Wohlstand und der gender gap in der MINT-Wahl
Affluence and the gender gap in STEM study choices
Wissenschaftsdisziplinen
Soziologie (100%)
Keywords
-
Affluence,
Gender,
STEM,
Study choice
Ein überraschender Befund aus der jüngeren sozialwissenschaftlichen Forschung ist, dass der Unterschied zwischen Frauen und Männern bei der Wahl von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) -Studienfächern in reichen und gender-egalitäreren Ländern oft besonders groß ist. So sind, zum Beispiel, Frauen in Norwegen schlechter in MINT-Fächern repräsentiert als in Algerien. Dieser kontraintuitive Befund wird auch Gender-Equality-Paradox (GEP) genannt. Häufig werden ökonomische Zwänge und geschlechtsspezifische Präferenzen (hinsichtlich Selbstverwirklichung) als Erklärung des GEP herangezogen: Da norwegische Frauen und Männer durchschnittlich reicher sind als AlgerierInnen, können sie ihren (sozial geformten) genderspezifischen Präferenzen besser folgen, was zu einer geringeren Anzahl von Frauen in MINT- Fächern in Norwegen führt. Allerdings gibt es bisher kaum Forschung, welche solche Erklärungen stichhaltig testet. Es ist nicht klar ob (und (wenn ja wie) elterlicher Wohlstand die Präferenz für und Wahl von MINT-Studienfächer von Frauen und Männern beeinflusst und somit das GEP erklären könnte. Das Ziel unseres Projektes ist es, diese Forschungslücken zu adressieren und die folgenden vier Forschungsfragen zu beantworten: (a) Wie beeinflusst elterliche Wohlstand die Präferenzen für und Wahl von MINT-Studienfächern von Männern und Frauen?; (b) In wieweit kann der Wohlstand eines Haushaltes das Gender-Equality-Paradox erklären?; (c) Wie lassen sich die Effekte des Wohlstands der Haushalte auf die Präferenzen für und der Wahl von MINT-Studienfächern erklären?; (d) Zu welchem Ausmaß werden die Effekte des Wohlstands der Haushalte durch Faktoren wie wirtschaftliche Entwicklung, Wohlfahrtsstaatleistungen oder sozio-ökonomische Ungleichheit verstärkt oder abgeschwächt? Diese Forschungsfragen sollen in sechs Studien beantwortet werden. Mit den ersten zwei Studien soll der Effekt von Haushaltseinkommen auf geschlechtsspezifische MINT-Präferenzen anhand von internationale Querschnittsdaten getestet werden. Die Studien testen auch ob GEP damit erklärt werden kann und ob Effekte von Haushaltseinkommen durch Faktoren auf Länderebene moderiert werden. Die weiteren vier Studien richten den Fokus auf Deutschland, aus substanziellen und forschungspragmatischen Gründen (Deutschlands hat ein stark entwickeltes System der beruflichen Bildung und für Deutschland sind einzigartige longitudinalen Daten verfügbar). Wir testen den Effekt diverser Indikatoren für den Wohlstand von Haushalten auf die geschlechtsspezifische MINT- Studienwahl, Effekte möglicher Moderatoren auf (Bundes-)Länderebene, Effekte diesbezüglicher Mediatoren und schließlich auch Effekte von Moderatoren auf studienfach-Ebene. Mit der Ausrichtung unseres Forschungsprojekts beabsichtigen wir nicht nur, spezifische Forschungslücken zu schließen, sondern wollen auch Bedingungen für eine stärkere Repräsentation von Frauen in MINT aufzeigen.
- Universität Innsbruck - 100%