Verbale Aggression und soziale Variablen
Verbal Aggression and Social Variables
Wissenschaftsdisziplinen
Soziologie (20%); Sprach- und Literaturwissenschaften (80%)
Keywords
-
Verbal Aggression,
Conflict Situation,
Pejorative Lexical Units,
Swearing,
Aggressive Speech Acts,
Social Variables
Das auf einer durch mündliche und schriftliche Umfragen erstellten empirischen Basis beruhende Projekt setzt sich zum Ziel, die verbale Aggression auf die möglichen geschlechts-, alters- und schichtsbedingten Differenzen bzw. Similaritäten hin abzufragen. Das Vorhaben berücksichtigt soziale Variablen Geschlecht - Alter - sozialer Status (sowohl einzeln, als auch in ihrem Zusammenwirken), umfasst semantische, pragmalinguistische, soziolinguistische, geschlechterlinguistische Aspekte und entspricht somit der modernen interdisziplinären Perspektivierung der Forschungstätigkeit. Dem Habilitationsprojekt wird folgende Hypothese zugrunde gelegt: Die Erforschung verschiedener Aspekten verbaler Aggression unter Berücksichtigung der Interaktion von sozialen Variablen wird die auf Grundlage einzelner Variablen gewonnenen Ergebnisse entweder bestätigen oder relativieren. Es gibt keine Studie, die Besonderheiten der Äußerung und Wahrnehmung der verbalen Aggression unter Berücksichtigung der Variablen "Geschlecht" - "Alter" - sozialer Status" in ihrer Interaktion zu ihrem Gegenstand machen würde. Das neue Herangehen wird es ermöglichen, das Phänomen der verbalen Aggression in seiner Komplexität unter die Lupe zu nehmen. Am Beispiel der Erforschung verbaler Aggression wird das Forschungsprojekt die Wichtigkeit der Berücksichtigung des Einflusses sozialer Variablen in ihrer Interaktion auf das Sprechverhalten im Allgemeinen veranschaulichen. Die durch mündliche und schriftliche Befragung gewonnene empirische Basis bildet die Grundlage für weitere Forschung, in der strukturell-semantische und kommunikativ-pragmatische Verfahren verwendet werden, was erlauben soll, Mittel zur Äußerung verbaler Aggression sowohl auf paradigmatischer als auch syntagmatischer Ebene zu erfassen und ein komplexes Bild von verbaler Aggression zu gewinnen. Die Erforschung der Ursachen, Formen und Funktionen verbaler Aggression trägt zum besseren Verständnis des betreffenden Phänomens bei und kann ein Schritt auf dem Weg zur Senkung der Aggressivität in der modernen Welt sein, was das Projekt über die wissenschaftlich-theoretischen Erkenntnisse hinaus für den sozialen Bereich nutzbar macht.
Das Projektziel: Feststellung möglicher geschlechts-, alters- und schichtsspezifischen Differenzen bzw. Similaritäten in der Äußerung und Wahrnehmung verbaler Aggression. Es handelt sich um eine komplexe sprachwissenschaftliche Studie an der Schnittstelle von Semantik, Pragma- und Soziolinguistik. Empirische Grundlage wurde durch mündliche (qualitatives teilstandardisiertes Intensivinterview mit 36 Personen) und schriftliche (180 Personen) Umfragen gewonnen. Bei der Materialanalyse wurden methodisch vielfältige Zugänge angewendet: komponenten- und lexikalisch-semantische Analyse, kontextuelle und pragmalinguistische Analyse. Alle am Anfang gestellten Aufgaben sind gelöst und die Hypothesen überprüft worden. Die wichtigsten Erkenntnisse beziehen sich auf folgende Aspekte des Phänomens verbale Aggression: 1. Funktionen: Es wurde ein breites Spektrum von Funktionen und funktionale Polarität des Phänomens festgestellt; 2. Wahrnehmung verbaler Aggression, der in der Aggressionsforschung wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird: insbesondere die Erforschung des Phänomens verbaler Aggression erfolgt aus der Perspektive der sprechenden Person. Die verstärkte Einbeziehung der Adressatin/des Adressaten, ihrer/seiner Wahrnehmung verbalaggressiver Sprechakte ist wichtig im Kontext der Erforschung verbaler Aggression als verbalen Gewaltmittels. 