Die Folklore Südosteuropas. Eine komparative Übersicht
Die Folklore Südosteuropas. Eine komparative Übersicht
Wissenschaftsdisziplinen
Soziologie (50%); Sprach- und Literaturwissenschaften (50%)
Keywords
-
Folklore,
Southeast Europe,
Folk narratives,
Folk song,
Oral literature
Vorliegende Monographie bildet den zweiten Teil einer Trilogie, die einer vergleichenden, sprachübergreifenden und transnationalen Übersicht der traditionellen schriftlichen und mündlichen Kultur Südosteuropas gewidmet ist. Der erste Teil beschäftigte sich mit der Belletristik bis ins frühe 20. Jahrhundert, der vorliegende Folgeband behandelt die sprachlichen Manifestationen der traditionellen Oralkultur, das dritte Buch wird den performativen und imaginären Aspekten der Volkskultur des Balkanraums gewidmet sein. Derart wird die Eigenständigkeit dieses historischen Kommunikationsraums, wie dies schon von Historikern und Sprachwissenschaftlern hervorgehoben werden konnte, auf einer breiten Materialbasis noch weiter untermauert. Die Kohärenz dieses Kulturraums ist auf dem oralen Folklore-Sektor durchaus signifikant, konnte bislang jedoch von den vorwiegend nationalen Forschungstraditionen in Südosteuropa nur ungenügend dokumentiert werden. Wie schon im Belletristik-Band umfaßt das umfangreiche Variantenmaterial die heutigen Staatsgebiete von Ungarn, Rumänien, der Türkei, der ex-jugoslawischen Länder, Bulgarien, Albanien, Griechenland und Zypern. Die komparative Untersuchung ist auf die gesprochenen bzw. gesungenen Texte fokussiert, Musik und Tanz sowie Elemente der Vortrags- bzw. Erzählkunst als Kommunikationssituation und Rezeptionsvorgang werden nur in Ausnahmefällen berücksichtigt. In den Vergleich sind Inhalte, Thematiken, Motive, aber auch symbolischeKonstellationen,stereotypeSituationen,Verhaltensweisen, Wertattitüden, Handlungsregulative und Idealmuster miteinbezogen, die alle zusammen charakteristische Teile der traditionellen Kulturtopologie des Balkanraums bilden. Besondere Sorgfalt wird auf die schwierig und zeitraubend zu erfassenden Bibliographie gelegt; ein eigener Abschnitt am Bandende bringt eine ausführlich kommentierte kritische Bibliographie, nach Ländern und Gattungen geordnet, die weiterführende spezifischere Forschungsvorhaben erleichtern soll. Im ersten Teil werden gesungene Texte behandelt: 1) Orale Versepik und Heldenlied (Byantinisches Heldenlied, Südslawische und albanische Oralepik), 2) Historische Lamentationen und Liedchroniken, 3) Kleften- und Hajdukenlieder, 4) Balladen und Erzähllieder (mit vier Exkursen zu spezifischen, balkanweit verbreiteten Liedtypen), 5) Religiöse Lieder, 6) Coleda und regölés: Ansingelieder im Jahreskreis (mit vier Exkursen), 7) Lieder auf Tod und Trennung (Totenklagen, Lieder auf die Fremde, Hochzeitslamentationen), 8) Liebes-, Hochzeits- und Frühlingslieder, 9) Karnevalsschwank und Sexualparodie, 10) Kinderlied und zersungene Formen, 11) Andere Formen. Der zweite Teil umfaßt gesprochene Texte: bei den (I.) Langformen 1) Märchen (mit zwei Exkursen), 2) Sage und Überlieferung, 3) Legende und erbauliche Geschichten, 4) Schwank und Anekdote, 5) Andere Erzählformen; bei den (II.) Kurzformen 1) Sprichwort und Redewendungen und 2) Rätsel und andere Kurzformen. Den Abschluß bildet der bibliographische Teil (Kommentierte Bibliographie, Auswahlbibliographie zum vorliegenden Band) sowie die Register. Mit dieser Monographie wird erstmals eine vergleichende Gesamtübersicht über die südosteuropäische Folklore geboten, unabhängig von Sprachzugehörigkeiten, Ethnien, Staatsgrenzen, Religionen und Glaubensgemeinschaften, und damit der hohe Grad an Homogenität der traditionellen Oralkultur dieses historischen Kommunikationsraums nachgewiesen, ebenso wie die hohe Variantenanzahl und literarische Qualität dieser mündlichen Sprachmanifestationen, die der schriftlichen Literatur durchaus ebenbürtig sind.
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