Das Mausoleum von Belevi. Archäologische Untersuchungen...
The mausoleum at Belevi. Archaeological research...
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (30%); Geschichte, Archäologie (70%)
Keywords
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Monumental Tombs - Heroa,
Architectural Sculpture,
Archaeological Investigation,
Late Classical/ Early Hellenistic Funerary Cult,
Material Evidence,
Asia Minor - Ephesos
Mit dem aktuellen Band der Forschungen in Ephesos liegen nach den Faszikeln zu den Altgrabungen am Mausoleum (C. Praschniker M. Theuer, Das Mausoleum von Belevi, FiE 6 [Wien 1979]) und zur Baugeschichte (R. Heinz, Das Mausoleum von Belevi. Die Bauforschung, FiE 6, 1 [in Druck]) nun die Ergebnisse der abschließenden aktuellen archäologischen und kunsthistorischen Untersuchungen an dem monumentalen Grabbau im Hinterland von Ephesos vor. Den archäologischen Studien (Kap. 3 Kap. 5), welche die vollständige Auswertung der neuen Grabungen und eine Analyse der vorangegangenen Feldforschungen umfassen, sind die Beiträge zur Keramik (Kap. 9, M. Trapichler), den Glas- (Kap. 10, M. Schätzschock), Münz- (Kap. 11, M. Pfisterer), Inschriften- (Kap. 12, H. Taeuber) und Knochenfunden (Kap. 13, G. Forstenpointner, A. Galik, G. E. Weissengruber und Kap. 14, F. Kanz) sowie die Marmoranalysen (Kap. 15, W. Prochaska) angeschlossen. Mehrere an der Westseite aufgedeckte Schichten des Bauhorizonts und darüber deponierte Relikte von Begräbnis- oder Kommemorationfeierlichkeiten in Form von kleinteilig zerscherbten und teilweise verbranntem Trink-, Speise- und Kochgeschirr sowie von Knochenabfällen ermöglichen eine stratigrafisch abgesicherte chronologische Einordnung der kultischen Handlungen in das 1. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. Die Kausalität erfordert, dass den Totengedenken der Abschluss der Bauarbeiten und die Bestattung vorangegangen sein muss. Darüber hinaus erbrachte die materielle Evidenz den Nachweis einer länger andauernden Frequentation des Ortes, welche auf einen Totenkult schließen lässt, der bis in das beginnende 2. Jh. v. Chr. ausgeübt wurde. Die stilistischen und ikonographischen Untersuchungen (Kap. 6) des durch einige Neufunde ergänzten Skulpturenschmuckes widmeten sich in besonderem Maße den Kassettenreliefs, den freiplastischen Dachskulpturen sowie dem Ausstattungsprogramm der Grabkammer. Die freiplastische Deckelfigur des Sarkophags und die Statue des persisch gekleideten Dieners fügen sich dabei in der Hauptkammer des Grabes zu einer monumentalen dreidimensionalen Bankett-Szene, deren Ikonographie sich im Detail an den Reliefs mit gelagertem Heros und nicht an den sogenannten Totenmahlreliefs orientiert. Die eindeutig geklärte gemeinsame bauzeitliche Aufstellung von Sarkophag und Deckel und der in originaler Position angetroffene Verschluss der Grabkammer im Stufenunterbau lassen nun keine Möglichkeit mehr offen, weiterhin an der in der Erstpublikation angebotenen Theorie von zwei Phasen der Erbauung und Belegung des Mausoleums einschließlich einer nachträglichen Erweiterung des Skulpturenprogramms der Hauptkammer festzuhalten. Mit dem geometrisierten Aufbau, der Parallelisierung der Hauptkompositionslinien und der starken Konturbezogenheit liegen für die Skulpturen der Grabkammer Gestaltungskriterien vor, welche eine Entstehung der Figuren im Zeitraum zwischen dem ausgehenden 4. Jh. und etwa 280 v. Chr. wahrscheinlich machen, während in der zeitgleichen Reliefkunst eine Verflachung der Formen bzw. eine geringe räumliche Tiefe und abnehmende Plastizität der Figuren festzustellen ist, wie sie auch in den Kassettenreliefs des Mausoleums auftritt. Kumulativ ergibt damit gemeinsam mit der präzisen Analyse der Bauornamentik, für die auf die Publikation von F. Rumscheid zurückgegriffen werden kann, und den aus den aktuellen Grabungen gewonnenen Informationen zur Durchführung des Totenkults für die Entstehung des Mausoleums ein Datierungsansatz in die Jahrzehnte zwischen ca. 310 und etwa 280/70 v. Chr. (Kap. 7). Mit der historischen Einordnung des Monumentes ist die Frage nach dem Grabherrn verbunden (Kap. 8). Nach detaillierter Interpretation der am Monument angetroffenen Hinweise auf den Stifter und der Quellen zur Ereignisgeschichte der Jahrzehnte zwischen dem Tod Alexanders d. Gr. und der Schlacht von Kouropedion (281 v. Chr.) werden potentielle historische Persönlichkeiten im Ausschlussverfahren diskutiert und Antigonos I. Monophthalmos mit der größten Wahrscheinlichkeit als Grabherr von Belevi erkannt. Dieser hatte am Zenit seiner Macht in Ephesos seinen wichtigsten Flottenstützpunkt und verteidigte diesen gemeinsam mit seinem Sohn Demetrios I. Poliorketes mehrfach gegenüber dem Lager des Lysimachos. Nachdem Antigonos I. in der Schlacht von Ipsos (301 v. Chr.) getötet wurde, sorgten seine Nachfolger im Folgenden für die Fertigstellung des Mausoleums und die respektvolle Fortführung des Grabkultes. Der Anlage wird wohl der Schutz des Artemisions zuteil geworden sein, auf dessen Ländereien das Mausoleum errichtet wurde.