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Herrscherrepräsentation und Geschichtskultur unter Maria Theresia (1740-1780)

The representation of rulers and the historical culture under Maria Theresa (1740-1780)

Werner Telesko (ORCID: 0000-0002-1024-8902)
  • Grant-DOI 10.55776/P27512
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.01.2015
  • Projektende 31.05.2018
  • Bewilligungssumme 332.524 €

Wissenschaftsdisziplinen

Andere Geisteswissenschaften (7%); Geschichte, Archäologie (10%); Kunstwissenschaften (75%); Soziologie (8%)

Keywords

    Pictorial Politics, Visual Representation Of The Habsburg Dynasty, Cultural Transfer And Multipolarity, Gender And Body Politic, Representation In Representation'S Age Of Crisis, Cultural Mediality

Abstract Endbericht

Das erklärte Ziel des vorliegenden Projektantrags ist es, jene Forschungslücke zu schließen, die zwischen den Arbeiten zur Repräsentation Kaiser Karls VI. einerseits (vgl. Matsche 1981) und den Beiträgen zur habsburgischen Repräsentation im 19. Jahrhundert andererseits existiert. Dabei soll nicht eine Kunstgeschichte der Epoche Maria Theresias im Sinne eines Epochenüberblicks über alle Gattungen als Ziel ins Auge gefasst, sondern jene Werke und Werkgruppen der Druckgraphik, Medaillen, Staffeleimalerei und Wandmalerei erfasst und einer Deutung zugeführt werden, die als Bildpolitik in einer unmittelbaren Beziehung zur vielschichtigen Repräsentation Maria Theresias stehen. Als besondere Herausforderung erweist es sich hier, dass Maria Theresia über eine Vielzahl von Königreichen und Ländern herrschte, die in der Analyse auch eine entsprechende Betrachtung finden sollen. Nicht nur aus diesem Grund wird man Abstand von einer vereinfachenden Interpretation im Sinne einer unmittelbaren und zentralistisch ausgerichteten Indienstnahme von bildender Kunst durch Maria Theresia nehmen müssen. Im Zentrum soll deshalb vielmehr eine Klärung der Organisation des Kunstbetriebes (Matsche 2011) stehen, um in der Folge die unterschiedlichen Formen der maria-theresianischen Repräsentation besser beurteilen zu können. Es wird im vorliegenden Projekt wesentlich darauf ankommen, das bisher zu wenig untersuchte Spannungsverhältnis der beiden zentralen Begriffe Repräsentation und Medien für den vorgestellten Zeitraum neu zu beleuchten, letztlich die Tragfähigkeit eines bisher zuwenig hinterfragten kunsthistorischen Paradigmas einer habsburgischen Repräsentation zu untersuchen: Ist habsburgische Repräsentation in der Frühen Neuzeit als einheitlicher und geschlossener Begriff zu definieren? Welche Rolle spielt hier die vor allem von der Historiographie vorgenommene Gliederung nach RegentInnen? Sind hier nicht auch Kontinuitäten über einzelne Herrscherpersönlichkeiten im Sinne von übergeordneten dynastischen Trends zu beobachten? Im Rahmen des nun vorgelegten Projekts soll bewusst aus der Position der Kunstgeschichte und unter umfassender Einbeziehung der schriftlichen Primärquellen danach gefragt werden, wie die einzelnen Werke mit ihrer spezifischen formalen Ausprägung, ihren typengeschichtlichen Traditionen und ihrer inhaltlichen Struktur an der Repräsentation beteiligt sind. Es geht in diesem Sinn nicht nur um die generelle Frage der spezifischen Visualisierung von Macht, sondern vor allem um die Untersuchung der unterschiedlichen Potentiale der Werke, die an der Repräsentation beteiligt sind. Wenn man Kunstwerke nach ihrer Stellung und Bedeutung im Rahmen von dynastischen Strategien der Repräsentation untersucht, dann wird klar, dass visuelle Medien historische Ereignisse oder politische Ansprüche keineswegs nur abbilden, sondern diese zu einem guten Teil auch prägen bzw. mitformulieren. Auf dieser Basis wird es erstmals möglich sein, einen weiteren wichtigen Baustein zu einer Differenzierung des kulturellen Gesamtbildes der Epoche Maria Theresias zu entwerfen und dabei die Rolle der bildenden Kunst neu zu bewerten.

