Das Anthropozän als geologischer Begriff für ein neues Erdzeitalter geht auf den Atmosphärenchemiker Paul Crutzen und den Biologen Eugene F. Stoermer zurück. Mit dem Namen soll angezeigt werden, dass das Holozän – die seit fast zwölf Jahrtausenden andauernde Warmzeit mit relativ stabilen Umweltbedingungen, durch die die Entstehung und Entwicklung der menschlichen Zivilisation überhaupt erst ermöglicht wurde – zu Ende ist. Als neue geochronologische Epoche definiert es die Beziehung des Menschen zum Planeten in ökologischer Hinsicht neu, mit Konsequenzen, die auch historischer, sozialer und ethischer Natur sind. Die Diskussion dieses Begriffes beinhaltet nicht nur die Naturwissenschaften (insbesonders Geowissenschaften), sondern auch die Geisteswissenschaften.

Auch die Kunst, durch Interpretation dieses gesellschaftspolitischen Ansatzes, ist in der breiten interdisziplinären Basis inkludiert: der Mensch sei zu einer geologischen Kraft geworden. Die Idee des Anthropozäns wird seit fast 20 Jahren kontrovers unter Geologen diskutiert. Ob hier tatsächlich ein neues Erdzeitalter definiert werden kann oder soll, ist umstritten.

Geologische Zeitalter werden durch drastische Änderungen in den geologischen Ablagerungen definiert. So ist zum Beispiel das Ende der Kreidezeit (und Beginn des Paläogens, früher als Tertiär beschrieben) vor 66 Millionen Jahren, durch die sehr kurzeitigen Ablagerungen eines Asteroideneinschlages definiert, der so drastische Umweltänderungen ausgelöst hat, dass es zum Aussterben nicht nur der Saurier, sondern vieler anderer Tier- und Pflanzenarten kam.

Eine Gruppe von Forschern hat vorgeschlagen, den Beginn des Anthropozäns durch Ablagerungen der Atombombenexplosionen Mitte des 20. Jahrhunderts zu definieren, konkret durch radioaktive Ablagerungen in einem Bohrkern aus einem See in Kanada. Dieser Vorschlag wurde mittlerweile von der zuständigen internationalen geowissenschaftlichen Kommission abgelehnt, aber die Idee des Anthropozäns als gesellschaftliche Kraft verbleibt.

In diesem interdiziplinärem Programm möchten wir einen Diskurs zwischen den Naturwissenschaften und dem Film zeigen, wo einige (meist experimentelle) Filme, die aus der Sicht des Anthropozäns gesehen werden können, von einer Diskussion zwischen Naturwissenschaftern und Künstlern begleitet werden. Die Veranstaltungsserie ist eine Kooperation zwischen dem Österreichischen Filmmuseum und der Kommission für Geowissenschaften (GEOK) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Veranstaltung

Start: 10.10.2024, 18:00
Ende: 13.10.2024, 23:00

Veranstaltungsart

Präsenz

Ort

Wien
Augustinerstraße 1
Österreich
Österreichisches Filmmuseum

Angaben zur Veranstaltung

Deutsch
Freier Eintritt

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