck)
  • Thomas Klausberger (Medizinische Universität Wien)
  • Gaia Novarino (Institute of Science and Technology Austria (ISTA))
  • Tibor Harkany (Director of Research, Medizinische Universität Wien)
  • Noelia Urbán Avellaneda (IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie, ÖAW)
  • Manuel Zimmer (Universität Wien)
  • Peter Jonas (Institute of Science and Technology Austria (ISTA))

FWF-Fördervolumen

21 Millionen Euro

Exzellenzcluster „Circular Bioengineering“

Board of Directors des Exzellenzcluster „Circular Bioengineering“
© FWF/Daniel Novotny

Materialkreisläufe nachhaltig gestalten

Die Ausbeutung begrenzter Ressourcen zur Produktion von Konsumgütern schafft kurzfristig Wohlstand, bedroht aber langfristig die Existenzgrundlage vieler Lebewesen. Der Exzellenzcluster „Circular Bioengineering“ forscht daher an der Entkopplung von wirtschaftlichem Wachstum und Ressourcenverbrauch. Die Herstellung von Plattformchemikalien und Materialien aus erneuerbaren Rohstoffen sowie deren effiziente und vor allem zirkuläre Verwendung ermöglicht die Umstellung von erdölbasierten auf biobasierte Materialien. Der Einsatz von Konzepten der grünen Chemie sowie biotechnologischer Prozesse schafft eine nachhaltige und umweltschonende Alternative. Der Exzellenzcluster erforscht grundlegende Methoden und Prozesse zur Etablierung einer zirkulären Bioökonomie und bildet eine neue Generation von Nachwuchsforscher:innen mit umfassenden Kompetenzen zur Bewältigung unserer Zukunft aus. 

„Wir erforschen neue umweltfreundliche Methoden und Prozesse zur Herstellung von biobasierten Chemikalien und Materialien; dabei berücksichtigen wir insbesondere deren Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft, um bestmögliche Lösungen für unsere Zukunft zu entwickeln“, so Roland Ludwig, Director of Research, über den neuen Exzellenzcluster.

Board of Directors und Forschungsstätten

  • Chris Oostenbrink (Universität für Bodenkultur Wien)
  • Antje Potthast (Universität für Bodenkultur Wien)
  • Marko Mihovilovic (Technische Universität Wien)
  • Roland Ludwig (Director of Research, Universität für Bodenkultur Wien)
  • Wolfgang Kroutil (Universität Graz)
  • Gunda Köllensperger (Universität Wien)
  • Bernd Nidetzky (Technische Universität Graz)

FWF-Fördervolumen

16 Millionen Euro

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