Maria Theresia, deren 300. Geburtstag im Jahr 2017 mit Ausstellungen, Tagungen und neuen Publikationen gewürdigt wurde, zählt zu den bekanntesten historischen Frauenfiguren Österreichs. Ihre Popularität lässt sich nicht allein durch den besonderen Umstand ihrer Herrschaft als regierende Frau und sechzehnfache Mutter erklären, sondern ist auch auf die hohe Zahl an erhaltenen Porträts zurückzuführen. Dieser visuellen Repräsentation Maria Theresias in unterschiedlichen Bildgattungen wie Gemälde, Kupferstiche und Medaillen widmete sich ein dreijähriges vom FWF Der Wissenschaftsfonds gefördertes Projekt. Das aus Kunsthistoriker/innen, Historiker/innen und Numismatiker/innen bestehende Projektteam untersuchte unterschiedliche Aspekte von Maria Theresias Repräsentation in Österreich, Ungarn, Tschechien, Deutschland und Belgien. Da ihr Vater Karl VI. ohne männlichen Nachkommen verstorben war, wurde Maria Theresia die erste Frau auf dem habsburgischen Thron. Eine besondere Herausforderung für die Legitimierung und Inszenierung von Maria Theresias Herrschaft stellte ihr Geschlecht dar, aufgrund dessen der Österreichische Erbfolgekrieg ausbrach. Um zu zeigen, dass sie den Herrschaftsanspruch der Dynastie durch die Geburt vieler Kinder sicherte, war es äußerst wichtig, die stetig wachsende Familie in Gemälden und Kupferstichen zu zeigen. Bereits zu Beginn ihrer Herrschaft nutzte Maria Theresia die sich ihr bietenden Möglichkeiten bei öffentlichen Prozessionen, Audienzen oder Festivitäten, um sich der Bevölkerung als liebenswerte, tapfere und schöne Landesfürstin zu präsentieren. Als Herrscherin vieler Länder war Maria Theresia im Großteil ihres Herrschaftsgebiets ausschließlich durch Porträts unterschiedlicher Kunstgattungen symbolisch präsent. Besondere Bedeutung erlangte dabei das zahlreich kopierte und reproduzierte Porträt Maria Theresias als König von Ungarn. Ein zentrales Anliegen des Projektes war es, mehr über die Kunstorganisation am Wiener Hof sowie die verschiedenen Akteure zu erfahren. Ein Großteil der (visuellen) Repräsentation wurde nicht von Maria Theresia oder dem Wiener Hof zentral gesteuert, sondern ist unterschiedlichen Akteuren, wie etwa dem städtischen Bürgertum, Adeligen, privaten Verlegern oder Künstlern zuzuschreiben. Die umfangreiche Einbeziehung schriftlicher Quellen ermöglichte es nachzuzeichnen, wie die verschiedenen Bilder der Herrscherin als Königin von Ungarn, Mutter oder Witwe entstanden. Das Forschungsprojekt konnte so einen Beitrag zum besseren Verständnis der unterschiedlichen Formen der Herrscherrepräsentation und der Bildpolitik der Epoche Maria Theresias leisten.

Forschungsstätte(n)
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften - 92%
  • KHM-Museumsverband - 8%
Nationale Projektbeteiligte
  • Heinz Winter, KHM-Museumsverband , assoziierte:r Forschungspartner:in
Internationale Projektbeteiligte
  • Katarina Benova, Slovenska Narodna Galeria - Slowakei
  • Petra Zelenkova, Nationalgalerie Prag - Tschechien

Research Output

  • 116 Zitationen
  • 9 Publikationen
Publikationen
  • 2016
    Titel Die Erbinn so vieler Länder und Reiche.
    DOI 10.7767/miog-2016-0106
    Typ Journal Article
    Autor Telesko W
    Journal Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
    Seiten 82-103
  • 2016
    Titel Die Maria-Theresien-Krypta (1754) in der Wiener Kapuzinergruft. Dynastische Repäsentation als multimediale Inszenierung
    DOI 10.1553/anzeiger149s25
    Typ Journal Article
    Autor Telesko W
    Journal Geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Anzeiger
    Seiten 25-60
    Link Publikation
  • 2016
    Titel Recent insights from in vitro single-molecule studies into nucleosome structure and dynamics
    DOI 10.1007/s12551-016-0212-z
    Typ Journal Article
    Autor Ordu O
    Journal Biophysical Reviews
    Seiten 33-49
    Link Publikation
  • 2018
    Titel Modification of the histone tetramer at the H3-H3 interface impacts tetrasome conformations and dynamics
    DOI 10.1063/1.5009100
    Typ Journal Article
    Autor Ordu O
    Journal The Journal of Chemical Physics
    Seiten 123323
    Link Publikation
  • 2018
    Titel ZWISCHEN PANEGYRIK UND TATSACHENBERICHT
    DOI 10.1553/0x003959e2
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Telesko W
    Seiten 1-43
    Link Publikation
  • 2018
    Titel Maria Theresia als „König von Ungarn“ im Krönungszeremoniell in Preßburg (1741)
    DOI 10.1553/0x003959e0
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Hertel S
    Seiten 110-123
    Link Publikation
  • 2016
    Titel KUNSTGESCHICHTE UND REPRÄSENTATION – ZUR TERMINOLOGIE UND FORSCHUNGSGESCHICHTE
    DOI 10.1553/0x003959fa
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Telesko W
    Seiten 87-90
    Link Publikation
  • 2015
    Titel Comparing the Assembly and Handedness Dynamics of (H3.3-H4)2 Tetrasomes to Canonical Tetrasomes
    DOI 10.1371/journal.pone.0141267
    Typ Journal Article
    Autor Vlijm R
    Journal PLOS ONE
    Link Publikation
  • 2015
    Titel Nucleosome Assembly Dynamics Involve Spontaneous Fluctuations in the Handedness of Tetrasomes
    DOI 10.1016/j.celrep.2014.12.022
    Typ Journal Article
    Autor Vlijm R
    Journal Cell Reports
    Seiten 216-225
    Link Publikation

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