Social Networking Seiten in der Überwachungsgesellschaft
Social Networking Sites in the Suveillance Society (SNS3)
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Technische Wissenschaften (100%)
Keywords
-
Social Networking Sites,
Web 2.0,
Information Society,
Surveillance Society,
Facebook,
MySpace
Social Networking Seiten (SNS) sind internetbasierte Plattformen, die es den UserInnen erlauben, Profile zu konstruieren, Verbindungen mit anderen UserInnen einzugehen, die dargestellt werden, und verschiedene Formen der Onlinekommunikation unterstützen. Beispiele sind studiVZ, MySpace oder Facebook. Das Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, elektronische Überwachung auf SNS, die von österreichischen Studierenden verwendet werden, zu analysieren. Die konkreten Forschungsfragen sind: (1) Welche Rolle spielen die Themen Überwachung und Privatsphäre in den Diskussionen der Nutzer von SNS? Welche Argumente werden von den Usern für Zustimmung bzw. Ablehnung von Datenüberwachung auf SNS vorgebracht? (2) Welche großen Vor- und Nachteile sehen österreichische Studierende in SNS? Welche Rolle spielen dabei Überwachung und Privatsphäre? (3) Besteht ein Zusammenhang zwischen Wissen und Meinungen österreichischer Studierender über Überwachung und Privatsphäre und ihrem Informationsverhalten auf SNS? Die verwendeten Forschungsmethoden sind qualitative Interviewführung (für Forschungsaufgabe 1) sowie quantitative und qualitative Befragung (für die Forschungsaufgaben 2 und 3). Theoretische Grundlagen der Forschung zu Überwachung und Privatsphäre werden systematisiert. Qualitative Interviews mit Studierenden über ihre Meinungen zu Überwachung, Privatsphäre sowie Überwachung und Privatsphäre auf SNS werden durchgeführt. Eine Umfrage bei Studierenden von 18 österreichischen Universitäten wird durchgeführt. Dabei wird analysiert, welche Vor- und Nachteile Studierende in SNS sehen. Es wird außerdem analysiert, welche Rolle Überwachung und Privatsphäre im Kontext der von Studierenden wahrgenommenen Vor- und Nachteile spielen, wie groß das Wissen der Studierenden über Überwachung ist (Index über Überwachungswissen), welche Meinungen sie zu Überwachung und Privatsphäre vertreten, wie viel Wissen sie über konkrete SNS haben, die in Österreich verwendet werden und wie ihr Informationsverhalten auf spezifischen SNS aussieht (Werbeeinstellungen, Privatsphäreeinstellungen, usw). Diese Variablen werden korreliert, um herauszufinden, ob und inwiefern die Überwachungs- und Privatsphärevariablen und die Nutzungsweisen von SNS zusammenhängen. Es wird diskutiert, wie die wahrgenommenen Risiken reduziert werden könnten. Dieses Projekt ist ein österreichischer Beitrag zur COST Aktion ISO807 "Living in Surveillance Societies".
"Social Networking Seiten (SNS) in der Überwachungsgesellschaft" (http://www.sns3.uti.at) war ein vom FWF gefördertes Forschungsprojekt im Zeitraum von September 2010 bis April 2014. Das Ziel dieses Forschungsprojektes war es, elektronische Überwachung auf SNS, die von österreichischen Studierenden verwendet werden, zu analysieren. Die drei Hautforschungsfragen waren: (1) Welche Rolle spielen die Themen Überwachung und Privatsphäre in den Diskussionen der Nutzer/inne/n von SNS? Welche Argumente werden von den Usern für Zustimmung bzw. Ablehnung von Datenüberwachung auf SNS vorgebracht? (2) Welche großen Vor- und Nachteile sehen österreichische Studierende in SNS? Welche Rolle spielen dabei Überwachung und Privatsphäre? (3) Besteht ein Zusammenhang zwischen Wissen und Meinungen österreichischer Studierender über Überwachung und Privatsphäre und ihrem Informationsverhalten auf SNS? Um diese Fragen zu beantworten, hat das Projekt 30 teilstrukturierte Interviews mit Nutzer/inne/n sozialer Medien durchgeführt sowie eine Onlineumfrage, an