Eiskliffe in Nordgrönland
LATTICE – Land-terminating ice cliffs in North Greenland
Wissenschaftsdisziplinen
Geowissenschaften (100%)
Keywords
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Ice Cliffs,
Greenland,
Glacier Energy Balance,
Ice Dynamics,
Polar Climatology
Gletscher, die als steiles Eiskliff an Land enden, sind ungewöhnliche Erscheinungen der Kryosphäre. Diese Kliffe kommen nur an Orten vor, wo kalte und trockene Klimabedingungen dominieren. In Nordgrönland bildet der Rand des Eisschildes und benachbarter Eiskappen zahlreiche Eiskliffe, aber nur das Red Rock Eiskliff wurde in der Vergangenheit umfassend erforscht. In den letzten sechs Jahrzehnten wurde das Eis des Kliffs dort immer dünner, aber gleichzeitig gab es Phasen des Vorstoßes, des Rückzugs und des erneuten Vorstoßes. Dieses scheinbar widersprüchliche Verhalten des Vorrückens und gleichzeitigen Ausdünnens blieb bisher im Detail unerforscht und wirft die Frage nach den treibenden Prozessen auf. Wir argumentieren, dass die Veränderungen des Red Rock Eiskliffs die Klimavariabilität widerspiegelt. Daher stellen wir die Hypothese auf, dass jede Veränderung des Eiskliffs ein Klimaindikator für die Beziehung zwischen Atmosphäre und Kryosphäre in Nordgrönland darstellt. Wenn wir die Wechselwirkung des Eiskliffs mit der Atmosphäre verstehen, können wir Veränderungen des Eiskliffs in ein Klimasignal übersetzen. Dieses Signals ist von regionaler Bedeutung für einen großen Teil des kalten und trockenen Norden Grönlands. Wir untersuchen die Prozesse, die die Veränderungen des Eiskliffs, seine Morphologie, Position und Dicke bestimmen. Mit Hilfe von Messungen vor Ort und numerischen Modellen sind wir in der Lage, die Rolle der Eisdynamik zu bestimmen, das Abbrechen und Schmelzen des Eises am Kliff zu quantifizieren und die Empfindlichkeit der Energie- und Massenbilanz gegenüber dem Klima zu untersuchen. Anhand von Fließmodellen des Eises angetrieben mit gemessenen historischen und aktuellen Eistemperaturen untersuchen wir, ob eine mögliche Erwärmung des Eises den beobachteten Vorstoß des Kliffs beeinflusst haben könnte. Energie- und Massenbilanzmodelle geben Aufschluss auf die Empfindlichkeit des Eiskliffs zu weiteren Änderungen im Klima. Dabei erwarten wir, dass die Empfindlichkeit gegenüber der Lufttemperatur geringer ist als gegenüber Klimaelementen, die einen Bezug zur Feuchtigkeit aufweisen, wie Luftfeuchte, Bewölkung und Niederschlag. Somit leisten wir einen Beitrag zu Erforschung einer nicht nur wärmeren, sondern auch feuchteren Arktis der Zukunft. Die Verknüpfung der kleinräumigen Einflussfaktoren mit der Variabilität des überregionalen Klimas wird unser Wissen über die Zusammenhänge zwischen Atmosphäre, Kryosphäre und Ozean in Nordgrönland, einer für das globale Klima entscheidenden Region, maßgeblich erweitern.
- Universität Graz - 40%
- Universität Innsbruck - 60%
- Jakob Abermann, Universität Graz , assoziierte:r Forschungspartner:in