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Impfpolitik in Österreich: SchülerInnen lesen mit

Making sense of vaccination policy in Austria

Katharina Theresa Paul (ORCID: 0000-0002-3851-8951)
  • Grant-DOI 10.55776/TCS14
  • Förderprogramm Top Citizen Science
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.09.2016
  • Projektende 30.06.2017
  • Bewilligungssumme 49.919 €
  • Projekt-Website

Wissenschaftsdisziplinen

Politikwissenschaften (50%); Soziologie (50%)

Keywords

    Vaccination, Policy, Discourse, HPV, Austria, Citizen Science

Abstract Endbericht

Das vorliegende Projekt basiert auf einer zuvor vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Untersuchung (FWF, Förderung #M1477-G22, 2013-2016). Im Rahmen dieser Studie hat sich gezeigt, dass die schwierige Einführung der Impfung gegen Humane Papillomviren zu einem erneuten Aufflammen des politischen Diskurses um Impfungen in Österreich geführt hat (Paul 2016). Geprägt war dieser Diskurs vor allem von ExpertInnen und öffentlichen Kampagnen, die sich für eine möglichst flächendeckende Immunisierung der Bevölkerung einsetzten. Gegenläufige Ansichten von ExpertInnen, wie zum Beispiel von feministischer Seite oder kritischen GesundheitsökonomInnen, konnten kein solches Gewicht entfalten. Auch die eigentlich betroffenen BürgerInnen, wie zum Beispiel Eltern oder deren Kinder, hatten kaum Möglichkeit den Diskurs aktiv mitzugestalten. Ähnlich basierte auch das ursprünglich durchgeführte Projekt vorwiegend auf ExpertInneninterviews und der Analyse von Dokumenten. Das Folgeprojekt soll daher nun durch den Einbezug von BürgerInnen erweitert werden. Die beteiligten BürgerInnen- vorgesehensind dreiKlassenvon16-Jährigen OberstufenschülerInnen sollen in einem ersten Schritt ExpertInnenmeinungen aus etwa 400 Presseaussendungen zum Thema HPV Impfung interpretieren. Diese Pressesendungen sind im Zeitraum zwischen 2007, als die HPV Impfung in Österreich zugelassen wurde, und 2013, als sie in das nationale Impfprogramm (NIP) aufgenommen wurde, entstanden. In einem zweiten Schritt soll ihnen die Möglichkeit gegeben werden eine eigene Interpretation dieser Daten durchzuführen um ihr Wissen aktiv in die Debatte einzubringen. Citizen science ermöglicht die Beteiligung von Bürgerinnen an der Forschung und fördert so das Verständnis für wissenschaftliches Arbeiten, oder erlaubt es Projekte durchzuführen, die sonst nicht umsetzbar wären. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften ist citizen science in den Sozialwissenschaften noch eher unüblich. Dieses Projekt soll daher sowohl eine instrumentelle als auch eine experimentelle Fragestellung bearbeiten: Wie und mit welchen Argumenten haben Fachinstitutionen darunter fallen auch politische, ökonomische und wissenschaftliche Akteure den öffentlichen Diskurs in den Pressemeldungen gestaltet? In wie weit lässt sich citizen science zur Analyse von politischen Debatten heranziehen? In dem beantragten Projekt sollen also die Möglichkeiten von citizen science und deren methodologischen Voraussetzungen für die Sozialwissenschaften erprobt werden. Hierzu soll eine web-basierte Plattform zum Einsatz kommen, wodurch einerseits ein möglichst benutzerfreundlicher Zugang gewährleistet wird und andererseits die Möglichkeiten der Validierung der Ergebnisse erleichtert werden. Letztere Funktion soll einen reflexiven Umgang mit den gewonnenen Ergebnissen ermöglichen und so dabei helfen die Vor- und Nachteile des angewendeten Forschungsdesigns zu analysieren, das ebenfalls sehr stark von den Annahmen von ExpertInnen abgeleitet wurde. Für die involvierten SchülerInnen eröffnet das Projekt wiederum die Möglichkeit Erfahrungen zum wissenschaftlichen Arbeiten in den Sozialwissenschaften vor dem Hintergrund einer gesellschaftlich zentralen Thematik zu sammeln. Darüber hinaus erlernen sie den Umgang mit, beziehungsweise das Analysieren von Medieninhalten. Mit diesem Forschungsvorhaben soll also sowohl zusätzliches Wissen zum Thema Impfungspolitik geniert, als auch die Einsatzmöglichkeiten von citizen science über die Naturwissenschaften hinaus herausgearbeitet werden.

