Dilthey als Wissenschaftsphilosoph
Dilthey as a philosopher of science
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (20%); Philosophie, Ethik, Religion (80%)
Keywords
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Wilhelm Dilthey,
Philosophy of Science,
Philosophy of the Humanities,
History of Philosophy of Science
Dieser Band vereinigt die Beiträge einer im Juni 2013 am Institut Wiener Kreis der Universität Wien stattgefundenen Tagung, deren Ziel es gewesen ist, die Rolle Diltheys als Wissenschaftsphilosoph zu beleuchten, vor dem Hintergrund der in den letzten Jahrzehnten in der Dilthey-Forschung erarbeiteten Befunde, die Dilthey tendenziell von dem Bild einer rein kontinentalen Philosophie der Hermeneutik des Lebens weg gerückt haben. So wurde er als Repräsentant der an allen Wissenschaften orientierten und interessierten und zumindest in einem bestimmten Sinn empiristisch eingestellten akademischen Philosophie in Deutschland im neunzehnten Jahrhundert ausgewiesen. Dilthey hatte demnach weder eine strikte Dichotomie von Geistes- und Naturwissenschaften vertreten noch hatte er die Hermeneutik oder die deskriptive Psychologie als Gegenprogramm zu den Naturwissenschaften verstanden. Sein Wissenschaftsverständnis war holistisch und einem umfassenden Erfahrungsbegriff verpflichtet, der dies ein Motiv, das in zahlreichen Beiträgen dieses Bandes aufgegriffen wird sich vom Erfahrungsbegriff des britischen und französischen Empirismus nur darin unterschieden hat, dass er zusätzlich zu der sinnlichen Erfahrung auch die höheren Regionen des Seelenlebens mit einbezogen hat, also das abstrakte Denken etwa. Die einzelnen Beiträge dieses Bandes sind inhaltlich eng auf diese programmatische Neuorientierung in der Dilthey-Forschung bezogen. So bestimmt Gudrun Kühne- Bertram die komplexe Auffassung Diltheys über das Verhältnis von Natur- und Geisteswissenschaften. Helmut Johach arbeitet in seinem Beitrag die Bedeutung der Sozialwissenschaften für Diltheys Auffassung von den Geisteswissenschaften heraus, Helmut Pulte befasst sich mit Diltheys Beziehung zu den Naturwissenschaften. Die Beiträge von Hans-Ulrich Lessing, Christian Damböck, Kurt Walter Zeidler, Sebastian Luft, Ernst Wolfgang Orth und Rudolf A. Makkreel arbeiten die Beziehungen Diltheys zu einer Reihe von zeitgenössischen Philosophen und philosophischen Strömungen heraus, die sich, ähnlich Dilthey, durch ein positives Verhältnis zu den Wissenschaften charakterisiert haben: John Stuart Mill (Lessing), Hermann Cohen (Damböck), Adolf Trendelenburg (Zeidler), Wilhelm Windelband und Heinrich Rickert (Luft) sowie Ernst Cassirer (Orth, Makkreel). Gottfried Gabriels Beitrag beleuchtet die Bedeutung die Dilthey seinerseits für einen der Pioniere der modernen Wissenschaftstheorie, nämlich Rudolf Carnap, gehabt hat. Jos de Mul schließlich betont die Aktualität Diltheys in heutigen wissenschaftsphilosophischen Debatten, anhand der philosophischen Probleme der Biosemantik.
- Universität Wien - 100%