Die römischen Skulpturen von Side im Kontext. Die Idealplastik

Die Skulpturen von Side gehören zu dem besterhaltenen Skulpturenmaterial in Kleinasien. Die Lage am Meer bzw. an der Handelsroute in die Levante und nach Ägypten begünstigte vor allem in der Kaiserzeit die Wirtschaft der antiken Hafenstadt und Side entwickelte sich im 2. und 3. Jh. n. Chr. zu einer der reichsten Städte Pamphyliens und der gesamten Region. Mehr als 400 Skulpturen und Skulpturenfragmente aus römischer Zeit (Statuen, Fragmente, Köpfe, Statuetten, etc.) kamen während der Grabungen in Side zu Tage. In der beantragten Studie wird die Idealplastik (männliche und weibliche Figuren von Gottheiten, Heroen oder Athleten) des Skulpturenmaterials aus Side im Kontext von Herstellung, Zeit und Raum untersucht. Die Skulpturenforschung hat in den letzten Jahren verstärkt kontextuelle Fragestellungen in die Untersuchungen miteinbezogen und konnte erhebliche Fortschritte hinsichtlich Herstellung und Werkstätten, Beschaffung von Material, Aufstellung und Wiederverwendung erzielen. Diese Kontexte sind bislang für die Skulpturen von Side nicht untersucht worden, daher ist das Ziel dieser Studie, neue Erkenntnisse zur Skulptur in Side und im pamphylischen Raum zu erlangen. Für die Fragestellung ergeben sich grundlegend zwei übergeordnete Themenbereiche: 1. Die Skulpturen im Kontext (Herkunft/Fundort; Aufstellung; Auftraggeber; Stifter, historischer Kontext) 2. Herstellungs- und Werkstattfragen (Herkunft des Marmors/Marmoranalysen; stilistische und technische Untersuchungen der Figuren; Bildhauer die Evidenz der Inschriftenfunde; Vergleichende Studien mit Skulpturen anderer Fundstätten) Diese Themenbereiche sollen anhand folgender Methoden erarbeitet werden: Einem repräsentativen Teil der Statuen und Fragmente aus Side soll eine Steinprobe entnommen werden, um die Herkunft des Marmors festzustellen und Aufschlüsse über die Verbreitung und Verwendung von Marmor aus bestimmten Steinbrüchen für die Skulpturen in Side bzw. in der Region Pamphylien zu erhalten. Außerdem sollen die Statuen und Fragmente nach technischen und stilistischen Eigenheiten untersucht werden, um Traditionen von Bildhauerschulen und Werkstätten oder wandernden und lokalen Bildhauern zu erfassen. Zu untersuchen ist ferner, ob sehr ähnliche Figuren in Side und Perge in einer Werkstatt gefertigt wurden oder fertige bzw. vorgefertigte Skulpturen importiert wurden. Zudem wird versucht, den historischen Kontext der Skulpturen zu klären und Aufstellungsort, Auftraggeber, Stifter und Anlass der Aufstellung nachvollziehbar zu machen, auch vor dem Hintergrund der 2. Sophistik im 2. Jh. n. Chr. in Kleinasien (unter Berücksichtigung epigraphischer und numismatischer Zeugnisse). Ferner wird die Frage nach einem möglichen Bildprogramm erörtert, nach dem die Auswahl der Figurentypen erfolgt sein könnte. Die Wiederverwendung und Überarbeitung von Statuen in der Spätantike wird ebenso Gegenstand der Untersuchungen sein. Die Studie wird von der Antragstellerin und den MitarbeiterInnen (N.N.) in Kooperation mit der Montanuniversität Leoben (Marmoranalysen), mit der Anadolu Üniversitesi Eskisehir, der Ausgrabung und dem Museum in Side durchgeführt.

Römische Skulpturen in Side im Kontext: Die Idealplastik (FWF, P28981 G 25, 2016-2019) Team: Alice Landskron (Projektleitung), Manuel Reimann (PraeDoc), Gordian Landskron (Fotograf) Nationaler Kooperationspartner: Walter Prochaska (Montanuniversität Leoben) Internationale Kooperationspartner: Hüseyin S. Alanyali, Feristah Alanyali, Serap Erkoç (alle: Anadolu Universität, Eskisehir/TR und Ausgrabung in Side); Museum in SideZiel des Pilotprojektes war die Erfassung der idealplastischen Skulpturenausstattung der antiken Stadt Side in Pamphylien von der frühen Kaiserzeit bis in die Spätantike. Dabei stand die kontextuelle Erforschung der Skulpturen im Mittelpunkt, die über typologische, ikonographische und stilistische Untersuchungen hinausgehen und ein umfassendes Bild der Skulpturen in öffentlichen Räumen der antiken Stadt Side nachzeichnen sollte unter Berücksichtigung neuer Funde nach den 1970er Jahren bis in jüngere Zeit. Insgesamt konnten im Rahmen des Projekts bislang 340 idealplastische Skulpturen und Fragmente Katalog (Typologie, Ikonographie, stilistische und technische Beobachtungen; Stilistische und technische Analysen, Untersuchungenzu Bildhauern/Werkstätten,Überarbeitungsspuren, Die Untersuchungen der Skulpturen im Kontext von Herstellung und Aufstellung ermöglichten detaillierte Informationen zur Organisation von Werkstätten und zur Verbreitung von Skulpturen in Kleinasien und besonders in Pamphylien. Die Skulpturen im historischen Kontext und im Kontext der Auftraggeber, unter Berücksichtigung der epigraphischen und numismatischen Evidenz, eröffneten eine bislang Die Skulpturen im Kontext von Zeit und Raum, mögliche Verbindungen zur Zweiten Sopistik in Keinasien im 2. Jh. n. Chr., und vor allem die Langlebigkeit der Skulpturen im öffentlichen Raum bis in die Spätantike erbrachten neue Erkenntnisse und ermöglichten, eine dynamische Szenerie aus neu gefertigten, weiter- bzw. wiederverwendeten oder umgearbeiteten Skulpturen in der Die bislang erzielten Ergebnisse dieses Pilotprojekts haben exemplarische Auswirkung vor allem für die Erfoschung der Skulpturen in Pamphylien, die in vielen Fällen noch nicht ausreichend untersucht ist. Vergleiche zu anderen Skulpturenfunden aus der Region zeigen unterschiedliche technische Ausführungen, die auf mehrere Werkstätten bzw. Produktionsstätte in oder für Pamphylien schließen lassen. Die Bedeutung dieser Studie liegt vor allem in der umfassenden und kontextuellen Erforschung der Skulpturen, unter Berücksichtigung aller verfügbaren archäologischen und historischen Zeugnisse.