Außergerichtliche Streitbeilegung in der römischen Antike
Out of Court Settlements in the Roman Empire
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (70%); Rechtswissenschaften (30%)
Keywords
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Schiedsgerichtbarkeit,
Mediation,
Papyrologie,
Rechtspraxis,
Antike Rechtsgeschichte,
Römisches Recht
Mein Forschungs- und Habilitationsprojekt befasst sich mit den verschiedenen antiken Formen von Streitbeendigung ohne Inanspruchnahme der Zivilgerichtsbarkeit. Bezeugt sind primär Schiedsgerichtsbarkeit, also die Übertragung der Entscheidung an unbeteiligte Privatpersonen, und Vergleich, die innerparteiliche Einigung in Vertragsform. Darüber hinaus werden in die Studie auch Mischformen einbezogen, wie die Mediation als Vermittlung durch Dritte und die bischöfliche Anhörung, die beide in Vergleichen münden konnten. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Rechtspraxis. Entsprechend basiert die Untersuchung vorrangig auf dem dokumentarischen Quellenmaterial, den Papyri, Inschriften und Wachstäfelchen. Dazu sind die Juristenschriften und die kaiserliche Gesetzgebung als mittelbare Informanten über die Probleme des Rechtsalltags ebenso einzubeziehen. Wie meine bisherige Sichtung des Materials gezeigt hat, können Querverbindungen zwischen den normativen Texten und den Urkunden hergestellt werden, die sowohl unterschiedliche Schwerpunkte wie auch manche Unstimmigkeiten zwischen Norm und Praxis veranschaulichen. Gerade durch den unterschiedlichen Charakter der beiden Quellenarten wird das gewonnene Bild wechselseitig ergänzt. Eine umfassende Analyse der zahlreichen, bedeutenden Dokumente, die diese gleichzeitig in direkte Gegenüberstellung zu den normativen Texten des römischen Rechts bringt, wurde bislang nicht unternommen. Eine solche Studie verspricht, die Sozial- und Rechtsgeschichte des Römischen Reichs in der Spätantike einen wesentlichen Schritt voranzubringen. Insbesondere wird sie neues Licht auf eine bislang ungelöste Frage werden: Warum die außergerichtliche Streitbeilegung den Quellen nach zu urteilen gerade in der Spätantike eine nie dagewesene Blüte erlebte und ob sie tatsächlich gegenüber der ordentlichen Gerichtsbarkeit die Oberhand gewann.
- Universität Wien - 100%
- Bernhard Palme, Universität Wien , assoziierte:r Forschungspartner:in