Mirobriga - Regina T.: Stadt und Land im römischen Westen
Mirobriga - Regina T.: Town and Country in the Roman Far We
DACH: Österreich - Deutschland - Schweiz
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (100%)
Keywords
-
Archaeology,
Hispania,
Urban-Rural-Relations,
Landscape Archaeology,
Material Culture Studies
Stadt und Land werden bis heute oft als grundverschiedene Lebenswelten betrachtet und das traditionelle und bodenständige Land in Gegensatz gesetzt zur fortschrittlichen und weltoffenen Stadt. Wie stellte sich nun dieser (vermeintliche) Kontrast im fernen Westen des Römischen Reiches dar, während einer geschichtlichen Epoche also, die durch die Urbanisierung auch ferner, peripherer Regionen geprägt war? Die altertumskundliche Forschung hat sich sehr lange auf die Städte konzentriert, w ährend die zugehörigen ländlichen Regionen vernachlässigt wurden. Zudem wurde regelmäßig ein Gegensatz zwischen städtischem Zentrum und ländlichem Hinterland konstruiert, wobei die Städte einheitlich als kulturell und wirtschaftlich römisch geprägt gesehen wurden, während für die ländlichen Räume unterschiedliche Charakterisierungen vorherrschen, die von auf Villen römischen Stils basierender marktorientierter Landwirtschaft bis hin zu widerständigen landscapes of resistance reichen. Dadurch wird jedoch die grundlegende Bedeutung, die das ländliche Umland für die Entwicklungsmöglichkeiten von Städten bis heute besitzt, allzu oft marginalisiert und grundsätzlich die Verschränkung von Stadt und Land in wirtschaftlicher, aber auch kultureller Hinsicht außer Acht gelassen. Ziel des Projektes ist es, für zwei Modellregionen vergleichbare Datensätze für Stadt und Land zu erarbeiten. Dazu wurden zwei kleinere Städte im fernen Westen des Römischen Reiches ausgewählt, die in vieler Hinsicht, z.B. in Größe und historischer Entwicklung vergleichbar sind. Untersucht werden soll einerseits das antike Zentrum Mirobriga, unweit der heutigen portugiesischen Stadt Santiago do Cacém, nahe der Atlantikküste, andererseits die weiter im Inneren der Halbinsel gelegene römische Stadt Regina Turdulorum, bei der spanischen Ortschaft Casa de Reina. Als Untersuchungszeitraum wurde die Periode zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem 3. Jh. n. Chr. gewählt, als auch dieser westliche Teil der Iberis c hen Halbinsel in das Römische Reich einbezogen wurde und es zu tiefgreifenden sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen kam. Das Arbeitsprogramm sieht die geoarchäologische Charakterisierung der Naturräume, geophysikalische Prospektionen, Feldbegehungen, kleinere Ausgrabungen sowie eine systematische Analyse des dabei geborgenen keramischen und botanischen Fundgutes vor. Auf der Basis dieses transdisziplinären Forschungsansatzes beabsichtigen die Wissenschaftler*innen der Universitäten Wien und Marburg, gemeinsam mit zahlreichen Experten als Kooperationspartnern, erstmals die Mechanismen und Ausdrucksformen der Stadt-Land-Beziehungen im hispanischen Westen des Römischen Reiches in historischer Perspektive nachzuzeichnen.
- Universität Wien - 100%
- Reinhard Wolters, Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Felix Teichner, Philipps-Universität Marburg - Deutschland