Regesten zur Geschichte der Juden in Österreich, Band 5

Im Vergleich zu anderen Ländern des Heiligen Römischen Reiches verfügt das Gebiet des heutigen Österreich über eine sehr reichhaltige Überlieferung an urkundlichen Quellen zur Geschichte der Juden im Mittelalter. Am Institut für jüdische Geschichte Österreich wurde deshalb eine Publikation dieses umfangreichen Quellenmaterials in Regestenform in Angriff genommen, um dieses Material zugänglich zu machen. Dazu werden urkundliche, historiographische und literarische Quellen, die einen Juden- und Österreichbezug aufweisen, gesammelt und nach wissenschaftlichen Kriterien aufbereitet. Unter diesem Material finden sich vor allem ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zahlreiche unpublizierte oder bislang nicht unter dem Aspekt des Judenbezuges behandelte Texte. Im Zug der FWF-Projekte P 15638, P 18453-G08, P 21236-G18 und P 21237-G18 wurden die ersten drei Bände dieser Regesten (bis zum Jahr 1386) von Eveline Brugger und Birgit Wiedl publiziert. Im Rahmen der Projekte P 24404-G18 und P 24405-G18 wurde der vierte Band fertiggestellt; als Ergebnis der Nachfolgeprojekte P28609-G28 und P28610-G28 ("Regesten zur Geschichte der Juden in Ost- bzw. Süd- und Westösterreich 1405-1418") liegt nun der fünfte Band der Reihe vor. Die Texte der in Archiven und Bibliotheken des In- und Auslands gesammelten Quellen werden in Form von chronologisch gereihten Regesten präsentiert. Der wissenschaftliche Apparat, der jedem Regest beigefügt ist, enthält Angaben zu Überlieferungslage, früheren Publikationen in Druckwerken und/oder online sowie zu weiterführender wissenschaftlicher Literatur. Durch wissenschaftliche Kommentare und durch ein umfassendes Register werden die Quellentexte inhaltlich erschlossen, wobei der Schwerpunkt gemäß dem Thema der Reihe vor allem (aber nicht ausschließlich) auf den in den Texten erwähnten jüdischen Personen bzw. judenbezogenen Sachbetreffen liegt. Im Herzogtum Österreich regierte im untersuchten Zeitraum mit Albrecht V. ein Landesfürst, der 1420/21 die jüdische Ansiedlung in seinem Herzogtum vern ichtete. Bisher war jedoch wenig über die Lage seiner jüdischen Untertanen während seiner Minderjährigkeit (bis 1411) und seinen ersten selbstständigen Herrschaftsjahren bekannt. Auch die Machtkämpfe zwischen den erwachsenen habsburgischen Herzögen während Albrechts Minderjährigkeit wurden bisher kaum in Hinblick auf ihre Folgen für die jüdische Bevölkerung untersucht; dasselbe gilt für die Politik Herzog Ernsts von Innerösterreich. Auch über die Auswirkungen der Salzburger Judenverfolgung von 1404 war bisher noch wenig bekannt. Die in diesem Band gesammelten Quellen können nun zur detaillierteren Erforschung der rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lage der Judenschaft dieser Territorien und ihrer Interaktion mit der christlichen Umgebung in diesem Zeitraum herangezogen werden.