FINANZIERUNG DES WACHSTUMSMODELLWECHSELS
FINANCING GROWTH MODEL CHANGE IN EUROPE´S PERIPHERY
Wissenschaftsdisziplinen
Politikwissenschaften (20%); Wirtschaftswissenschaften (80%)
Keywords
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European Union,
Politics of banking and finance,
Eastern Europea,
Growth models,
Subordinated financialization
Wachstumsmodelle an der östlichen Peripherie der EU sind an strukturelle Grenzen gestoßen. Diese auf ausländischen Direktinvestitionen basierenden und exportabhängigen Modelle beruhten auf dem Angebot einer großen Zahl billiger Arbeitskräfte. Aufgrund des demografischen Wandels und des offenen EU-Arbeitsmarktes sind die östlichen Volkswirtschaften jedoch mit einem Arbeitskräftemangel in allen Sparten konfrontiert. Dieser betrifft nicht nur multinationale, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen. Darüber hinaus ändern sich mit der fortschreitenden digitalen Transformation im industriellen Kern (v.a. in der Automobilindustrie) die auf den östlichen Märkten benötigten Qualifikationen drastisch. Schließlich verschärft der Klimawandel die Energie- und Wasserabhängigkeit dieser Volkswirtschaften. Die osteuropäischen Regierungen müssen auf diese neuen Zwänge reagieren und Anpassungen vornehmen. Bank- und Finanzwissenschaftler*innen argumentieren seit langem, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Finanzsystem eines Landes und der Fähigkeit der Regierung gibt, den Wachstumsmotor wieder anzukurbeln. Bank- und Finanzwesen sind Merkmale der sozialen Infrastruktur, die entscheidend dafür sein können, welche Unternehmen und staatlichen Akteure Zugang zu Finanzmitteln haben, womit letztlich ihre Anpassungsfähigkeit bestimmt wird. Diverse Finanzsystemen haben diverse Auswirkungen auf politischen Beziehungen zwischen Finanzmärkten, Industrie und Regierungen, die die Art der Transformation der Wachstumsmodelle beeinflussen. Diese Forschung versucht, die Rolle aufzudecken, die das Bank- und Finanzwesen bei den industriellen Anpassungen der Regierungen in der europäischen Peripherie seit der globalen Finanzkrise bis heute spielt. Das Ausmaß des Wandels entspricht dem in den 1970er Jahren im Westen. Die östlichen Regierungen sind jedoch mit zwei Unterschieden konfrontiert. Erstens hat sich das globale und europäische Bankwesen von einem bank- zu einem marktbasierten Bankwesen gewandelt, wobei letzteres die Möglichkeiten der Banken zur Finanzierung der Realwirtschaft erheblich einschränkt. Zweitens weisen die Banken- und die Kapitalmarktunion Merkmale auf, die die Besonderheiten der östlichen Märkte außer Acht lassen. Diese Studie zeigt die diveren finanziellen Anpassungsstrategien der östlichen EU- Mitgliedstaaten auf. Sie analysiert die Hinwendung der baltischen Banken zu Fintech, die Slowakei, die Tschechische Republik und Polen mit ihren auf den Einzelhandel ausgerichteten Banken, Ungarns Finanznationalismus, Rumäniens Regionalisierung und Sloweniens Hinwendung zum Private Banking. Die Module dieses Forschungsbereichs untersuchen das Zusammenspiel zwischen Finanzsystemen, politischem Umfeld und wirtschaftlichen Veränderungen. Durch die Entschlüsselung dieser komplexen Zusammenhänge sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die als Grundlage für politische Entscheidungen und zur Förderung eines nachhaltigen Wachstums in Osteuropa dienen können.
- Rachel Epstein, University of Denver - Vereinigte Staaten von Amerika