Medienberichterstattung über Terrorismus und ihre Wirkung

Theoretischer Rahmen: Über Terroranschläge mit Todesopfern wird in den Medien fast immer berichtet. Es ist jedoch unklar, welche Wirkung diese Berichte haben. Es gibt Bedenken, dass der wiederholte Konsum von sensationsträchtiger Berichterstattung über Terrorismus traumatische Erfahrungen und psychischen Stress bei den RezipientInnen aufrechterhält und vielleicht sogar zu politischen Radikalisierungsprozessen beiträgt. 2017 wurden Medienempfehlungen zur Berichterstattung über sogenannte Mass shootings entwickelt. Inwieweit JournalistInnen sich an diese Empfehlungen halten und inwiefern dadurch etwaige negative Effekte der Terrorismusberichterstattung in den Medien vermindert werden können, ist noch unerforscht. Forschungsfragen: In dem Projekt wird untersucht, 1) wie in österreichischen und deutschen Zeitungen über Terroranschläge berichtet wird; 2) welche Rolle Berichte über Terrorismus in den Medien bei der Radikalisierung von Menschen spielen; 3) welche Wirkung verschiedene Arten der Terrorismusberichterstattung auf LeserInnen haben; und 4) wie effektiv aktuelle Medienempfehlungen zur Berichterstattung über Mass shootings sind. Methoden: In Phase #1 des Projekts werden Berichte österreichsicher und deutscher Zeitungen über Terroranschläge in Westeuropa der letzten fünf Jahre untersucht. In Phase #2 werden Interviews mit Menschen, die sich islamistisch oder rechtsextremistisch radikalisiert haben, hinsichtlich der Rolle der Terrorismusberichterstattung bei ihrer Radikalisierung geführt. In Phase 3 wird ein Online-Laborexperiment mit vier Gruppen durchgeführt. Gruppe #1 wird über einen Zeitraum von drei Wochen sechs Zeitungsartikel über Terrorismus lesen, die nicht konsistent mit den Medienempfehlungen sind. Gruppe #2 wird die gleichen Artikel lesen, nachdem diese an die Empfehlungen angepasst wurden. Gruppe #3 wird Artikel mit Geschichten über die De-Radikalisierung von früheren Islamisten und die Kontrollgruppe Artikel über Mord lesen. Psychische Gesundheit und soziale Einstellungen der TeilnehmerInnen werden mit Fragebögen zu fünf Zeitpunkten erhoben: Vor und nach dem Lesen der jeweils ersten beiden Artikel in Woche #1, nach dem Lesen zwei weiterer Artikel in Woche #2, nach dem Lesen der letzten beiden Artikel in Woche #3 und weitere vier Wochen später. Originalität: Dies ist die erste Studie, die untersucht, 1) wie über Terrorismus in den österreichischen und deutschen Printmedien berichtet wird; 2) welche Wirkung der Konsum von Medienberichten über Terrorismus hat; und 3) welche Rolle diese bei individuellen Radikalisierungsprozessen spielt. Die Ergebnisse werden wichtige präventive Empfehlungen für die Darstellung von Terrorismus in den Medien generieren. Beteiligte WissenschaftlerInnen: Die primär im Projekt involvierten Wissenschaftler sind Benedikt Till und Thomas Niederkrotenthaler, die bereits in anderen ähnlichen Projekten zusammengearbeitet und Erfahrung in der Erforschung der Rolle der Medien für die psychische Gesundheit haben.