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Moskaus (in)existente Mittelschicht

Moscow´s (non)existent middle class

Bernhard Braun (ORCID: 0000-0002-0773-7967)
  • Grant-DOI 10.55776/PUB919
  • Förderprogramm Buchpublikation
  • Status beendet
  • Projektbeginn 13.06.2022
  • Projektende 12.06.2025
  • Bewilligungssumme 10.000 €
  • Projekt-Website

Wissenschaftsdisziplinen

Soziologie (90%); Sprach- und Literaturwissenschaften (10%)

Keywords

    Middle Classes, Social Mobility, Russia, Moscow, Anthropology Of Post-Socialism, Global East

Abstract

Die russische Mittelschicht ist seit dem Ende der Sowjetunion ein wissenschaftlich wie gesellschaftlich viel beachtetes Thema. Nach den politischen und ökonomischen Wirren der 1990er Jahre war der Beginn des 21. Jahrhunderts durch stabileres Wachstum und sozioökonomische Konsolidierung gezeichnet. Dies gilt als Entstehungsphase einer aufkommenden Mittelschicht, die im öffentlichen Diskurs zumeist als Zeichen für eine erfolgreiche Transformation hin zur Marktwirtschaft interpretiert wird. Das für manche europäische Gesellschaften analytisch verwendete Konzept der Mittelschicht wäre so nahezu universell übertragbar und auch auf die sich verändernde russische Gesellschaft anwendbar. Inwiefern jedoch ist dies in Russland, wo die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung über 83 Prozent des Haushaltsvermögens verfügen, möglich und wen kann man zur Mittelschicht zählen? Dieses Buch löst sich von vorgefertigten europazentrierten Analysekonzepten und nähert sich der russischen Mittelschicht durch ethnographische Forschung an. So werden die sozialen Grundlagen der Lebenswelten Moskauer Durchschnittsverdienender sowie deren identitätspolitische Positionierung untersucht. Paradoxerweise fühlen sich eben die Menschen, die gemeinhin angenommenen Kriterien, wie überdurchschnittliches Gehalt, höherer Bildungsgrad und gehobener beruflichen Status, genügen, sich selbst nicht der Mittelschicht zugehörig. Sie verbinden diese mit einem europäischen Idealbild einer stabilen und sorglosen Lebensweise, die sie für sich trotz der formell und oberflächlich zutreffenden Kriterien nicht beanspruchen (können). Die vorliegende Monographie erforscht dieses zunächst paradox erscheinende Phänomen tiefer und hinterfragt (vermeintliche) Grundannahmen einer Moskauer (in)existenten Mittelschicht. Das Buch ermöglicht einen Blick hinter die Fassade eines viel genutzten Begriffs. So vermeidet es einen vermeintlich universellen Mittelschicht-Begriff und zeigt die Vielfalt der Moskauer Mittelschichten auf, stellt die sie charakterisierenden Prozesse sozialer Abhängigkeiten und die respektiven Adaptionsstrategien in den Mittelpunkt. Die so durchgeführte Analyse ermöglicht ein tiefgreifenderes Verständnis der russischen Gesellschaft und ihrer Dynamiken.

Forschungsstätte(n)
  • Universität Wien - 100%

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