Salon Offener Geheimnisse

Es ist ein oenes Geheimnis, dass die Hardware in unseren smarten Geräten nicht nur Kunststo, sondern auch Konflikt-Materialien wie Wolfram, Zinn, Tantulum und Gold enthält. Technologie ist also nicht neutral. All diese Rohstoe werden in Konfliktregionen abgebaut, danach unter gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen zu elektrischen Schaltkreisen zusammengesetzt und letztendlich meist rasch auf kontaminierten Mülldeponien entsorgt. Diese Kontaminierung ist Ausdruck von den noch heute fortbestehenden kolonialen Beziehun ge n zu Boden. Kunstbasierte Forschungsmethoden greifen auf künstlerische Praxis zurück, um sich komplexen Zusammenhängen annähern zu können. Indem wir unser künstlerisches Forschungsprojekt für Bürger:innen önen, wollen wir dieses Phänomen greifbar machen. Die Überschneidung von Kunst und Wissenschaft kann uns ermächtigen und ermutigen, neue Wege zu finden. Dieses Citizen Science Projekt behandelt heikle Themen mit Hilfe eines bunten 2D-Spiels, in dem Spieler:innen alternative Technologien entdecken. Besucher:innen des Technischen Museums Wien (TMW) navigieren durch virtuelle Landschaften, in denen sie bestimmten Charakteren als Avataren begegnen. Diese Avatare repräsentieren Menschen aus der ganzen Welt, die an unserem Hauptforschungsprojekt mitarbeiten. Durch diese Form des interaktiven Geschichten-Erzählens werden junge Menschen eingeladen, selbst zu Erfinder:innen von grüner und fairer Hardware zu werden, sich untereinander zu vernetzen und ihre Ideen in der nächsten Phase des Projekts in konkrete Prototypen umzuse tzen. Mit dem Begri Ethische Hardware wollen wir Technologien beschreiben, die der Umwelt nicht schaden, sondern regenera tive Praktiken zum Wohle der Natur und der Menschen anwenden. Es gibt starke soziale Bewegungen unter Jugendlichen, weiblichen* und nicht-binären Kreativen, die ähnliche Werte teilen (Extinction Rebellion, Fridays For Future). Unser Citizen Science Projekt befasst sich mit fehlender Kommunikation zwischen Wissenschaft und Jugendbewegung. Wir möchten die Kreativität und die transformative Arbeit junger Bürger:innen, insbesondere derer, die Minderheiten angehören, besser verstehen, indem wir ihnen einen spielerischen Zugang zu unserer Forschung anbieten. Wir hoen, dass die Visionen der CS unsere Vorstellung von Zukunftstechnologie erweitern werden, und dass den Teilnehmenden umgekehrt die Möglichkeit geboten wird, eine alternative Zukunft zu imaginieren. Auf diese Weise werden wir hoentlich gemeinsam die notwendige Kraft sammeln, diese Krise zu bewältigen. Unser Forschungsteam, bestehend aus den Kunstwissenschaftler:innen Dr. Stefanie Wuschitz und Dr. Patrcia J. Reis von der Akademie der bildenden Künste in Wien, wird mit den Besucher:innen des Technischen Museums Wien (TMW), unserem nationalen Forschungspartner, interagieren und die F orschungsergebnisse für den Einsatz in Klassenzimmern und auß erschulischen Bildungseinrichtungen nutzbar machen.

In deiner Tasche, in deinem Smartphone und Laptop verbergen sich viele Schätze. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Hardware in unseren Geräten nicht nur Kunststoffe enthält, sondern auch Gold, Silber und wertvolle Mineralien, die in Konfliktregionen gewonnen werden, wie Wolfram, Zinn und Tantal. Unsere Technologien sind also nicht neutral. Wie wir mit Elektroschrott umgehen macht einen großen Unterschied. In diesem Citizen Science Projekt, das von Patrcia J. Reis (PT/AT) und Stefanie Wuschitz (AT) durchgeführt worden ist, untersuchten wir Hardware Alternativen aus regional zugänglichen Materialien, so genannter ethischer Hardware. Wir wollten nachhaltige Praktiken entwickeln und erforschen, wie sie sowohl der Natur als auch den Menschen zugute kommen könnten. Wir arbeiteten mit jungen Menschen in Schulen, aber auch auf einer Maker Faire, einer Kinderuniversität und dem Technischen Museum Wien, um Prototypen ethischer Hardware für die Zukunft zu entwickeln. Manchmal entwickelten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Workshops, unsere Citizen Scientists, fantastische Konzepte, und manchmal waren ihre Ideen auch sehr realistisch. Wir sammelten sie alle und fügten eine Auswahl davon unserem Ethical Hardware Kit hinzu, einem Rucksack voller Materialien, die unseren Anforderungen gerecht werden und zusammengebaut zu ethischer Hardware werden könnten. Es fanden sich unter den Materialien solche, die Strom leiten können, aber auch nicht leitfähige und organische Materialien, Teile aus alten Druckern, die wir in den Workshops gemeinsam zerlegt hatten, und sogar chemische Formeln, die Citizen Scientists vorgeschlagen hatten. Von Vorteil war dabei, dass unsere Citizen Scientists sehr unterschiedliche Lebenserfahrungen mitbrachten und von unterschiedlichen Altersgruppen und Schultypen kamen. Je jünger die Teilnehmenden waren, desto mutiger und innovativer waren ihre Beiträge. Wir versuchten, die Citizen Scientists mit acht ausgewählten internationalen Experten und Expertinnen in Kontakt zu bringen und ihre Ideen auf einer offenen Hardware-Plattform zu teilen. Dadurch wollen wir ein Generationen übergreifendes Gespräch darüber in Gang setzen, wie Technologie ohne Menschenrechtsverletzungen oder bleibende Umweltschäden produziert werden könnte. Das Ergebnis gab Hoffnung und ermutigte weitere Untersuchungen, nicht nur in Bezug auf biologisch abbaubare Stoffe, sondern auch bei der Suche nach Verbündeten und nach gemeinsamen Zielen auf internationaler Ebene. Dieses Projekt war an die Akademie der bildenden Künste Wien am Institut für das künstlerische Lehramt angesiedelt und fand in Zusammenarbeit mit dem Technischen Museum Wien statt.