Emma Adlers Selbstzeugnisse und Ich-Dokumente
Emma Adlers Memories and Ego-Documents
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (10%); Humangeographie, Regionale Geographie, Raumplanung (50%); Soziologie (40%)
Keywords
-
Biographik/Selbstkonstruktion,
Assimilation/Akkulturation,
Gender,
Sozialgeschichte,
Moderne,
Mentalitätsgeschichte
Ziel des vorgeschlagenen Forschungsvorhabens ist zunächst die Transkription, Aufarbeitung und Zugänglichmachung des Nachlasses Emma Adler, die in eine annotierte und kritisch kommentierte Herausgabe ihrer von Historiographie und Genderforschung bis dato nahezu unbeachtet gebliebenen oder überhaupt vergessenen Lebenserinnerungen und Selbstzeugnisse münden soll. Dabei geht das Projekt von der systematischen Grundannahme aus, dass der Sinngehalt eines historischen Entwurfs des Selbst, die Konstruktion des Ich in der retrospektiven Reflexion nur dann angemessen erschlossen werden kann, wenn das Geflecht jener Relationen analysiert wird, dem diese Entwürfe ihren Existenzmodus, ihre Gestalt und ihre spezifische Semantik verdanken. Subjektives Erleben und die rückblickende Reflexion darüber werden gleichermaßen als Prozess wie als Produkt aufgefasst: Als dynamische Bewegungen von Wahrnehmungs-, Interpretations- und Handlungsschemata einerseits, die mit einem je spezifischen Feld von sozialen Beziehungen, Machtverhältnissen und Positionen korrespondieren. Und zum Anderen als Produkt, in dem sich historische, kollektiv wie subjektiv tradierte Erfahrungen zu einer Denk-, Perzeptions- und Handlungsmatrix verdichten. Es geht dem Projekt somit um radikale Kontextualisierung, wobei im Falle Emma Adlers vor allem Geschlecht, jüdische Identität, Migration, Assimilation und Akkulturation, Bürgerlichkeit, Moderne und Avantgarde, Aufklärung, soziale Utopie und Egalitarismus und letztlich Psychopathologie und Trauma zur Debatte stehen. Die historische (Re-)Konstruktion des Selbst ist diesem Verständnis nach Gegenstand einer relationalen, reflexiven und kritischen historischen Kulturwissenschaft. Vor diesem Hintergrund ist die Erstellung einer Sammlung von Beiträgen, die auf die methodisch-theoretische Grundlegung des Projekts ausgerichtet sind, ein weiteres Ziel des Vorhabens, wobei unterschiedliche Aspekte des Adlerschen Lebens und vres von unterschiedlichen AutorInnen und ExpertInnen aus korrespondierenden Wissensgebieten aufgegriffen und debattiert werden sollen. Dass der heute zusammen mit dem Adler Archiv im Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung aufbewahrte Nachlass Emma Adler nach abenteuerlichen Rettungsaktionen, die in den 1930er Jahren über mehrere Stationen und halb Europa geführt hatten, die Wirrnisse von Weltkrieg und Faschismen überdauern konnte, muss als einmaliger historischer Glücksfall betrachtet werden. In der Person Emma Adler verdichtet sich eine ganze Reihe von Momenten und Brüchen, die sie als para- digmatische Figur, als signifikante Frau der Wiener Moderne erscheinen lassen. Ihre lebensgeschichtlichen Dokumente müssen als der Versuch einer Konstituierung der Frau als historisches Subjekt im Wege der retrospektiven Reflexion verstanden werden. An ihnen lässt sich, aus Sicht einer Intellektuellen, der Prozess der Erfahrung, der Kritik und der Konstruktion bürgerlicher Weiblichkeit im Spannungsfeld von Tradition und Emanzipation im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert exemplarisch nachvollziehen. Gerade weil sich die Wiener Moderne über weitgehend männlich-dominante intellektuelle Produktion definiert und sich über männliche Texte in unser Wissen und Kulturverständnis eingeschrieben hat, eröffnet sich im gegenständlichen Fall die rare Möglichkeit, über und durch Emma Adlers Selbstzeugnisse einen anderen, eben weiblichen Blick auf jene für den gesamten Verlauf des 20. Jahrhunderts so paradigmatische Epoche zu erschließen.
