Die Kongresse von Troppau und Laibach 1820/1821
The Congresses of Troppau and Laibach 1820/1821
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (25%); Geschichte, Archäologie (75%)
Keywords
-
Concert of Europe,
History of Diplomacy,
Congresses of Troppau and Laibach,
International History,
Cultural History
1820 und 1821 versammelten sich die Vertreter der europäischen Großmächte erst in der schlesischen Kleinstadt Troppau/Oppava, und dann in Laibach/Ljubljana, um Krisenpolitik zu betreiben: Auf der Kongressagenda stand die Frage, wie das Europäische Mächtekonzert auf die im Königreich beider Sizilien ausgebrochene konstitutionelle Revolution reagieren sollte. War eine militärische Intervention die einzige Möglichkeit, um die herkömmliche monarchische Ordnung in Süditalien wieder herzustellen? Oder sollte einer Nichtinterventionspolitik der Vorrang eingeräumt und dadurch der politische Umsturz akzeptiert werden? Grundlage der Gespräche 1820/21 waren die verschiedenen Allianzverträge, die ab 1814 zwischen den europäischen Mächten abgeschlossen worden waren. Das Ziel dieser Maßnahmen war die Sicherung des Frieden und der politischen Ruhe auf dem durch die Revolutions- und Napoleonischen Kriege gebeutelten Kontinent. Zwar war ein gemeinsames Ziel definiert doch wie dieses angesichts erneuter revolutionärer Unruhen etwa in Süditalien erreicht werden sollte, war nicht vertraglich festgelegt worden. Während der Verhandlungen in Troppau und Laibach traten die unterschiedlichen Ansichten der beteiligten europäischen Mächte in dieser Frage klar zu Tage. Erstmals nach dem Ende des Wiener Kongresses und dem endgültigen Sieg über Napoleon wurde das europäische Allianzsystem auf die Probe gestellt. Das Projekt untersucht die verschiedenen politischen Ansätze und Strategien der Mächte und setzt diese mit innenpolitischen Faktoren ebenso in Zusammenhang wie mit den unterschiedlichen Vorstellungen der beteiligten Staatsmänner über das Wesen und den Zweck des Europäischen Mächtekonzerts. Die zentrale Frage ist dabei jene nach der konkreten Funktionsweise des Konzerts. Wie wurden die Allianzverträge jeweils interpretiert? Welche Konfliktlösungsstrategien wurden angewendet? Welche Staaten wurden zu den Gesprächen zugelassen? Wo sind die Verhandlungen in Troppau und Laibach im Diskurs über Intervention bzw. Nichtintervention in Zweitstaaten zu verorten? Das Projekt befasst sich mit zwei bisher wenig untersuchten Mächtekongressen und leistet daher einen wichtigen Beitrag zum Verständnis europäischer Mächtepolitik in der Ära nach dem Wiener Kongress. Doch ist der zentrale Konfliktpunkt der Verhandlungen nicht nur relevant für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts: Auch heute stellt sich angesichts zahlreicher internationaler Krisen immer noch die Frage nach der Reaktion der Staatengemeinschaft, die letztlich stets auf die Alternative Intervention Nicht-Intervention hinausläuft.
1820 und 1821 versammelten sich die Vertreter der europäischen Großmächte erst in der schlesischen Kleinstadt Troppau/Oppava, und dann in Laibach/Ljubljana, um Krisenpolitik zu betreiben: Auf der Kongressagenda stand die Frage, wie das Europäische Mächtekonzert auf die im Königreich beider Sizilien ausgebrochene konstitutionelle Revolution reagieren sollte. War eine militärische Intervention die einzige Möglichkeit, um die herkömmliche monarchische Ordnung in Süditalien wieder herzustellen? Oder sollte einer Nichtinterventionspolitik der Vorrang eingeräumt und dadurch der politische Umsturz akzeptiert werden? Während der Verhandlungen in Troppau und Laibach traten die unterschiedlichen Ansichten der beteiligten europäischen Mächte in dieser Frage klar zu Tage. Erstmals nach dem Ende des Wiener Kongresses und dem endgültigen Sieg über Napoleon wurde das europäische Allianzsystem auf die Probe gestellt. Die online Edition Mächtekongresse 1818-1822, welche die im Österreichischen Staatsarchiv lagernde Quellen zu den Kongressen von Aachen, Troppau, Laibach und Verona erstmals einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, ermöglicht wichtige Einsichten in die Funktionsweise des Mächtekonzerts in dieser Periode. Es wird deutlich, dass das Mächtekonzert kaum auf etablierte Mechanismen internationaler Kooperation zurückgreifen konnten. Vielmehr präsentieren sich die internationalen Verhandlungen als ein Laboratorium der internationalen Beziehungen, in welchem viele Vorschläge zum Beispiel jener von Zar Alexander über einen Interventionsautomatismus in revolutionäre Staaten in Troppau vorgelegt wurden, aber nur wenige davon sich durchsetzen konnte. Unmittelbar an diesen Entscheidungen beteiligt waren nämlich neben außenpolitischen Erwägungen der einzelnen Akteure auch persönliche, innenpolitische und finanzielle Motive, die nur durch eine vertiefte und kontextualisierte Analyse der zeitgenössischen Quellen deutlich werden. Das Projekt befasst sich insbesondere mit zwei bisher wenig untersuchten Mächtekongressen und leistet daher einen wichtigen Beitrag zum Verständnis europäischer Mächtepolitik in der Ära nach dem Wiener Kongress. Doch ist der zentrale Konfliktpunkt der Verhandlungen nicht nur relevant für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts: Auch heute stellt sich angesichts zahlreicher internationaler Krisen immer noch die Frage nach der Reaktion der Staatengemeinschaft, die letztlich stets auf die Alternative Intervention Nicht-Intervention hinausläuft.
- Michael Broers, University of Oxford - Großbritannien
- Beatrice De Graaf, Universiteit Utrecht - Niederlande
- Rok Stergar, University of Ljubljana - Slowenien
- Stella Ghervas, Harvard University - Vereinigte Staaten von Amerika
Research Output
- 3 Publikationen
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2020
Titel Das Europäische Mächtekonzert und der Konflikt zwischen Schäden und Dänemark um den Vertrag von Kiel; In: Politik- und kulturgeschichtliche Betrachtungen. Quellen - Ideen - Räume - Netzwerke. Festschrift für Reinhard Stauber zum 60. Geburtstag Typ Book Chapter Autor Schneider K Verlag Hermagoras Verein/Mohorjeva druzba Seiten 333-347 -
2018
Titel Mächtekongresse 1818-1820. Digitale Edition. Typ Other Autor Schneider K Link Publikation -
2019
Titel Vom Thron ins Exil. Caroline Murat, das Ende Napoleons und der Wiener Kongress DOI 10.1553/rhm60s369 Typ Journal Article Autor Schneider K Journal Römische Historische Mitteilungen Seiten 369-394 Link Publikation