Christa Schleper zu Österreichs Wittgenstein-Preisträgerin 2022 gekürt
Österreichs höchstdotierte Wissenschaftspreise sind vergeben: Der Wissenschaftsfonds FWF zeichnet auf Empfehlung einer internationalen Fachjury sieben Preisträger:innen aus – mit einem Wittgenstein-Preis sowie sechs START-Preisen. Wissenschaftsminister Martin Polaschek und FWF-Präsident Christof Gattringer übergaben heute den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-Preis an die Mikrobiologin Christa Schleper, die damit ihre Forschung an der Weltspitze weiter ausbauen wird. Insgesamt bringt der FWF durch das Wittgenstein- und das START-Programm Forschungsvorhaben mit einem Fördervolumen von rund neun Millionen Euro ins Rollen.
„Ich freue mich riesig über die Auszeichnung durch die internationale Jury des Wissenschaftsfonds FWF“, so Christa Schleper in einer ersten Reaktion. „Der Wittgenstein-Preis gibt mir und meinem ganzen Team viel Freiraum, uns noch an einige der unbeantworteten Fragen der Biologie zu wagen“, so Schleper weiter. „Wir erforschen, warum Mikroorganismen, also die allerkleinsten und allerältesten Lebewesen der Erde, eine so große Rolle im Ökosystem spielen. Es ist mir ein Anliegen, mich mit unseren Erkenntnissen nicht nur an die Fersen der Evolution zu heften, sondern auch einen Beitrag für die Biodiversität und den Klimaschutz von morgen zu leisten“, so Schleper abschließend.
„Ich gratuliere der Wittgenstein-Preisträgerin Christa Schleper von der Universität Wien sowie den sechs mit den START-Preisen prämierten Forschenden ganz herzlich zu ihren Auszeichnungen“, so Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek, der die Bedeutung der beiden Preise für die Forschung in Österreich unterstreicht. „Der Wittgenstein-Preis ist das österreichische Pendant zum Nobelpreis und ermöglicht, hier in Österreich Wissenschaft von Weltformat voranzubringen und exzellente Teams an den Universitäten und Forschungsstätten aufzubauen. So entstehen nicht nur wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch wertvolle Impulse für den Innovations- und Wirtschaftsstandort Österreich“, so der Bundesminister.
„Der Wittgenstein-Preis ist die Bestätigung eines herausragenden wissenschaftlichen Lebenswerks, das im Falle von Christa Schleper noch viele weitere Entdeckungen in ihrem Forschungsfeld erwarten lässt“, so FWF-Präsident Christof Gattringer, der auf die Aktualität von Christa Schlepers Forschung hinweist: „Christa Schleper arbeitet daran, bisher unerforschten Bereichen in der Biologie auf den Grund zu gehen. Ihre Erkenntnisse helfen, die Rolle der Mikroorganismen im Boden und ihren Einfluss auf das Klima besser zu verstehen“, so Gattringer abschließend.
Wittgenstein-Preisträgerin 2022: Den Einfluss der Mikroorganismen auf das Klima besser verstehen
Christa Schleper ist seit 2007 Professorin an der Universität Wien und Leiterin des Instituts für funktionelle und evolutionäre Biologie. Sie zählt zu den meistzitierten Forschenden Österreichs. Christa Schleper hat in Aachen und Konstanz Biologie studiert, in München am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert und in den USA, Norwegen und Deutschland geforscht und gelehrt. Sie ist gewähltes Mitglied der Amerikanischen Akademie für Mikrobiologie und Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Sie beschäftigt sich seit Beginn ihrer Laufbahn mit Archaeen – diese Mikroorganismen gehören zusammen mit Bakterien zu den ersten Lebewesen auf der Erde. Mit dem mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-Preis des FWF möchte sie die Grundlagenforschung zu neu entdeckten Archaeen ausbauen und neben ihrer evolutionären Bedeutung auch ihre Rolle im Ökosystem untersuchen. Ihre Erkenntnisse helfen, die Rolle der Mikroorganismen im Boden besser verstehen und künftig beispielsweise für eine nachhaltigere Landwirtschaft nutzen zu können.
Erfolgskarriere mit ERC Advanced Grant und mehreren FWF-Förderungen
In den letzten Jahren konnte Christa Schleper aufgrund ihrer exzellenten Forschungstätigkeit bereits mehrere FWF-Förderungen einwerben, darunter ein Doktoratskolleg, an dem neun Arbeitsgruppen beteiligt sind. 2016 erhielt sie einen renommierten ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates. Zu Schlepers Forschungsschwerpunkten zählen Ökologie, Molekularbiologie und Evolution von Archaeen, Virus-Wirt-Interaktionen sowie die Erforschung nicht kultivierbarer Mikroorganismen mithilfe der Metagenomik.
Jurybegründung: Bahnbrechende Beiträge zur mikrobiellen Ökologie
„Christa Schleper leistet einen außergewöhnlichen Beitrag auf dem Gebiet der mikrobiellen Ökologie. Ihre Studien über Archaeen haben zu bahnbrechenden Entdeckungen geführt und unser Verständnis des Stickstoffkreislaufs verbessert“, so die START/Wittgenstein-Jury in ihrer Begründung. Und weiter: „Mit dem Wittgenstein-Preis würdigen wir nicht nur den Pioniercharakter ihrer Forschung, der zur Entdeckung neuer Arten und ökologischer Nischen geführt hat, sondern auch die weitreichenden Auswirkungen auf die Zukunft dieses Forschungsbereichs.“
Die START/Wittgenstein-Jury besteht aus 13 Spitzenforscher:innen, darunter befinden sich mit Bruce Beutler (2011, Physiologie/Medizin) und Stefan Hell (2014, Chemie) auch zwei Nobelpreisträger. Vorsitzende der Jury ist Janet Wolff, University of Manchester, UK. Die Mitglieder der START/Wittgenstein-Jury finden Sie hier online.
Österreichs höchstdotierter Wissenschaftspreis
Der Wittgenstein-Preis richtet sich an exzellente Forscher:innen aller Fachdisziplinen. Die mit 1,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung unterstützt die Forschung der Preisträgerin und garantiert Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung. Forschende können so ihre Forschungstätigkeit auf international höchstem Niveau vertiefen.
Lernen Sie Österreichs neue Wittgenstein-Preisträgerin kennen
- Christa Schleper, Wittgenstein-Preisträgerin 2022
- Ein ausführliches Interview mit Christa Schleper lesen Sie auf scilog
Der Wissenschaftsfonds FWF
Der Wissenschaftsfonds FWF ist Österreichs führende Organisation zur themenoffenen Förderung der Grundlagenforschung sowie der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung. In einem internationalen Peer-Review-Verfahren fördert der FWF jene Forschenden und Ideen, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Qualität wegweisend sind. Die gewonnenen Erkenntnisse stärken Österreich als Forschungsnation und legen eine breite Basis, um zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen besser begegnen zu können.