Altersstrukturierte Bevölkerungen konstanter Größe

Die zunehmende Alterung der Bevölkerung in mittlerweile nahezu allen Teilen der Welt stellt eine große Herausforderung an Politik und Wissenschaft dar. Ursache für die Kopflastigkeit der Alterspyramiden in den einzelnen Ländern ist der säkulare Fruchtbarkeitsrückgang sowie die abnehmende Sterblichkeit in höheren Altersgruppen. Wir leben also in einer zunehmend alterslastigen Bevölkerung, und viele Subpopulationen wie Gelehrtengesellschaften bilden dabei keine Ausnahmen. Der erste Teil des vorliegenden Projekts war der Analyse der demographischen Entwicklung verschiedener europäischer Gelehrtengesellschaften gewidmet. Akademien der Wissenschaften stellen interessante Fallbeispiele von Teilbevölkerungen dar, welche rascher als allgemeine Bevölkerungen altern. Einerseits weisen Mitglieder solcher Gelehrten-gesellschaften eine bemerkenswerte Langlebigkeit auf, welche zur Alterung in den oberen Altersklassen beiträgt. Andererseits wurde die Alterung der Akademien der Wissenschaften durch die zunehmende Zuwahl älterer Mitglieder über die Jahre hinweg verstärkt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gelehrte in der Tat über eine enorme Langlebigkeit, vor allem im 20. Jahrhundert, verfügen, wobei sie nicht nur höhere Lebenserwartungswerte als jede entsprechende nationale Bevölkerung aufweisen, sondern auch höher als andere soziale Gruppen mit niedrigen Sterblichkeitsprofilen (z.B. höhere soziale Klassen, tertiär gebildete Bevölkerungen) in den jeweiligen Ländern.Eine junge Altersstruktur und eine hohe Zahl jährlich freiwerdender Positionen, stellen widersprüchliche Ziele dar. Diesem Dilemma haben wir uns im zweiten Teil unseres Projekts gewidmet. Mittels Methoden der dynamischen Optimierung, konnten wir zeigen, dass es optimal ist, eine Mixtur aus möglichst jungen und alten Neuzugängen zu wählen. Dieses verblüffende Resultat entspricht keineswegs dem üblichen Wahlmodus, wie etwa in der OEAW. Im dritten Teil des vorliegenden Projekts wurde jenes altersspezifische Immigrationsprofil berechnet, welches den Abhängigkeitsquotienten einer Bevölkerung minimiert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Größe und Altersstruktur der Bevölkerung stark vom Eintrittsalter der Immigranten abhängt. Unter sehr allgemeinen Annahmen an die Fruchtbarkeit und die Sterblichkeit in der Bevölkerung, zeigten wir, dass das optimale Alter von Einwanderern Mitte 30 liegt. Frühere Arbeiten hatten behauptet, dass dieses Alter bei 20 liegt. Die Verschiebung zu höheren Altersstufen beruht auf der höheren erwarteten Kinderanzahl 20-jähriger.