Fokus Fortifikation im südlichen Kleinasien
Focus on Fortifications: Southern Asia Minor
Wissenschaftsdisziplinen
Bauwesen (30%); Geschichte, Archäologie (70%)
Keywords
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City Gates,
Fortifications,
Urbanism,
Asia Minor,
Pottery Typology,
Contextual Analysis
Die Erforschung von Befestigungsanlagen im Mittelmeergebiet wird durch neue digitale Dokumentationsmethoden einfacher, neue Fragestellungen ergeben sich daraus und tragen zur Erforschung der jeweiligen Stadtgeschichte bei. Mit der Grabungstätigkeit und Aufnahme des Osttores und der Landmauer von Side ergaben sich auch für diese antike Stadt an der kleinasiatischen Südküste in Pamphylien neue Fragestellungen. Das Befestigungssystem von Side wurde bis zu den archäologischen Untersuchungen am Osttor als Prototyp einer hellenistischen Anlage gesehen. Vor allem die Datierung in die römische Kaiserzeit liefert neue Maßstäbe hinsichtlich der Befestigungsanlage mit den monumentalen Hoftoren, der Stadtstruktur und der Geschichte der Stadt Side sowie der Region Pamphylien. Diese Ergebnisse bedingen auch eine Neubetrachtung der Befestigungsanlagen von Pamphylien und der benachbarten geographisch nächstliegenden Regionen in Pisidien. Während die Ausgrabungen und baugeschichtliche Aufnahme am Osttor und an der Landmauer von Side im Rahmen eines Vorgängerprojektes abgeschlossen sind, wurden 2019 erste Untersuchungen am Haupttor von Side begonnen, das deutliche Unterschiede zu anderen Bauten in Side und vor allem zum Osttor und zur Landmauer hinsichtlich der Bauweise aufweist. Die wichtigste Erkenntnis unserer Forschungen war, dass es sich beim Haupttor in der ersten Phase um einen freistehenden Bau handelt, der erst in einer späteren Phase durch eine Zwischenmauer mit der Kurtine der Landmauer verbunden wurde. Geplant ist eine sorgfältige archäologische und bauhistorische Untersuchung an diesem Bau, damit das Projekt Befestigungssystem von Side gemeinsam mit dem Osttor und der Landmauer insgesamt als abgeschlossen gelten kann. Im Zuge der Aufarbeitung des Fundmaterials der bisher getätigten Grabungen am Osttor und an der Landmauer aus den Sondagen der Jahre 2012 bis 2018 stellte sich heraus, dass die Anfangsdatierung der Landmauer und des Osttores stark von der chronologischen Einordnung bestimmter Formen der sogenannten Cypriot Sigillata oder Eastern Sigillata D abhängt, die anhand der makroskopischen Einteilung in fabrics einer näheren Untersuchung unterzogen werden soll. Mit der archäologischen Untersuchung und bauhistorischen Auswertung des Haupttores von Side soll der letzte wichtige Teil des Befestigungssystems von Side untersucht werden. Aus diesen Forschungsergebnissen sollen wichtige neue Ergebnisse für die hellenistisch-römische Stadtmauerforschung erzielt werden. Die Befundauswertung der stratigraphischen Einheiten aus den Sondagen der Landmauer und des Osttores schließen eine wie in der wissenschaftlichen Forschung behauptet hellenistische Datierung für die Anlage aus. Nach der genauen makroskopischen Analyse der CS sowie einem Abgleich mit den neuersten Forschungsergebnissen aus Paphos soll auch die Anfangsdatierung des Befestigungssystems in das späte 1. Jh. n. Chr. belegt werden. Für das Haupttor zeichnet sich nach dem jetzigen Forschungsstand eine frühere Datierung ab, da es erst nachträglich durch ein Mäuerchen mit der Landmauer verbunden wurde. Demnach würde das Haupttor als freistehender Torbau an der Hauptstraße der früheren Stadt Side errichtet worden sein. Im Zuge der Stadterweiterung in flavischer Zeit, wo neben der Agora auch das Theater erneuert wurde, wurden schließlich die Landmauer und das Osttor errichtet.
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