Ein ausgetrocknetes Flussbett
Die trockene Landschaft des Yeso-Flusseinzugsgebiets im Cajón del Maipo in Chile ist auf die sehr geringen Niederschlagsmengen zurückzuführen. © ISTA/Vicente Valasco

Derzeit werden im Rahmen der Water4All-Partnerschaft zwei Forschungsprojekte mit österreichischer Beteiligung und unter anderem mit Förderung des FWF durchgeführt: „MegaWat“ widmet sich der Erforschung europäischer Megadürren und „Interlayer“ beschäftigt sich mit dem Wasser unter dem Aspekt hydroklimatischer Extremereignisse.

Erforschung von Megadürren in Europa

Francesca Pellicciotti, Geowissenschaftlerin und Professorin am Institute of Science and Technology Austria (ISTA), leitet das Gemeinschaftsprojekt mit dem Titel „MegaWat – Megadürren in den Wassertürmen Europas“. Pellicciotti, die vom ISTA aus forscht, koordiniert ein internationales Konsortium von Wissenschaftler:innen der ETH Zürich, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), der Futurewater SL (Spanien), der Universiteit Utrecht (Niederlande) und des Consiglio Nazionale delle Ricerche (Italien).

Francesca Pellicciotti erklärt: „Megadürren sind schwere, anhaltende Dürreperioden, die mehrere Jahre andauern. Sie sind in den letzten zwei Jahrtausenden auf allen Kontinenten außer der Antarktis aufgetreten. Die seit zehn Jahren andauernde Megadürre in Chile, die zur Ausrufung des Notstands, zu dramatischer Wasserknappheit und zu Ernteausfällen geführt hat, hat mich zu dieser Forschungsarbeit motiviert. Gleichzeitig ist die Häufigkeit der Dürren in Europa zu Beginn des 21. Jahrhunderts so hoch wie seit über 2.000 Jahren nicht mehr. Auch Europa könnte eine Zukunft mit immer dramatischeren Dürreperioden bevorstehen. Deshalb brauchen wir eine kontinentweite Forschung über die Ursachen, Risiken, Auswirkungen und Bewältigungsstrategien von Megadürren in den europäischen Gebirgen, oder ,Wassertürmen‘, wie wir sie nennen.“

Das Wasser in den Bergen – oft in Form von Gletschern – ist eine wichtige Quelle für die Wasserversorgung der flussabwärts gelegenen Gebiete. Während die Gletscher bei kürzeren Dürreperioden – die also weniger als ein paar Jahre dauern – als Puffer fungieren, indem sie das dringend benötigte Schmelzwasser für den Sommer liefern, ist über die Auswirkungen jahrzehntelanger Megadürren und die Rolle der Gletscher und des Schnees bei deren Abschwächung wenig bekannt. Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Gebirgssysteme nach einer Reihe von Dürrejahren sogar ein erhöhtes Wasserdefizit aufweisen könnten. „Um diese Wissenslücke zu schließen, werden mein Team und ich am ISTA extreme europäische Dürreperioden der Vergangenheit rechnerisch simulieren – und dann die Auswirkungen künftiger Megadürren auf die europäischen Wassertürme“, sagt Pellicciotti. „Wir hoffen zu erfahren, welche der europäischen Bergregionen am empfindlichsten auf extreme Dürren reagieren, um besser zu verstehen, wie solche Dürren entstehen, und um Strategien für das Wassermanagement und die Schadensbegrenzung für die europäischen Akteure zu entwickeln.“

Wasser unter dem Aspekt hydroklimatischer Extremereignisse

Ein Fluss mit Baumwurzeln
Wasserrückhaltetechnologien können dabei helfen, hydroklimatische Extremereignisse besser zu managen. © Johann Peter Rauch

Das Forschungsprojekt „Interlayer – Wasser unter dem Aspekt hydroklimatischer Extremereignisse“ widmet sich der komplexen Verflechtung von Wasserverfügbarkeit und -qualität zur Abschwächung von und Anpassung an hydroklimatische Extreme in Europa. Das Projekt wird von Miguel Potes, Universidade de Évora, Portugal, koordiniert. Johann Peter Rauch, Universität für Bodenkultur Wien, ist einer der Projektpartner, weitere Wissenschaftler:innen des internationalen Konsortiums kommen vom Geological Survey of Denmark and Greenland (Dänemark), Kobenhavns Universitet (Dänemark), dem Institul National de Cercetare-Dezvoltare Pentru Geologi si Geoecologie Marina-Geoeco-Mar (Rumänien), der Fundación para la Investigación del Clima (Spanien), der Meteogrid, SL (Spanien) und der Region Hovedstaden (Dänemark).

In diesem Forschungsprojekt geht es darum, Strategien zu entwickeln, um die Verbindung zwischen der Bewirtschaftung von Oberflächen- und Grundwasser zu verbessern. Dazu sollen Maßnahmen ergriffen werden, die Wasser zurückhalten, um den Wasserabfluss zu reduzieren und die Grundwasserspeicher wieder aufzufüllen. Das Ziel ist, die negativen Auswirkungen von extremen Wetterereignissen auf die Wassermenge und -qualität zu verringern.

Projektpartner Johann Peter Rauch dazu: „Hydroklimatische Extremereignisse werden aufgrund des Klimawandels zunehmen. Dadurch besteht ein hoher Bedarf, unser Wasserressourcen-Management anzupassen. Landnutzung, Oberflächenwasser, Grundwasser und Ökosystemmanagement müssen integrativ betrachtet werden. Das Projekt ,Interlayer‘ konzentriert sich auf die Frage, wie Wasserrückhaltetechnologien dazu beitragen können, die Widerstandsfähigkeit, Anpassung und Abschwächung von hydroklimatischen Extremereignissen zu verbessern.“

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