der N=3558 Nutzer/innen teilnahmen. Die Forschung brachte die folgenden Hauptergebnisse: Nutzer/innen, die der Überwachung auf sozialen Medien zustimmen, tendieren dazu, zu argumentieren, dass es sie ihr Einverständnis zu Nutzungs- und Privatsphärebestimmungen geben und dass Überwachung keine negativen Konsequenzen für sie hat. Nutzer/innen, die Überwachung auf sozialen Medien ablehnen, tendieren dazu, zu argumentieren, dass Privatsphärebestimmungen kein wirkliches Einverständnis der Nutzer/innen bedeuten, dass Überwachung auf sozialen Medien exzessiv, intransparent und unverhältnismäßig ist und dass die Kombination dieser Faktoren den Missbrauch von Daten fördert. Es gibt generell mangelndes Wissen darüber, wie Überwachung auf sozialen Medien funktioniert, was genau Plattformen mit persönlichen Daten machen und welche Daten sie für welche Zwecke speichern und nutzen. Nutzer/innen sind skeptisch gegenüber dem Austausch von reduzierter Privatsphäre mit dem Gratiszugang zu sozialen Medien. Sie würden vielmehr gerne zwingende Rechtsvorschriften sehen, die ein Opt-In zu personalisierter Werbung verwirklichen. Außerdem sprechen sie sich für institutionelle und materielle Unterstützung für alternative, nichtkommerzielle SNS aus. Nutzer/innen sehen kommerzielle SNS ambivalent: SNS ermöglichen soziale und kommunikative Vorteile und Möglichkeiten, die jedoch einhergehen mit dem Risiko und der Realität der Überwachung, der Verletzung der Privatsphäre und der Kommodifizierung von Daten. 47.7% der Teilnehmer/innen an der Onlineumfrage waren sehr besorgt um ihre Privatsphäre, 42.7% eher besorgt, 8.4% waren pragmatisch in Bezug auf Fragen der Privatsphäre, 1.2% waren eher unbesorgt und 0% völlig unbesorgt. 34.8% der Teilnehmer/innen waren sehr kritisch gegenüber Überwachung, 49% kritisch, 14.8% leicht kritisch und 1.4% eher unkritisch. 2.9% der Befragten hatten sehr viel Wissen über Überwachung, 46.1% hatten eher wenig Wissen und 24.6% wenig Wissen. Diese Ergebnisse sind Hinweise darauf, dass SNS Nutzung mit einem Paradoxon konfrontiert ist: Nutzer/innen tendieren dazu, sehr kritisch und sehr besorgt gegenüber Überwachung und der Verletzung der Privatsphäre im Onlinebereich zu sein, sie haben aber eher wenig Wissen darüber, wie Überwachung funktioniert und welche Daten dabei für welche Zwecke gesichert und verwendet werden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Onlineüberwachung versteckt und unsichtbar für die Nutzer/innen stattfindet und dass Unternehmen, die soziale Medien betreiben, nicht in einer transparenten und verantwortlichen Weise an die Nutzer/innen kommunizieren, wie sie Überwachung durchführen und welche Daten dazu verwendet werden. Nutzer/innen, die mehr Wissen über Überwachung haben und/oder kritischer sind gegenüber Überwachung und /oder die mehr Bedenken über Privatsphäreverletzungen haben, zeigen ein sorgfältigeres Informationsverhalten (dies inkludiert u.a. die Intensität, mit der Nutzungsbedingungen gelesen werden, die Deaktivierung von Werbeoption und die Aktivierung von Privatsphäremechanismen) bei der Nutzung von SNS. Mehr Wissen über Überwachung korreliert mit kritischen Meinungen zu Überwachung und höherem Bedenken gegenüber Privatsphäreverletzungen. Politische Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Projektes sind, dass eine Bildungsoffensive zu Onlineüberwachung, Privatsphäre und Onlinewerbung gestartet werden sollte, dass es mehr institutionelle und finanzielle Unterstützung für alternative, nichtkommerzielle Social Networking Seiten geben sollte und dass Reformen benötigt werden, die die Invasivität der personalisierten Onlinewerbung limitieren, indem derartige Werbung gesetzlich als Opt-In geregelt wird und mit einer wirklichen Einverständniserklärung der Nutzer/innen verbunden wird.
