Konzepte historischen Denkens und ihre Entwicklungslogik
Historical thinking concepts and their developmental logic
Wissenschaftsdisziplinen
Erziehungswissenschaften (80%); Psychologie (20%)
Keywords
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Historical Consciousness,
Historical Thinking Concepts,
Historical Psychology,
Political Thinking Concepts,
Conceptual Change,
Conceptual Progression
Unter Konzepten werden in der Didaktik subjektive Bündel von Vorstellungen verstanden, welche Menschen benötigen, um sich die Welt sinnvoll zu erklären. Kinder verfügen noch über sehr einfache Konzepte zu beispielsweise Wandel und Beständigkeit oder Ursache und Folge. Im Zuge ihrer Gehirnentwicklung werden diese jedoch zusehends komplexer, vielseitiger und feiner und taugen so immer besser zum Weltverstehen. Konzeptuelles Lernen will diesen Prozess fördern und den Lernenden dabei zu möglichst wissenschaftsnahen Vorstellungen verhelfen. Das historische Lernen mit Konzepten steht hierzulande noch am Anfang. Es stellt für die Geschichtsdidaktik einen vielversprechenden Weg dar, SchülerInnen mit den Prinzipien der Faches vertraut zu machen und ihnen dabei zu helfen, konkrete historische Inhalte in abstraktere überzeitliche Muster einzugliedern. Allerdings fehlte es bislang an empirischen Untersuchungen, die uns Aufschluss darüber geben, wie sich historische Konzepte in SchülerInnen üblicherweise entwickeln und welche Vorstellungen in einer bestimmten Altersstufe vorherrschen. Solche Untersuchungen zur Entwicklungslogik historischer Vorstellungen sind deshalb von Bedeutung, weil im konzeptuellen Lernen die vorhandenen Vorstellungen der Lernenden im Zentrum stehen und bekannt sein müssen diese sollen dann im Unterricht bewusst weiterentwickelt werden. In diesem Band wird eine Untersuchung vorgestellt, welche nach den Entwicklungsmustern von sieben historischen Konzepten während der gesamten Beschulungsphase fragt. Dabei wurden 20 Kinder der letzten Kindergartenstufe, 20 der vierten Schulstufe, 20 Jugendliche der achten Schulstufe, 20 der zwölften/dreizehnten Schulstufe sowie 20 Geschichtestudierende zu ihren historischen Vorstellungen interviewt mit Fragen wie etwa Was ändert sich, was bleibt gleich?, Was ist heute besser als früher, was schlechter?, Wer bewirkt Veränderung?, Waren die Menschen früher moralisch besser oder schlechter als wir? oder Was können wir überhaupt über die Vergangenheit herausfinden? Aus den Antworten wurde auf das konzeptuelle Niveau geschlossen, welches die Befragten offenbar bereits erreicht hatten. Auch weitere relevante Aspekte wie z.B. das Interesse an Geschichte wurden erhoben. Mit Hilfe komplexer statistischer Analyseverfahren wurde anschließend nicht nur die alterstypische Verteilung der Niveaustufen und die daraus ableitbaren Entwicklungsmuster dargestellt, sondern auch nach Zusammenhängen mit möglichen anderen Einflussfaktoren gefahndet (z.B. dem Geschlecht der Befragten oder der Bedeutung, welche Geschichte für sie hat). Aus den Ergebnissen wurden praktische Schlüsse für den Geschichtsunterricht gezogen. Um das konzeptuelle historische Lernen zu befördern, wird im Band zudem ein mehrstufiges Konzeptmodell vorgeschlagen, eine Übersicht über den Diskussionsstand zu historischen Konzepten gegeben und der Forschungsstand zur Entwicklung von Geschichtsbewusstsein zusammengefasst.
- Universität Salzburg - 100%