Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (25%); Geschichte, Archäologie (50%); Medien- und Kommunikationswissenschaften (25%)
Keywords
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Epigraphy,
Self-representation,
Historiography,
Monastic communities,
Intermediality,
Text/Image Combination
Vormoderne Klostergemeinschaften förderten ihren Gruppenzusammenhalt durch Erzählungen, die die Identität der Institution thematisieren und Identifikationsangebote für die Lebenswelt ihrer Mitglieder liefern sollten. Die Geschichte der Ordenshäuser wurde den Mönchen und Nonnen z. B. durch Stifterchroniken vermittelt. Denselben Zweck erfüllten aber auch andere, monumentalere Medien, die im Gegensatz zu Handschriften prinzipiell unbeweglich waren, nämlich Inschriften oder durch Inschriften kommentierte Text-Bild-Kombinationen. Inschriften in Klöstern können daher eine interne Kommunikation unterstützen, die auf die Selbstvergewisserung des Klosters abzielt, sie können aber auch eine Vielzahl von Besuchern ansprechen und damit Außenwirkung erzeugen. Hierher gehört etwa der Dialog mit potenziellen Stifter:innen aus dem vermögenden lokalen Bürgertum und dem Landadel. Beide Gruppen waren für den materiellen Lebensunterhalt und die Rekrutierung von Personal wichtig, im ländlichen und vor allem im städtischen Kontext. Das in unmittelbarer Nähe von Wien gelegene Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg nutzte epigraphische Texte als Teil eines komplexen Medienensembles zur Kommunikation von Elementen seines Selbstverständnisses nach innen und außen. Die Tatsache, dass der heiliggesprochene Stifter, Markgraf Leopold III. von Österreich, im Kapitelsaal beigesetzt wurde, markiert bis heute einen Kernpunkt der Selbstwahrnehmung und -darstellung des Stifts. Das Stift fungierte aber auch als hochrangige Begräbnisstätte für eine Vielzahl anderer Verstorbener. Die Grabdenkmäler in Kreuzgang und Kapitelsaal spiegeln zusammen mit liturgischem und sozialem Totengedenken die (Stifter-)Beziehungen zum Kloster wider und helfen, Außen und Innen des Klosters als Sozialraum und Begräbnisstätte eng zu verzahnen. Die Tatsache, dass über den engeren Stadtraum Klosterneuburgs hinaus, als dessen natürliche Zentrum das Stift erscheint, auch eine starke soziale und örtliche Verbindung zum nahen Wien und zum Hof der österreichischen Herrscher als erweitertes Einzugsgebiet bestand, vervielfacht die Komplexität dieser Raumbezüge weiter. Das Projekt will herausfinden, wie Inschriften und ihre Text-Bild-Kombinationen zu den medialen Gesamtstrategien der Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung des Kapitels beitrugen, indem sie bewusst auf ältere Traditionen zurückgriffen und zugleich Innovationen der Hausgeschichtsschreibung einführten. Das Projekt stützt sich auf ein umfangreiches Quellenmaterial, das nicht nur die noch vor Ort vorhandenen epigraphischen Denkmäler berücksichtigt, sondern auch die archivalische, textliche und bildliche Überlieferung der heute verlorenen Objekte. PREMISES wird erstmals einen Gesamtkatalog des vormodernen epigraphischen Erbes des Stiftes Klosterneuburg bis zum Jahr 1683 nach dem Vorbild der Editionsreihe Die Deutschen Inschriften erstellen.
- Martin Haltrich, Stift Klosterneuburg - Bibliothek, Archiv und Sammlungen , nationale:r Kooperationspartner:in
Research Output
- 9 Publikationen
- 2 Disseminationen
- 1 Weitere Förderungen
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2025
Titel Fürsten für die Dynastie. Genese und Performanz der Babenberger-Genealogie Ladislaus Sunthayms im Umkreis der Habsburger. Mit einer Edition der Textversionen Typ Book Autor Kapeller E -
2023
Titel Nicht (nur) in Stein gemeißelt: Inschriften als Medien klösterlicher Geschichtsschreibung; In: Medialitäten von Heiligkeit Typ Book Chapter Autor Kapeller E Seiten 217-218 -
2023
Titel "ut capella sancti Nicolay [...] lumen incensum habeat". Die Nikolauskapelle im Stift Klosterneuburg und ihre Geschichte Typ Journal Article Autor Kapeller E Journal Frühneuzeit-Info Seiten 149-175 -
2023
Titel Ein Leopold, kein Heribert: Ein österreichischer Fürst im Chor des Mariendoms in Aachen Typ Journal Article Autor Miesgang S Journal Frühneuzeit-Info Seiten 67-82 -
2023
Titel Die Verehrung des hl. Leopold in der Frühen Neuzeit. Zeiten - Räume - Medien - Akteure - Praktiken - Deutungen Typ Book Autor Miesgang S -
2023
Titel Stiftung und Inszenierung des Österreichischen Erzherzogshuts im Stift Klosterneuburg. Symbolik - Performanz - Normativität; In: Medialitäten von Heiligkeit Typ Book Chapter Autor Miesgang S Seiten 101-121 -
2023
Titel Von Klosterneuburg bis Nürnberg. Die Wunder der Zeuginnen und Zeugen im Kanonisationsprozess für Leopold III.; In: Medialitäten von Heiligkeit Typ Book Chapter Autor Schön Ja Seiten 17-46 -
2023
Titel Frauen und Töchter zuerst! Überlegungen zur (An-)Ordnung der Babenberger-Genealogie Ladislaus Sunthayms; In: Medialitäten von Heiligkeit Typ Book Chapter Autor Kapeller E Seiten 47-66 -
2024
Titel Die Ordnung der Markgrafen von Baden. Über eine Genealogie aus der Handschrift Wien, ÖNB, Codex 7692; In: Studien zur alten Musik in monastischen Sammlungen Typ Book Chapter Autor Kapeller E Seiten 181-186
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2025
Link
Titel Expert:innengespräch: Zwischen herkomen und "Hinwollen". Denkformen, Erzählstrukturen und Visualisierungen von Genealogien der Vormoderne Typ A formal working group, expert panel or dialogue Link Link -
2024
Link
Titel Expert:innengespräch: Spezialfragen der Inschriftenpaläographie. Materialgerechtigkeit und Ausführungstechnik als Faktoren von Progressivität, Konservativität und Wandel von Schriftformen Typ A formal working group, expert panel or dialogue Link Link
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2024
Titel Communities Intertwined - Visualising Inscribed Space Typ Research grant (including intramural programme) Förderbeginn 2024 Geldgeber Austrian Science Fund (FWF)