- Verein Forschungsgruppe Unified Theory of Information - 100%
Research Output
- 530 Zitationen
- 35 Publikationen
-
2010
Titel Remarks on Theoretical Foundations of Privacy Studies. Typ Journal Article Autor Kreilinger V Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.6 -
2018
Titel Obscenity DOI 10.1007/978-1-4939-7131-2_100785 Typ Book Chapter Verlag Springer Nature Seiten 1635-1635 -
2018
Titel Online Privacy Paradox and Social Networks DOI 10.1007/978-1-4939-7131-2_204 Typ Book Chapter Autor Sevignani S Verlag Springer Nature Seiten 1663-1671 -
2017
Titel Online Privacy Paradox and Social Networks DOI 10.1007/978-1-4614-7163-9_204-1 Typ Book Chapter Autor Sevignani S Verlag Springer Nature Seiten 1-9 -
2012
Titel The problem of privacy in capitalism and the alternative social networking site Diaspora. Typ Journal Article Autor Sevignani S -
2012
Titel Critical Internet Surveillance Studies and Economic Surveillance. Typ Book Chapter Autor Allmer T -
2012
Titel The Political Economy of Privacy on Facebook DOI 10.1177/1527476411415699 Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal Television & New Media Seiten 139-159 -
2012
Titel Political Economy and Surveillance Theory DOI 10.1177/0896920511435710 Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal Critical Sociology Seiten 671-687 -
2012
Titel Research Design & Data Analysis, Presentation, and Interpretation: Part Three. Typ Journal Article Autor Sevignani S Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.13 -
2012
Titel Towards a Critical Theory of Surveillance in Informational Capitalism. Typ Book Autor Allmer T -
2012
Titel Privacy on social networking sites within a culture of exchange. Typ Book Chapter Autor Media -
2012
Titel Research Design & Data Analysis, Presentation, and Interpretation: Part One. Typ Journal Article Autor Allmer T Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.12 -
2011
Titel Critical Privacy Studies. Typ Conference Proceeding Abstract Autor Allmer T Konferenz Living in Surveillance Societies: The Ghosts of Surveillance: Proceedings of Liss Conference 2, edited by William Webster, Doina Balahur, Nils Zurawski, Kees Boersma, Bence Sagvari, and Christel Backman -
2011
Titel A critical contribution to theoretical foundations of privacy studies DOI 10.1108/14779961111148613 Typ Journal Article Autor Allmer T Journal Journal of Information, Communication and Ethics in Society Seiten 83-101 -
2010
Titel Foundations of the Critique of the Political Economy of Surveillance. Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.2 -
2010
Titel Critical Privacy Studies and the Internet. Typ Journal Article Autor Allmer T Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.5 -
2010
Titel Critique of the Political Economy of Web 2.0 Surveillance. Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.3 -
2010
Titel Critical Internet Surveillance Studies and Economic Surveillance. Typ Journal Article Autor Allmer T Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.4 -
2010
Titel Social Networking Sites and Complex Technology Assessment DOI 10.4018/jep.2010070102 Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal International Journal of E-Politics (IJEP) Seiten 19-38 -
2013
Titel Facebook vs. Diaspora*: A Critical Study. Typ Book Chapter Autor Sevignani S -
2013
Titel Social Networking Sites in the Surveillance Society: Critical Perspectives and Empirical Findings. Typ Book Chapter Autor Allmer T -
2014
Titel Research Design & Data Analysis, Presentation, and Interpretation: Part Two. Typ Journal Article Autor Kreilinger V Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.14 -
2011
Titel Web 2.0, prosumption, and surveillance. Typ Journal Article Autor Fuchs C -
2011
Titel A Contribution to Foundations of a Critical Theory of Privacy. Typ Journal Article Autor Sevignani S Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.7 -
2011
Titel How to define surveillance? DOI 10.11606/issn.1982-8160.v5i1p109-136 Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal MATRIZes Seiten 109-136 Link Publikation -
2011
Titel Analysis of Existing Empirical Research Methods for Studying (Online) Privacy and Surveillance. Typ Journal Article Autor Fuchs C Et Al Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.10 -
2011
Titel Critical Surveillance Studies in the Information Society. Typ Journal Article Autor Allmer T -
2011
Titel The Political Economy of Privacy. Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.8 -
2011
Titel An Alternative View of Privacy on Facebook DOI 10.3390/info2010140 Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal Information Seiten 140-165 Link Publikation -
2011
Titel Critique of the political economy of web 2.0 surveillance. Typ Book Chapter Autor Fuchs C -
2011
Titel Towards a Critical Theory of Surveillance Studies. Typ Journal Article Autor Allmer T Journal Vienna: Unified Theory of Information Research Group. SNS3 Research Paper No.11 -
2011
Titel New Media, Web 2.0 and Surveillance DOI 10.1111/j.1751-9020.2010.00354.x Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal Sociology Compass Seiten 134-147 -
2011
Titel Towards an alternative concept of privacy DOI 10.1108/14779961111191039 Typ Journal Article Autor Fuchs C Journal Journal of Information, Communication and Ethics in Society Seiten 220-237 -
2013
Titel The commodification of privacy on the Internet DOI 10.1093/scipol/sct082 Typ Journal Article Autor Sevignani S Journal Science and Public Policy Seiten 733-739 -
0
Titel How Can Surveillance Be Defined? Remarks on Theoretical Foundations of Surveillance Studies. Typ Other Autor Fuchs C