Molekularanalyse Zentrosomaler Strukturen in der Interphase
Molecular Analysis of Interphase Centrosomal Structures
Wissenschaftsdisziplinen
Biologie (100%)
Keywords
-
Centrioles,
Centrosomes,
C. elegans,
Drosophila
Zentrosomen sind die wichtigsten Mikrotubuli-organisierenden Zentren in tierischen Zellen und tragen zur mitotischen Spindelanordnung und Zellteilung, aber auch zur Zellmotilität, Polarität, zum intrazellulären Transport und zur Positionierung von Organellen bei. Innerhalb des Zentrosoms werden die Mikrotubuli- Nukleation und -Verankerung durch das sogenannte perizentriolare Material (PCM) vermittelt, das von einem Zentriolenpaar rekrutiert wird. Frühere Arbeiten an den Modellorganismen C. elegans und Drosophila haben dazu beigetragen, die grundlegenden molekularen Mechanismen zu definieren, die dem Zentriolaufbau sowie dem Aufbau und der Funktion des mitotischen PCM zugrunde liegen. Im Gegensatz dazu ist die Interphasen- PCM-Assemblierung weder im Zusammenhang mit kanonischen Zentriol-organisierten Zentrosomen noch im Zusammenhang mit den acentriolaren PCM-Ansammlungen, die auf zentriolaren Satelliten gefunden oder an andere zelluläre Orte in differenzierten Zellen umverteilt werden, noch wenig verstanden. Der Schwerpunkt dieses Einzelprojekts liegt auf der Charakterisierung von Interphase-Zentrosomenstrukturen, sowohl kanonischer als auch nicht-kanonischer Art, unter Nutzung der in C. elegans und Drosophila verfügbaren Werkzeuge und Methoden. Das Projekt gliedert sich in zwei Ziele, eine molekulare Charakterisierung des Zusammenbaus von Interphase-Zentrosomen und Zentrosomen-verwandten Strukturen in frühen Embryonen und späteren Entwicklungsstadien von C. elegans (Ziel 1) und des Zusammenbaus und der Funktion von zentriolaren Satelliten in C. elegans und Drosophila, aufbauend auf der Identifizierung von Orthologen der Kernstrukturkomponente PCM1 in diesen Spezies (Ziel 2). Ziel 1 umfasst die Anwendung von In-vivo-Mikroskopie, näherungsabhängiger Interaktionskartierung und gezieltem Proteinabbau, um Interphase-Zentrosomen zu untersuchen, wobei die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen mit denen verglichen werden, die den mitotischen PCM-Aufbau antreiben. Ziel 2 konzentriert sich auf die Charakterisierung von PCM1-Orthologen, wobei versucht wird, konservierte Merkmale, die der PCM1- Funktion bei allen Arten zugrunde liegen, zu identifizieren. Es beinhaltet außerdem eine Charakterisierung der In-vivo- und In-vitro-Dynamik von PCM1 und PCM1-enthaltenden zentriolaren Satelliten, wobei versucht wird, eine alternative Hypothese für den Satellitenaufbau basierend auf den Prinzipien der Flüssig-Flüssig- Phasentrennung zu bewerten. Die Stärken wirbelloser experimenteller Modelle wurde bisher nicht umfassend auf Interphase-Zentrosomen angewendet. Angesichts der evolutionären Konservierung grundlegender Zellstrukturen werden alle Erkenntnisse unser Verständnis einer biomedizinisch wichtigen Zellorganelle verbessern.
Vorherige Arbeiten an dem Fadenwurm C. elegans und der Fruchtfliege Drosophila haben dazu beigetragen, die grundlegenden molekularen Mechanismen zu definieren, die der Zentriolenassemblierung sowie dem Aufbau und der Funktion mitotischer Zentrosomen zugrunde liegen. Ziel dieses Projekts war es, die leistungsfähigen genetischen und mikroskopischen Methoden in diesen Modellorganismen zu nutzen, um besser zu verstehen, wie Zentrosomen während der Interphase entstehen - sowohl kanonische, durch Zentriolen organisierte Zentrosomen als auch die azentriolaren Strukturen, die auf Zentriolären Satelliten zu finden sind. Die in den vergangenen vier Jahren im Labor durchgeführten Arbeiten folgten im Wesentlichen dem ursprünglichen Plan. Ein wichtiges frühes Ergebnis war die Entwicklung einer neuen Methodik zur Identifizierung von Protein-Proximitätsinteraktoren in C. elegans auf entwicklungsstadien- sowie gewebe-/zelltypspezifische Weise. Seit der Veröffentlichung deser Methodik im Jahr 2022 haben wir die dafür notwendigen Reagenzien an zahlreiche Labore weltweit verteilt. Derselbe Ansatz sollte sich auch auf andere experimentelle Modelle übertragen lassen. Tatsächlich haben wir diesen bereits genutzt, um zentriolare Satelliten in Drosophila zu untersuchen. Die Arbeiten zu Zentrosomen haben sich mittlerweile von einer rein molekularen Beschreibung zu einer Charakterisierung ihrer Materialeigenschaften entwickelt, die für ihre Funktion als Mikrotubuli-organisierende Zentren entscheidend sind. Mit quantitativen Mikroskopiemethoden konnten wir feststellen, dass Zentrosomen - entgegen früherer Annahmen - nicht härter werden, wenn Zellen von der Interphase in die Mitose übergehen, sondern weicher und leichter verformbar. Theoretische Modellierungen zeigen, dass eine Erweichung der Zentrosomen Schwankungen in Spindellänge und Chromosomenpositionierung reduziert, was die potenziell schädlichen Auswirkungen von Spindelkräften auf die Chromosomentrennung abmildern könnte. Ein gewisser Grad an elastischer Nachgiebigkeit könnte zudem entscheidend dafür sein, das sich das mitotische Zentrosom erweitern kann und sein volles Mikrotubuli-Nukleationspotenzial entfaltet. Was zentriolarer Satelliten anbelangt, so führte die Charakterisierung von Aspekten ihrer Funktion, die zwischen Wirbeltieren und Drosophila konserviert sind, zur Entdeckung einer neuen Rolle für Satelliten: nicht im intrazellulären Transport, wie zuvor angenommen, sondern in der koordinierten Synthese von zentrosomalen und zilären Proteinen. Diese Erkenntnis stellt einen grundlegenden Wandel in unserem Verständnis dieser Strukturen dar und könnte auch neue Perspektiven auf die generelle Organisation von Zellen eröffnen.
