Das Kirchenverständnis Kardinal von Rauschers
Church in the State or State in the Church?
Wissenschaftsdisziplinen
Philosophie, Ethik, Religion (100%)
Keywords
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Cardinal Rauscher,
Catholicism,
19. Cent.,
Ecclesiology,
Church and State,
Archdiocese of Vienna,
First Vatican Council
Dieses Projekt versteht sich als Beitrag zur Entwicklung des Katholizismus im Österreich des 19. Jahrhunderts. Anhand der Schriften und Ansprachen des Wiener Erzbischofs Kardinal Rauscher soll die Entwicklung des kirchlichen Selbstverständnisses zwischen Vormärz und Kulturkampf sichtbar gemacht werden. Den Rahmen bilden also die politischen Vorgänge in der Monarchie als auch innerkatholische Debatten im Zeitraum zwischen 1815 und 1870. Die katholische Kirche suchte in diesem Zeitraum ihre neue Rolle als eine dem Staat eng verbundene, aber dennoch unabhängige, übernationale und gesellschaftskritische Institution. Dieses Selbstverständnis soll anhand der theologischen und politischen Ansichten des einflussreichen Wiener Erzbischofs sowie seiner seelsorglichen Aktivitäten analysiert und deutlicher beschrieben werden. Die Hirtenbriefe Rauschers gelten in dieser Hinsicht als ein wenig bekanntes aber vielversprechendes Quellenkorpus, das kritisch analysiert und interpretiert werden soll. Im Mittelpunkt dieser kirchlichen Emanzipierung steht ferner das Wiener Konzil von 1858, das erstmals grundlegend erforscht werden soll. Das Ergebnis der Studie zielt einerseits auf ein authentisches (Selbst-)Bild der österreichischen Kirche und andererseits ein besseres Verständnis des katholischen Milieus in Wien im 19. Jahrhundert. Die zahlreichen Hirtenbriefe, Reden und Ansprachen Kardinal Rauschers werden als Laboratorium postuliert, in denen sich Ansichten des Erzbischofs zu Kirche und zum Staat formierten und mit denen er die Kirche gewissermaßen formen wollte. Dabei ist von Belang, welche Vorstellungen von Kirche in den Hirtenbriefen thematisiert werden und wie dieses Kirchenbild theologisch oder politisch formuliert wurde. Daneben muss das intellektuelle Umfeld Rauschers berücksichtigt werden, seine theologische Bildung und seine politischen Überzeugungen. Schließlich soll untersucht werden, welche Rolle und welchen Einfluss das Konzil von 1858 in dieser Bewegung spielte, d.h. inwiefern es als Motor eines neuen Kirchenverständnisses diente. Die wichtige Rolle Rauschers in der Kirchenpolitik des 19. Jahrhunderts wurde immer wieder erwähnt, doch fehlt eine ausführliche Studie über seine politischen und theologischen Ansichten, die sich im Lauf der Zeit veränderten, sich anpassten oder neu akzentuiert wurden. Diese Forschungslücke soll durch das vorliegende Projekt geschlossen werden.
- Universität Wien - 100%