Begegnungen im Pferdekörper: Kultur- und Wissensvermittlung
Meeting in the body of the horse:Culture&Knowledge transfer
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (10%); Philosophie, Ethik, Religion (5%); Sprach- und Literaturwissenschaften (65%); Veterinärmedizin (20%)
Keywords
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Armenian medieval equine manuscripts,
Arabic and Georgian translations of Armenian equin,
Cultural and scientific contact in Near East and C,
East-west encounter in equine texts,
Knowledge transfer in manuscripts,
Tangible and intangible cultural heritage
Wie wurde im Mittelalter und an der Wende zur frühen Neuzeit das Wissen über Pferde und Pferdemedizin weitergegeben, und wie hat diese Weitergabe zwischen verschiedenen Kulturen funktioniert? Welche Rolle spielten dabei pferdemedizinische Manuskripte, deren Abschriften, Überarbeitungen und Übersetzungen? Wer fungierte als Vermittler zwischen dem Wissen des europäischen Westens und des islamischen Ostens? All das wird in dem interdisziplinären Projekt unter der Leitung der Armenologin, Linguistin und Pferdewissenschaftlerin Jasmine Dum-Tragut (Universität Salzburg) anhand spätmittelalterlicher armenischer Pferdetexte, deren Vorlagen und Übersetzungen im geographischen Raum zwischen Okzident und Orient untersucht. Im Zentrum des Projekts stehen zwei armenische Pferdeschriften. Die eine aus dem frühen 13. Jahrhundert ist zwar verloren gegangen, ihre Existenz ist aber durch eine Notiz in einem anderen Manuskript bekannt. Die andere ist Teil eines umfassenden medizinischen Manuskripts aus dem frühen 16. Jahrhundert, das erst 2008 wiederentdeckt wurde. Der Vergleich des armenischen Pferdebuchs aus dem 16. Jahrhundert mit armenischen, europäischen aber auch arabisch-persischen Vorlagen und den Übersetzungen armenischer Pferdebücher ins Arabische und Georgische bietet die einzigartige Möglichkeit, die Weitergabe von Wissen als Ergebnis intensiven kulturellen Kontakts in einem geographisch - und zeitlich - begrenzten Rahmen nachzuvollziehen. Anhand des wieder entdeckten armenischen Manuskripts kann die Wissensreise aus dem armenischen Königreich Kilikien im 13. Jahrhundert (heutige Türkei), über Sivas im Osmanischen Reich (16. Jahrhundert), Tiflis im Königreich Georgien (18. Jh.), Isfahan im Iranischen Reich (19. Jh). bis zu seinem endgültigen Bestimmungsort in der armenischen Hauptstadt Jerevan (20. Jh.) verfolgt werden. Dafür werden die armenischen Pferdeabhandlungen sowie auch mehrere arabische und eine georgische Handschrift erstmals im Projekt erforscht, miteinander verglichen und in Beziehung gesetzt. Diese Handschriften werden weltweit in unterschiedlichen Sammlungen und Bibliotheken aufbewahrt und dem Projekt in digitalisierter Form zur Verfügung gestellt. Das Projekt vereint in seinem Team mit Wissenschaftlern aus armenischen, arabischen und georgischen Studien sowie Pferdewissenschaften und den nationalen und internationalen Kooperationspartnern aus Handschriftenkunde, Mittelalterstudien, Iranischen Studien, Geschichte der Veterinärmedizin, Wissenschaftsgeschichte und nicht zuletzt Studien zum Kulturerbe, außergewöhnlich viele und in Österreich selten vertretene Wissenschaftsdisziplinen. Das Projekt versteht sich nicht zuletzt auch als eine umfassende Studie zu einem spezifischen armenischen Kulturerbe, das den bisher wenig untersuchten geographischen Raum am Schnittpunkt von Ost und West, von Islam und Christentum, von Mittelalter und Früher Neuzeit erschließt.
- Universität Salzburg - 100%
- Erich Renhart, Universität Graz , nationale:r Kooperationspartner:in
- Christina Antenhofer, Universität Salzburg , nationale:r Kooperationspartner:in
- Gerald Weissengruber, Veterinärmedizinische Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Gerhard Forstenpointner, Veterinärmedizinische Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Jost Gippert, Universität Hamburg - Deutschland