Die Pandemie hinterlässt auch Spuren in Gleichstellungsfragen. Die Mehrfachbelastung hat bei Frauen deutlich zugenommen, es kam zu einem Gewaltanstieg in den Familien sowie einer Dominanz von Männern bei politischen Entscheidungsprozessen und bei der medialen Präsenz von Expert:innen – so fasste das BMBWF bereits anlässlich des letzten Frauentages die Situation zusammen. Im Wissenschaftsbereich zeigt sich auch, dass Frauen während der Pandemie weniger als ihre männlichen Kollegen publizieren konnten. 

Bereits seit Längerem räumt der Wissenschaftsfonds FWF der Gleichstellung und Frauenförderung einen zentralen Stellenwert ein. Und die Pandemie hat einmal mehr verdeutlicht, dass die Frauenförderung immer wieder weiterentwickelt und gestärkt werden muss, um rückläufigen Tendenzen entgegenzuwirken. Aus diesem Grund wird der FWF seine Aktivitäten auch in Zukunft intensiv fortführen.

Hier ein Überblick über die aktuellen Schwerpunkte: 

Frauenspezifische Maßnahmen in der Karriereförderung

Das nach einem breiten Konsultationsprozess neu gestaltete Karriereprogramm ESPRIT beinhaltet mehrere frauenspezifische Maßnahmen – die Wirkung zeigen, wie jetzt deutlich wird. Denn mittlerweile sind auch die ersten Forschenden bewilligt worden, der Frauenanteil lag in der ersten Bewilligungsrunde bei 50 Prozent. Für die aktuell laufende erste Entscheidungsrunde im Jahr 2022 erwartet der FWF eine ähnlich ausgeglichene Quote in diesem hochkompetitiven Programm, das Männern und Frauen offensteht. Die Hälfte der Projektförderungen wird an Frauen vergeben, Mentoring und Karriereentwicklungs-Angebote für Projektleiterinnen und frauenspezifische Begleitmaßnahmen sind fix implementiert und werden extern evaluiert. Ein ähnlich ausgeglichenes Bild zeigt sich übrigens erfreulicherweise auch im Schrödinger-Mobilitätsprogramm.

Höhere Gleichstellungstandards und mehr Sensibilisierungsarbeit

Wer die Arbeit von Wissenschaftler:innen begutachtet, muss stets versuchen, Bias und unbewusste Selektionsmechanismen bestmöglich aus dem Weg zu räumen. So hat es sich der FWF zur Aufgabe gemacht, die Bias-Sensibilisierung bei allen am Begutachtungsverfahren beteiligten Personen zu intensivieren. Die geschlechtsspezifische Dimension soll in allen Phasen der Fördervergabe berücksichtigt werden. Aus diesem Grund nahmen die Mitglieder der Entscheidungsgremien und FWF-Mitarbeitende im letzten Jahr an speziellen Bias-Sensibilisierungs-Schulungen teil. Darüber hinaus sind die Standards zur Bewusstmachung von Bias konkret ausformuliert und online verfügbar.

Der FWF ging auf Basis der Konsultationsgespräche zu ESPRIT aber noch einen Schritt weiter und durchleuchtete das Antragsverfahren mit Unterstützung von GRANteD auf unbewussten Bias. Die Vorgaben für die Lebensläufe bei der Antragstellung wurden weiter standardisiert und überarbeitet, um auch der unbewussten Benachteiligung von Frauen entgegenzuwirken. Ein Beispiel: So wird jetzt die Netto-Forschungszeit in den CVs aller Forschenden abgefragt, um eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Geschlechtern herzustellen.

Evaluation und Monitoring

Der FWF lässt viele seiner Förderprogramme von externen Organisationen evaluieren, um die Wirkung über mehrere Dimensionen hinweg kritisch zu reflektieren. 2021 wurde das Programm zur Erforschung und Erschließung der Künste (PEEK) evaluiert und auch im Hinblick auf die Gleichstellung unter die Lupe genommen (nähere Informationen dazu sind hier verfügbar). Von Beginn an wird auch das neue Karriereprogramm ESPRIT diesbezüglich begleitend extern evaluiert, erste Ergebnisse werden Ende 2022 vorliegen. 

Mehr Ressourcen für Gleichstellungsarbeit

Die seit 2005 eingerichtete Gender-Stabsstelle wurde im letzten Jahr um eine zweite Mitarbeiterin zum Thema „Gender Issues“ erweitert, um die Aktivitäten im Bereich Gleichstellung und Diversität weiter ausbauen zu können. 

Sichtbarmachung und Vernetzung

Mit der Informatikerin Monika Henzinger konnte sich 2021 eine Frau Österreichs höchstdotierten und besonders öffentlichkeitswirksamen Forschungspreis sichern. Das Sichtbarmachen erfolgreicher Role-Models nimmt in der Öffentlichkeitsarbeit des FWF eine wichtige Rolle ein. Dazu zählt auch die jährliche feierliche Auszeichnung jener Frauen, die in den Karriereprogrammen Richter und ESPRIT reüssieren konnten. Gezieltes Networking ist Teil der Veranstaltung. Darüber hinaus unterstützt der FWF das Elise-Richter-Netzwerk beim Aufbau einer unabhängigen Online-Vernetzungsplattform.

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