CODE IT! umfasst eine politikwissenschaftliche Analyse zur österreichischen Impfpolitik auf Basis diskursanalytischer Methoden. Die Besonderheit des Projekts war, dass es gemeinsam mit der Öffentlichkeit und mit Hilfe eines Online Tools durchgeführt wurde. Solche Citizen Science-Ansätze sind anders als in den Naturwissenschaften in den Sozialwissenschaften nicht sehr verbreitet. Einerseits war es das Ziel des Projektes, die empirische Datenbasis zur Debatte rund um die Impfung gegen die durch Geschlechtsverkehr übertragenen und in manchen Fällen krebsauslösenden Humane Papilloma Viren (HPV) zu erweitern. Dabei wurde untersucht, mit welchen Argumenten Fachinstitutionen etwa politische, ökonomische oder wissenschaftliche Akteure den öffentlichen Diskurs um die HPV-Impfung in Pressemeldungen gestaltet haben. Andererseits sollte analysiert werden, inwieweit Citizen Science zur Analyse von politischen Debatten bzw. für sozialwissenschaftliche Fragestellungen im Allgemeinen herangezogen werden kann. Als Datengrundlage dienten Pressemeldungen, die einen Schwerpunkt auf der HPV-Impfung hatten und sich auf dem APA Science-Portal befanden (n= 473). Diese Pressemeldungen wurden mithilfe eines dafür entwickelten Tools online kodiert und analysiert. Die Ergebnisse bestätigen Erkenntnisse aus dem Vorprojekt zur HPV-Impfdebatte in Österreich (Paul 2016). Beispielsweise beobachten wir eine Ausklammerung von bestimmten Aspekten (Geschlecht; sexuelle Übertragung von HPV) und eine diskursive Transformation der Impfung von einer Mädchenimpfung hin zu einer scheinbar neutralen, und daher politisch weniger riskanten Kinderimpfung. Zugleich bietet der entstandene Datensatz weitere Möglichkeiten zur inhaltlichen Analyse (bspw. zur politischen Kommunikation zu Gesundheitsthemen, zur Wissenschaftskommunikation in der Impfpolitik). Weiters liefert das Projekt Einsichten zur Machbarkeit von citizen social science und Herausforderungen wie beispielsweise Validierung von Daten. Die Ergebnisse des Projektes, sowie die entstandene Datenbank, als auch die dafür erstellte Infrastruktur, also das Online-Tool zum kodieren, wurde offen auf der Projekthomepage (citizenscience.univie.ac.at) zur Verfügung gestellt. Der Quellcode, der die Basis bietet, ist ebenfalls online verfügbar und kann und soll in anderen Forschungsprojekten weiterentwickelt werden. Paul KT (2016) Saving lives: Adapting and adopting HPV vaccination in Austria. Social Science & Medicine 153:193-200. (open access)

Forschungsstätte(n)
  • Universität Wien - 100%

Research Output

  • 3 Zitationen
  • 1 Publikationen
Publikationen
  • 2018
    Titel Collective organization of discourse expertise using information technology – CODE IT!
    DOI 10.1515/itit-2017-0022
    Typ Journal Article
    Autor Paul K
    Journal it - Information Technology
    Seiten 21-27

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