Ziel des vorgeschlagenen Forschungsvorhabens ist zunächst die Transkription, Aufarbeitung und Zugänglichmachung des Nachlasses Emma Adler, die in eine annotierte und kritisch kommentierte Herausgabe ihrer von Historiographie und Genderforschung bis dato nahezu unbeachtet gebliebenen oder überhaupt vergessenen Lebenserinnerungen und Selbstzeugnisse münden soll. Dabei geht das Projekt von der systematischen Grundannahme aus, dass der Sinngehalt eines historischen Entwurfs des Selbst, die Konstruktion des Ich in der retrospektiven Reflexion nur dann angemessen erschlossen werden kann, wenn das Geflecht jener Relationen analysiert wird, dem diese Entwürfe ihren Existenzmodus, ihre Gestalt und ihre spezifische Semantik verdanken. Subjektives Erleben und die rückblickende Reflexion darüber werden gleichermaßen als Prozess wie als Produkt aufgefasst: Als dynamische Bewegungen von Wahrnehmungs-, Interpretations- und Handlungsschemata einerseits, die mit einem je spezifischen Feld von sozialen Beziehungen, Machtverhältnissen und Positionen korrespondieren. Und zum Anderen als Produkt, in dem sich historische, kollektiv wie subjektiv tradierte Erfahrungen zu einer Denk-, Perzeptions- und Handlungsmatrix verdichten. Es geht dem Projekt somit um radikale Kontextualisierung, wobei im Falle Emma Adlers vor allem Geschlecht, jüdische Identität, Migration, Assimilation und Akkulturation, Bürgerlichkeit, Moderne und Avantgarde, Aufklärung, soziale Utopie und Egalitarismus und letztlich Psychopathologie und Trauma zur Debatte stehen. Die historische (Re-)Konstruktion des Selbst ist diesem Verständnis nach Gegenstand einer relationalen, reflexiven und kritischen historischen Kulturwissenschaft. Vor diesem Hintergrund ist die Erstellung einer Sammlung von Beiträgen, die auf die methodisch-theoretische Grundlegung des Projekts ausgerichtet sind, ein weiteres Ziel des Vorhabens, wobei unterschiedliche Aspekte des Adlerschen Lebens und vres von unterschiedlichen AutorInnen und ExpertInnen aus korrespondierenden Wissensgebieten aufgegriffen und debattiert werden sollen. Dass der heute zusammen mit dem Adler Archiv im Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung aufbewahrte Nachlass Emma Adler nach abenteuerlichen Rettungsaktionen, die in den 1930er Jahren über mehrere Stationen und halb Europa geführt hatten, die Wirrnisse von Weltkrieg und Faschismen überdauern konnte, muss als einmaliger historischer Glücksfall betrachtet werden. In der Person Emma Adler verdichtet sich eine ganze Reihe von Momenten und Brüchen, die sie als paradigmatische Figur, als signifikante Frau der Wiener Moderne erscheinen lassen. Ihre lebensgeschichtlichen Dokumente müssen als der Versuch einer Konstituierung der Frau als historisches Subjekt im Wege der retrospektiven Reflexion verstanden werden. An ihnen lässt sich, aus Sicht einer Intellektuellen, der Prozess der Erfahrung, der Kritik und der Konstruktion bürgerlicher Weiblichkeit im Spannungsfeld von Tradition und Emanzipation im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert exemplarisch nachvollziehen. Gerade weil sich die Wiener Moderne über weitgehend männlich-dominante intellektuelle Produktion definiert und sich über männliche Texte in unser Wissen und Kulturverständnis eingeschrieben hat, eröffnet sich im gegenständlichen Fall die rare Möglichkeit, über und durch Emma Adlers Selbstzeugnisse einen anderen, eben weiblichen Blick auf jene für den gesamten Verlauf des 20. Jahrhunderts so paradigmatische Epoche zu erschließen.