- Universität Wien - 100%
- Shambaditya Saha, IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie GmbH , nationale:r Kooperationspartner:in
- Manuel Zimmer, Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Verena Jantsch-Plunger, Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Dhanya Cheerambathur, University of Edinburgh - Vereinigtes Königreich
Research Output
- 56 Zitationen
- 11 Publikationen
- 1 Methoden & Materialien
- 2 Datasets & Models
- 2 Disseminationen
- 6 Wissenschaftliche Auszeichnungen
- 1 Weitere Förderungen
-
2025
Titel A conserved role for centriolar satellites in translation of centrosomal and ciliary proteins DOI 10.1083/jcb.202408042 Typ Journal Article Autor Pachinger C Journal Journal of Cell Biology Link Publikation -
2025
Titel Centrosome Softening As A Mechanical Adaptation For Mitosis DOI 10.1101/2025.09.09.675178 Typ Preprint Autor Garcia-Baucells J Seiten 2025.09.09.675178 Link Publikation -
2025
Titel Active viscoelastic condensates provide controllable mechanical anchor points Typ Journal Article Autor Garcia-Baucells J Journal arXiv Link Publikation -
2022
Titel A modified TurboID approach identifies tissue-specific centriolar components in C. elegans DOI 10.1371/journal.pgen.1010150 Typ Journal Article Autor Holzer E Journal PLoS Genetics Link Publikation -
2021
Titel A Modified TurboID Approach Identifies Tissue-Specific Centriolar Components In C. elegans DOI 10.1101/2021.12.20.473533 Typ Preprint Autor Holzer E Seiten 2021.12.20.473533 Link Publikation -
2023
Titel Molecular Analysis of C. elegans Cilium Assembly Typ PhD Thesis Autor Tiffany Su -
2024
Titel CentriROLE - The Role of Centrioles in Pericentriolar Material Assembly Typ PhD Thesis Autor Triin Laos -
2024
Titel Conserved features and functions of centriolar satellites Typ PhD Thesis Autor Claudia Pachinger -
2023
Titel A phylogenetic profiling approach identifies novel ciliogenesis genes in Drosophila and C. elegans DOI 10.15252/embj.2023113616 Typ Journal Article Autor Dobbelaere J Journal The EMBO Journal Link Publikation -
2022
Titel A Phylogenetic Profiling Approach Identifies Novel Ciliogenesis Genes In Drosophila And C. elegans DOI 10.1101/2022.12.28.522111 Typ Preprint Autor Dobbelaere J Seiten 2022.12.28.522111 Link Publikation -
2021
Titel An Acentriolar Centrosome At The Ciliary Base In C. elegans Typ PhD Thesis Autor Joachim Garbrecht
-
2022
Titel An indirect TurboID approach for tissue-specific proximity labeling Typ Technology assay or reagent Öffentlich zugänglich
-
2022
Link
Titel Identification of tissue-specific SPD-5 and PLK-1 proximity interactors by direct and indirect TurboID Typ Database/Collection of data Öffentlich zugänglich Link Link -
2025
Link
Titel Identification of the Drosophila centriolar satellite proximity interactome by direct and indirect biotin proximity labeling Typ Database/Collection of data Öffentlich zugänglich Link Link
-
2022
Titel Opinion article DOI 10.1242/jcs.259645 Typ A magazine, newsletter or online publication -
2022
Link
Titel Jeroen Dobbelaere, Interview for national news Typ A press release, press conference or response to a media enquiry/interview Link Link
-
2022
Titel Poster prize at EMBO "Cilia 2022" meeting, Cologne, Germany Typ Poster/abstract prize Bekanntheitsgrad Continental/International -
2022
Titel Sustainability Award 2022 Typ National honour e.g. Order of Chivalry, OBE Bekanntheitsgrad National (any country) -
2022
Titel VIP & DIF meeting, Institut Jacques Monod, Paris, France Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad Regional (any country) -
2024
Titel European Worm Meeting Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad Continental/International -
2023
Titel EMBO "Centrosomes in Development, Disease and Evolution" meeting, Istanbul, Turkey Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad Continental/International -
2023
Titel Cold Spring Harbor Asia "Cilia & Centrosomes" meeting, Awaji, Japan Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad Continental/International
-
2022
Titel Special Research Program (SFB) 'Meiosis' Typ Research grant (including intramural programme) Förderbeginn 2022 Geldgeber Austrian Science Fund (FWF)