Neue Horizonte für die Forschung: Die Bedeutung transdisziplinärer Ansätze
Wissenschaftsferne Personen und Organisationen in ein Forschungsvorhaben einbinden, um gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden: Transdisziplinäre Forschung ist ein transformativer Ansatz in der Wissenschaft, der von der Zusammenarbeit und Vernetzung seiner Akteur:innen lebt. Diese Art der Forschung kann ein wichtiges Instrument dafür sein, die globalen Herausforderungen und Probleme unserer Zeit zu bewältigen. Dabei arbeiten Forschende verschiedenster Disziplinen gemeinsam mit nichtakademischen Akteur:innen an Lösungen. Unabhängig von Thema und Kontext geht es darum, dass die Forschenden das Leben der Menschen verbessern, indem sie Seite an Seite mit ihnen arbeiten.
Expert:innen aus ganz Europa haben im Projekt „UNDISCIPLINED“ unter der Koordination des Londoner Research on Research Institute die transdisziplinäre Forschung einer intensiven Bestandsaufnahme unterzogen, erfolgreiche Förderpraktiken gesammelt und Rückschlüsse für eine Weiterentwicklung transdisziplinärer Ansätze gezogen. Dabei nahmen die Expert:innen unter die Lupe, wie Forschungsförderer transdisziplinäre Projekte definieren, welche Bedeutungsfacetten diese Definitionen haben und was aus den verschiedenen Ansätzen im Vergleich unterschiedlicher Förderprogramme gelernt werden kann.
Die Studie beinhaltet auch eine Reihe vertiefender Fallstudien, darunter sieben Ausschreibungen in sechs Programmen von RoRI-Partner:innen (Wissenschaftsfonds FWF, Dutch Research Council, VolkswagenStiftung, Schweizerischer Nationalfonds, King Baudouin Foundation und Social Sciences and Humanities Research Council of Canada), beispielsweise die FWF-Programme #ConnectingMinds und Emerging Fields.
Zentrale Ergebnisse und Empfehlungen
Aus der Studie lassen sich drei zentrale Bedeutungsaspekte in den Definitionen von transdisziplinärer Forschung ableiten: akademische/nichtakademische Partnerschaften, Werte (zum Beispiel Lösung globaler Herausforderungen) und gesellschaftlich wirksame Forschungsergebnisse. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Rolle der Forschungsförderer bei der Unterstützung transdisziplinärer Projekte ist. Zu den praktischen Empfehlungen gehört, den Partnerschaften Zeit für ihre Entwicklung zu geben, eine Anschubfinanzierung für die Anfangsphase bereitzustellen und den Antragsteller:innen Beratung und Schulungen anzubieten.
Das #ConnectingMinds-Programm setzt dies unter anderem über seinen stufenartigen Aufbau um. Stufe 1 bietet die Finanzierung eines Workshops zur Vertiefung der Projektidee und des geplanten Forschungsprozesses für ein #ConnectingMinds-Projekt gemeinsam mit Praxisakteur:innen. Stufe 2 bildet das #ConnectingMinds-Projekt selbst. Darüber hinaus bietet der FWF anlässlich der nächsten #ConnectingMinds-Ausschreibung Trainings zu transdisziplinärer Forschung an. Eine wirksame Kommunikation zwischen Fördergebern, Forschenden und Nutzer:innen des Wissens ist wichtig, um klare Rollen und Verantwortlichkeiten zu gewährleisten und umfassendere Programmziele zu erreichen.
Seit September 2024 steht ein weiteres Working Paper zum Thema „Peer review in funding organizations: An analytical literature review“ (RoRI Working Paper No.11) zur Verfügung, um ein systematisches Verständnis der Ziele und Merkmale von Peer-Reviews in verschiedenen Bereichen zu entwickeln. Betrachtet werden darin auch mögliche Synergien zwischen den Bereichen, in denen Peer-Review stattfindet, sowie nächste Schritte für zukünftige Forschung.
Veranstaltungen und Trainings rund um transdisziplinäre Forschung
Bei der ITD24-Konferenz, der International Transdisciplinarity Conference vom 4. bis 8. November 2024 an der Universität Utrecht, Niederlande, findet eine Session zu den Ergebnissen des Projekts statt. Der FWF bietet am 11. November ein Präsenz-Training und am 12. November 2024 ein virtuelles Training für Forschende mit Interesse an und/oder Erfahrungen in transdisziplinärer Forschung an. Das Training wird von zwei Expert:innen zum Thema Transdisziplinarität vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung geleitet. Die REvaluation-Konferenz vom 4. bis 6. Dezember in Wien hat ein Konferenzpanel zum Thema „Funding Transdisciplinarity“ am Programm.