Von Biodiversität bis Allergie – FWF fördert vier neue WissKomm-Projekte
Warum ist Artenvielfalt wichtig, was ist Membranbiophysik, welche Rolle spielt chemische Forschung in unserem Alltag und was hat es mit Nahrungsmittelallergien auf sich? Antworten auf diese Fragen geben vier neue WissKomm-Projekte, die vor allem die nächste Generation für Wissenschaft begeistern wollen. Die Forschenden Bea Maas und Nuno Maulide von der Universität Wien, Ariane Pessentheiner von der Universität Graz und Ines Swoboda von der FH Campus Wien konnten die Jury mit außergewöhnlich innovativen Kommunikationskonzepten überzeugen. Alle vier Projekte setzen auf Lernen durch Mitmachen und Selbstgestalten und basieren inhaltlich auf FWF-geförderten Forschungsprojekten der Wissenschaftler:innen.
SoundsWild: Vögel & Fledermäuse neu entdecken
Im Projekt SoundsWild geht es um Artenvielfalt, Naturschutz und Nachhaltigkeit. Biologin Bea Maas wendet sich mit ihrem Konzept an Schüler:innen in ganz Österreich, die den Wert von Biodiversität am Beispiel der Ökosystemleistungen von Vögeln und Fledermäusen kennen- und erleben lernen. In partizipativen Workshops an Schulen bauen Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren unter fachkundiger Anleitung ihre eigenen Ultraschalldetektoren. Diese verwenden sie dann in einer Mini-Exkursion ins Freie zum Bestimmen von Vogelstimmen und Fledermausrufen. Alle Beobachtungen und was die entdeckten Arten zu bieten haben, wird anschließend ausführlich besprochen. Ergänzend zu den Workshops sind die Schüler:innen eingeladen, sich auch selbstständig und kreativ mit Vögeln oder Fledermäusen auseinanderzusetzen. Mit ihren Beiträgen können sie dann an einem Kreativwettbewerb teilnehmen. Das Projekt SoundsWild kooperiert mit angesehenen Partnern wie dem Tiergarten Schönbrunn und dem Künstler Dominik Eulberg. Medial begleitet wird es über projekteigene digitale Kommunikationskanäle (Projektwebsite, TikTok, Instagram, Facebook, Youtube) und durch Pressearbeit.
Die Chemie der Sinne
Methoden und Erkenntnisse chemischer Forschung stehen im Mittelpunkt des Projekts „Die Chemie der Sinne“ unter der Leitung von Chemiker Nuno Maulide. Anhand der fünf menschlichen Sinne sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahren und dadurch besser verstehen, welche Bedeutung Chemie für unser Leben und unseren Alltag hat. In Kooperation mit dem Verein Neues Atelier, dem Naturhistorischen Museum Wien, dem Botanischen Garten der Universität Wien, dem Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB), dem Kinderbüro Universität Wien, dem Kulturhaus Brotfabrik und mit HAPPYHOLO.COM, allesamt Expert:innen für Wissenschaftsvermittlung, wurden geeignete Maßnahmen konzipiert, die in den kommenden zwei Jahren umgesetzt werden. Das Angebot reicht von Hands-on-Experimentierboxen und digitalen Vermittlungsformaten über Workshops bis hin zu künstlerischen Umsetzungen wie einem multisensorischen Theaterstück oder einem Schüler:innen-Wettbewerb für eigene chemische Experimente. Durch besonders niederschwellige Formate sollen speziell auch bildungsferne Zielgruppen erreicht und angesprochen werden.
BioPhyCom – Mit Comics in die Welt der Biomembranen tauchen
Biologische Membranen sind komplexe Zellbestandteile und unerlässlich für die zelluläre Kommunikation im Körper. Wie genau diese Kommunikation funktioniert, welche molekularen Werkzeuge es zu ihrer Erforschung braucht und warum es Menschen krank macht, wenn sie nicht mehr funktioniert, damit beschäftigt sich die Membranbiophysik. Mit dem Projekt „BioPhyCom“ möchte Biochemikerin Ariane Pessentheiner mithilfe von Wissenschaftscomics Schüler:innen von 8 bis 14 Jahren mit den Grundlagen der Membranbiophysik vertraut machen. Sie will sie damit für Naturwissenschaften begeistern und ihnen darüber hinaus zeigen, wie der Job als Wissenschaftler:in aussieht. Comics eignen sich wegen ihrer Niederschwelligkeit und durch die Verbindung von Text und Bild hervorragend, um Kindern und Jugendlichen komplexe wissenschaftliche Themen näherzubringen. In Workshops lernen die Schüler:innen Wissenschaftscomics zu zeichnen, die dann im Unterricht und bei Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Forschung präsentiert werden. Geplant ist außerdem, sie gesammelt in einem Comicband zu veröffentlichen.
INDIKINA – ein interaktives, digitales Kinderbuch
Nahrungsmittelallergien gehören zu den häufigsten und, weil sie lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktionen hervorrufen können, auch zu den gefährlichsten Allergien. Vor allem Kinder sind davon betroffen. Eine vorbeugende Behandlung der Ursachen von Nahrungsmittelallergien gibt es bisher noch nicht. Es können nur die Symptome medikamentös bekämpft und die allergieauslösenden Nahrungsmittel vermieden werden. Deshalb spielt die Aufklärung von Patient:innen eine wichtige Rolle und genau darum geht es im Wissenschaftskommunikationsprojekt INDIKINA von Allergieforscherin Ines Swoboda. Sie will 8- bis 10-Jährigen die Grundlagen von Nahrungsmittelallergien auf spielerisch-erzählerische Art und Weise nahebringen. Dazu wird sie mit Open Science - Lebenswissenschaften im Dialog, einem Verein für Wissenschaftskommunikation, mit dem Institut für Jugendliteratur und dem Softwareunternehmen Vienom ein interaktives digitales Kinderbuch über Nahrungsmittelallergien entwickeln. Es ist das erste seiner Art im deutschsprachigen Raum und wird eine Kombination aus Unterhaltung und Lernen bieten. Erarbeitet wird es von einem transdisziplinären Team gemeinsam mit Volksschulkindern, die von der Konzeption bis zur Umsetzung mit eingebunden sind.
Wissenschaftskommunikationsprogramm des FWF
Der Wissenschaftsfonds FWF unterstützt Forscher:innen, ihre FWF-geförderte Forschungsarbeit durch neue, kreative und herausragende Kommunikationsmaßnahmen an wichtige Zielgruppen zu vermitteln. Ziel ist es, Forschung und ihre Ergebnisse sichtbar zu machen und den Dialog mit der Öffentlichkeit auszubauen. Das Wissenschaftskommunikationsprogramm des FWF besteht seit 2013. Mittel und Laufzeit der Förderung wurden im April 2022 auf maximal 100.000 Euro und zwei Jahre pro Projekt verdoppelt. Eine Fachjury hat die vier neuen Kommunikationsprojekte aus 35 eingereichten Anträgen ausgewählt.