3. Reaktionen auf verbalaggressive Sprechakte: aus empirischer Grundlage ausgehend, konnten die Reaktionen festgestellt, die entweder zur Zuspitzung oder zur Entschärfung der Konfliktsituationen führen können, und in Anlehnung an Paul Grices Konversationsmaximen die Maximen für die gewaltlose Emotionskommunikation ausgearbeitet werden. 4. Differentiation der Begriffe verbale Aggression und verbale Gewalt, die ansonsten sowohl in der Sprachwissenschaft als auch in der Sprachphilosophie als synonym betrachtet werden. 5. Der Vergleich mit den Ergebnissen des vorherigen FWF-Projektes (Lise Meitner- Programm 2006 2008) zeigte Dynamik und ermöglichte die wiederholte Bestätigung der Hypothesen. So wurde die Hypothese vom Dominieren kathartischer Funktion bestätigt, die gewalttätige Intention spielt dagegen eine unwesentliche Rolle. 6. Geschlechts- bzw. schichtspezifisch hat sich der Gebrauch von aggressiven Sprechakten als homogen erwiesen. 7. Altersunterschiede in der Äußerung verbaler Aggression lassen sich deutlich nur an zwei polaren Gruppen beobachten: Jugendliche Seniorinnen und Senioren. Es wurden wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der wenig erforschten sprachlichen Varietät in Österreich der Jugendsprache(n) und speziell ihrer emotiven Dimension gewonnen. Das Forschungsprojekt hat reges mediales und gesellschaftliches Interesse (darunter insbesondere der Wiener Schulen) hervorgerufen, das Impulse für die Dissemination außerhalb des akademischen Rahmens gab: öffentliche Vorträge, Präsentationen, Treffen mit den Schülerinnen und Schülern.
- Universität Wien - 100%
Research Output
- 1 Zitationen
- 13 Publikationen
-
2017
Titel Verbale Aggression: das Spektrum der Funktionen. Typ Journal Article Autor Havryliv O -
2017
Titel Verbale Aggression: das Spektrum der Funktionen DOI 10.13092/lo.82.3713 Typ Journal Article Autor Havryliv O Journal Linguistik Online Link Publikation -
2014
Titel Wien und die Wiener_innen im Spiegelbild des Wienerischen. Typ Book Chapter Autor Havryliv O -
2014
Titel Sprachliche Varietät Mat im gesellschaftlich-politischen Konte? Typ Journal Article Autor Havryliv O Journal Wissen. Sammelband der Nationalen Universität Lviv. Reihe "Internationale Beziehungen" -
2013
Titel Die Zukunft des Dialekts. Typ Journal Article Autor Havryliv O Journal Morgenschtean. Die Österreichische Dialektzeitschrift -
2013
Titel Aktuelle Tendenzen bei der Erforschung von Sprache als Gewaltmittel. Typ Journal Article Autor Havryliv O Journal Sprache und Gesellschaft (Hrsg. von Halyna Mazjuk). Lviver Nationale Ivan Franko - Universität -
2012
Titel Sprache und Diskriminierung. Typ Journal Article Autor Havryliv O -
2012
Titel Dialekt und Emotionalität. Typ Book Chapter Autor Havryliv O -
2012
Titel Wien. Linguistische Spaziergänge. Typ Journal Article Autor Havryliv O Journal Jubiläumsband der Nationalen Ivan Franko - Universität Lviv. Reihe "Internationale Beziehungen" -
2013
Titel Zur Interaktion der Variablen "Geschlecht" und "sozialer Status" (am Beispiel aggressiver Sprechakte). Typ Journal Article Autor Havryliv O Journal Grazer Linguistische Studien -
2013
Titel "Gebildet aber vodkatrinkend" Widerspiegelung stereotyper Vorstellungen in der Sprache. Typ Journal Article Autor Havryliv O Journal Wiss. Sammelband der Nationalen Ivan Franko-Universität Lviv. Reihe "Internationale Beziehungen" -
2015
Titel Aggressive Sprechakte: im Dienste der Empörung. Typ Book Chapter Autor Alexandra Millner -
2014
Titel Gendering: zu viel des Guten? Typ Journal Article Autor Havryliv O Journal Wissen. Sammelband der Nationalen Universität Lviv. Reihe "Internationale Beziehungen"