Shinto-uke: Religiöse Kontrolle durch Shinto-Schreine
Shinto-uke: Religious Control via Shinto Shrines
Wissenschaftsdisziplinen
Philosophie, Ethik, Religion (40%); Rechtswissenschaften (10%); Sprach- und Literaturwissenschaften (50%)
Keywords
-
Buddhism,
Shinto,
Christianity,
Heresy,
Repression,
Control
Im siebzehnten Jahrhundert führten radikale Methoden der Christenverfolgung in Japan zur Entstehung des sogenannten tera-uke Systems (wtl. System der Tempel-Zertifikate), das durch die Zwangsmitgliedschaft in buddhistischen Tempelgemeinden gekennzeichnet war. In manchen Landesteilen wurden diese Tempel allerdings zeitweise durch Shinto Schreine ersetzt. Diese Maßnahme der religiösen Kontrolle ist u.a. als shinto-uke (Zertifikation durch Shinto Schreine) bekannt. Shinto-uke wurde von Mitte der 1660er Jahre bis in die späten 1680er Jahre in mindestens drei bedeutenden Daimyaten Mito, Aizu und Okayama systematisch angewandt. Im Zuge dessen kam es zur institutionellen Trennung von Tempeln und Schreinen sowie zu anti-buddhistischen Ausschreitungen, wie wir sie auch vom Beginn der Meiji-Zeit kennen. Allerdings untersagte die Shogunats-Regierung schließlich das shinto- uke und akzeptierte fortan nur noch von Tempeln ausgestellte Zertifikate der Rechtgläubigkeit. Das bislang in der westlichen Japanologie kaum bekannte Phänomen shinto-uke soll in diesem Projekt erstmals den Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Untersuchung darstellen. Vorarbeiten existieren auf dem Gebiet Okayama, das auch die Vorlage für die geplante Untersuchung von Mito darstellen soll. Auf Basis dieser Vorarbeiten erscheinen drei Faktoren als besonders relevant für die Entstehung von shinto-uke: 1) ein anti- buddhistischer Diskurs neo-konfuzianischer Prägung; 2) der Zugewinn von Reichtum und Macht buddhistischer Tempel im Zuge ihrer administrativen Tätigkeiten (besonders nach Einführung der shumon aratame); und 3) der Konflikt mit häretischen Gruppen des Buddhismus (in Okayama mit der Fujufuse-ha, einer Schule des Nichiren Buddhismus) bzw. die generelle Politisierung des Häresie-Konzepts. Diesen drei Faktoren wird nicht nur bei der Untersuchung von Okayama, sondern auch von Mito und in eingeschränkterem Maßstab von Aizu und anderen Regionen besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden. Insgesamt sollen die Fragestellungen dieses Projekts zu einer fundamentalen Neubewertung der Geschichte des Shinto führen. Während z.B. viele heutige Forscher die Meiji Zeit als den Zeitpunkt ansehen, zu dem Shinto als unabhängige Religion entstand, weist das Projekt auf Präzedenzfälle hin, die mehr als 200 Jahre davor stattfanden. Der Anspruch dieses Projekts besteht in der Tat darin, shinto-uke als ein missing link zwischen der konzeptionellen Etablierung des Begriffs Shinto im japanischen Mittelalter und der institutionellen Trennung von Buddhismus und Shinto zu Beginn der Meiji-Zeit (18681912) darzustellen. Sollte dies gelingen, würde dies das gegenwärtige Bild der Geschichte des Shinto grundlegend verändern und damit auch zu einer Revision der früh-modernen japanischen Religionsgeschichte insgesamt führen.
Im siebzehnten Jahrhundert führten radikale Methoden der Christenverfolgung in Japan zur Entstehung des sogenannten tera-uke Systems (wtl. System der Tempel-Zertifikate), das durch die Zwangsmitgliedschaft in buddhistischen Tempelgemeinden gekennzeichnet war. In manchen Landesteilen wurden diese Tempel allerdings zeitweise durch Shint-Schreine ersetzt. Diese Maßnahme der religiösen Kontrolle ist u.a. als shint-uke (Zertifikation durch Shint-Schreine) bekannt. Shint-uke wurde von Mitte der 1660er Jahre bis in die späten 1680er Jahre in mindestens drei bedeutenden Daimyaten - Mito, Aizu und Okayama - systematisch angewandt. Im Zuge dessen kam es zur institutionellen Trennung von Tempeln und Schreinen sowie zu anti-buddhistischen Ausschreitungen, wie wir sie auch vom Beginn der Meiji-Zeit kennen. Allerdings untersagte die Shgunats-Regierung schließlich das shint-uke und akzeptierte fortan nur noch von Tempeln ausgestellte Zertifikate der Rechtgläubigkeit. Das bislang in der westlichen Japanologie kaum bekannte Phänomen shint-uke steht in diesem Projekt erstmals im Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Untersuchung. Auf Basis von Vorarbeiten in der Region Okayama wurden drei Faktoren als besonders relevant für die Entstehung von shint-uke identifiziert: ein anti-buddhistischer Diskurs neo-konfuzianischer Prägung; der Zugewinn von Reichtum und Macht buddhistischer Tempel im Zuge ihrer administrativen und ideologischen Kontrollfunktionen; und der Konflikt mit "häretischen" Gruppen des Buddhismus (in Okayama mit der Fujufuse-ha, einer Schule des Nichiren Buddhismus) bzw. die generelle Politisierung des Häresie-Konzepts. Diesen drei Faktoren gilt nicht nur bei der Untersuchung von Okayama, sondern auch von Mito und - in eingeschränktem Maße - von Aizu und anderen Regionen besondere Aufmerksamkeit. Insgesamt steht das Projekt im Zusammenhang mit der Frage, wie sich Shint als eigenständige Religionsform etablierte. Während z.B. viele heutige Forscher die Meiji-Zeit als den Zeitpunkt ansehen, zu dem Shint als unabhängige Religion entstand, weist das Projekt auf Präzedenzfälle hin, die mehr als 200 Jahre davor stattfanden.
- Regine Mathias, Ruhr-Universität Bochum - Deutschland
- Katsunao Kurachi, Okayama University - Japan
- Nobuyoshi Hisano, Okayama University - Japan
- Yoko Matsui, The Tokyo University - Japan
- Nam-Lin Hur, University of British Columbia - Vereinigte Staaten von Amerika
Research Output
- 1 Publikationen
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2021
Titel Introduction; In: Religion, Power, and the Rise of Shinto in Early Modern Japan DOI 10.5040/9781350181090.0006 Typ Book Chapter Verlag Bloomsbury Publishing Plc