Topologien der künstlerischen Forschung
Topologies of Artistic Research
Wissenschaftsdisziplinen
Kunstwissenschaften (50%); Philosophie, Ethik, Religion (50%)
Keywords
-
Topology,
Artistic Research,
Postmodernism,
Art Th
Im Zusammenhang mit Theorien und Praktiken der künstlerischen Forschung wird aktuell vielfach die Frage diskutiert, inwiefern die Künste in gegenseitiger Befruchtung mit theoreti- schen und wissenschaftlichen Ansätzen neue Formen der Wissensproduktion generieren. Diese Entwicklung knüpft an jene kritisch-analytischen Tendenzen des Neo- und Postavant- gardismus an, die sich seit den 1960er Jahren im Austausch mit phänomenologischen und post-/strukturalistischen Theorieansätzen entwickelten und die mit dem New Materialism gegenwärtig auch eine Wendung hin zu neuen Konzeptionen von Agency erfahren. Das Projekt Topologien der künstlerischen Forschung geht von der These aus, dass die Hin- wendung zu künstlerisch-forschenden Verfahren mit einem spezifischen Interesse an topo- logischen Konzepten korrespondiert, die ausgehend von Philosophie und Mathematik seit 1900 Eingang in die Natur-, Kultur- und Geisteswissenschaften fanden und in Fortführung entsprechender Bezugnahmen seitens der historischen Avantgarden seit 1960 zunehmend auch in der Kunst aufgegriffen wurden. So setzten Künstler*innen essentialistischen Katego- rien wie Werk und Autor*innenschaft durch die Hinwendung zu prozessorientierten, per- formativen und partizipatorischen Praktiken ein Primat der Transformationen, Relationen und Uneindeutigkeiten entgegen, mit dem sie topologische Konzepte auch auf methodischer Ebene fruchtbar machten. Das Projekt entwickelt eine Genealogie der künstlerischen Forschung, mit der die Bedeutung topologischer Konzepte für die Kunst und Theorie der Postmoderne aus diskursanalytischer Perspektive offengelegt werden soll. Anhand exemplarischer Fallstudien wird der Fokus auf prozessorientierte, performative und partizipatorische Ansätze gelegt, wie sie im Umfeld von Neokonkretismus, Happening, Fluxus, Minimalismus, Konzeptkunst, Institutionskritik, Ap- propriation Art, Relational Art und Net Art zum Tragen kommen. Aus transdisziplinärer Per- spektive und unter Berücksichtigung der theoretischen Modelle des New Materialism sind spezifische Herkunftslinien künstlerischer Forschung damit im Spannungsfeld zwischen Na- turwissenschaften, Kultur- und Geisteswissenschaften und Kunst zu verorten. Indem das Projekt seinen Fokus auf die methodische Produktivität topologischer Konzepte im Feld der Kunst und Theorie legt, öffnet es eine neue Perspektive auf ein zukunftsweisen- des Forschungsfeld, das sich gegen die rigiden Wissensbegriffe etablierter Disziplinen frucht- bar machen lässt und insbesondere auch in genderpolitischer Hinsicht emanzipatorisches Potential birgt. Neben neuen theoretischen und epistemologischen Perspektiven rückt mit der Hinwendung zu relationalen Wissensmodellen schließlich auch die Frage in den Blick, inwiefern sich die Topologie als geeignetes Instrument erweist, um binäre Kategorien wie Kunst/Wissenschaft, Natur/Kultur, Subjektivität/Objektivität etc. zugunsten einer Logik der Transformation zu unterwandern.
- Sabeth Buchmann, Akademie der bildenden Künste Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Ilka Becker, Hochschule Mainz - Deutschland
- Kathrin Busch, Universität der Künste Berlin - Deutschland