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Marine Plattwürmer mit chemoautotrophen Symbionten

A marine flatworm/chemoautotrophic bacteria symbiosis

Jörg Ott (ORCID: 0000-0003-2274-5989)
  • Grant-DOI 10.55776/P20394
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.11.2007
  • Projektende 31.05.2012
  • Bewilligungssumme 248.898 €
  • Projekt-Website

Wissenschaftsdisziplinen

Biologie (100%)

Keywords

    Symbiosis, Bacteria, Platyhelminthes, Chemoautotrophy, Sulphide, Mesopsammon

Abstract Endbericht

Alle bisher bekannten Arten der marinen Platyhelminthen-Gattung Paracatenula (Catenulida) besitzen keinen Mund und der Darm ist zu einem Gewebestrang, der intrazelluläre Bakterien enthält, umgewandelt. Die Art P. ruetzleri aus karibischen Korallensanden enthält chemoautotrophe Schwefel-oxidierende Alphaproteobakterien, die nahezu 50 % der Biomasse des symbiotischen Konsortiums ausmachen. Paracatenula-Arten wurden in einer Vielzahl von Probenorten in warm-temperierten bis tropischen Meeren gefunden. In diesem Projekt soll die Diversität, Verbreitung und Aspekte der Ökologie und Evolution dieser Symbiose in der Karibik, dem Roten Meer, dem Indopazifik und dem Mittelmeer untersucht werden. Der Wirt und die bakteriellen Symbionten sollen mit konventioneller Lichtmikroskopie, TEM und den Sequenzen ausgewählter Gene charakterisiert werden. Über die Aufnahme von anorganischem 14C soll möglicher Transfer organischer Substanz von den chemoautotrophen Mikroorganismen zu den mundlosen heterotrophen Wirten untersucht werden. Die Weitergabe der Symbionten innerhalb des Trophosoms und an die nächste Wirtsgeneration soll mit in-situ Hybridisierung und immunozytochemischen Methoden erforscht werden.

Seichte marine Sandböden wirken oberflächlich oft wüstenhaft leer, ihr Lückenraumsystem ist jedoch von Bakterien, Einzellern und einer vielfältigen mikroskopischen Tierwelt bewohnt. Vertreter dieser Sandlückenfauna sind wenige Millimeter lange, mund- und darmlose Plattwürmer der Gattung Paracatenula, die sowohl in tropischen Meeren als auch im Mittelmeer vorkommen. Schon bei der Entdeckung von Paracatenula in den frühen 1970er Jahren war es ein Rätsel, wie sie sich ohne Mund und Darm ernähren können. Ähnlich wie bei den über einen Meter großen mundlosen Riesenröhrenwürmern, die man an heißen Quellen in der Tiefsee entdeckt hatte leben alle Arten von Paracatenula jedoch in einer Symbiose mit intrazellulären Bakterien, die Schwefelverbindungen oxidieren und mit Hilfe der daraus gewonnenen Energie anorganischen Kohlenstoff binden und so Biomasse aufbauen können. Durch die hohe Produktivität der Symbionten können sich ihre Wirte komplett von ihnen ernähren. Seither hat man bei Vertretern verschiedener Tiergruppen Symbiosen dieser Art gefunden. Im Gegensatz zur hohen Diversität der Wirte war die Diversität der Symbionten bisher auf zwei Klassen, die Gamma- und Epsilon-Proteobakterien, beschränkt. Die Symbionten von Paracatenula sind jedoch Alpha-Proteobakterien. Zu diesen gehören wichtige intrazelluläre Symbionten, wie die Stickstoff fixierenden Knöllchenbakterien der Leguminosen oder die Mitochondrien. Jedoch auch gefährliche Krankheitserreger wie die Erreger des Fleckfiebers gehören in diese Klasse. Studien der letzten Jahre zeigten immer deutlicher, dass die Mechanismen in symbiotischen und pathogenen Beziehungen ähnlich oder sogar identisch sind. Hier könnten sich bei zukünftigen Projekten mit Paracatenula und ihren Riegeria genannten Symbionten grundlegende Einsichten ergeben, welche Mechanismen es Alpha-Proteobakterien mehrfach erlaubt haben, eine intrazelluläre Lebensweise zu etablieren. Ein weiteres faszinierendes Detail an der Paracatenula-Riegeria-Symbiose ist, dass die Bakterien, welche in spezialisierten Zellen, den Bakteriozyten, leben, bis zu 50 Prozent der Gesamtbiomasse des Tier/Mikroben-Konsortiums ausmachen. Das ist deutlich mehr als in allen anderen bekannten Symbiosen zwischen Tieren und Bakterien. Mit aus Gensequenzen der Symbionten abgeleiteten Bakterienstammbäumen konnte eine grobe Altersbestimmung der Symbiose durchgeführt werden. Diese ergab, dass die beiden Partner schon seit etwa 500 Millionen Jahren verbunden sind, länger. In dieser langen Zeit haben die Würmer nie ihre Symbionten gewechselt, wie ein Vergleich der Stammbäume von Würmern und Bakterien zeigt, die einander perfekt entsprechen. Die Weitergabe der Symbionten erfolgt im Zuge der asexuellen Vermehrung der Würmer durch Teilung (Paratomie) bei der die Symbionten nie die Zellen ihres Wirtes verlassen.

Forschungsstätte(n)
  • Universität Wien - 100%

Research Output

  • 221 Zitationen
  • 8 Publikationen
Publikationen
  • 2012
    Titel Growth in width and FtsZ ring longitudinal positioning in a gammaproteobacterial symbiont
    DOI 10.1016/j.cub.2012.08.033
    Typ Journal Article
    Autor Leisch N
    Journal Current Biology
    Link Publikation
  • 2012
    Titel Proliferation pattern during rostrum regeneration of the symbiotic flatworm Paracatenula galateia: a pulse-chase-pulse analysis
    DOI 10.1007/s00441-012-1426-4
    Typ Journal Article
    Autor Dirks U
    Journal Cell and Tissue Research
    Seiten 517-525
    Link Publikation
  • 2012
    Titel Bacterial Symbiosis Maintenance in the Asexually Reproducing and Regenerating Flatworm Paracatenula galateia
    DOI 10.1371/journal.pone.0034709
    Typ Journal Article
    Autor Dirks U
    Journal PLoS ONE
    Link Publikation
  • 2011
    Titel Paracatenula, an ancient symbiosis between thiotrophic Alphaproteobacteria and catenulid flatworms
    DOI 10.1073/pnas.1105347108
    Typ Journal Article
    Autor Gruber-Vodicka H
    Journal Proceedings of the National Academy of Sciences
    Seiten 12078-12083
    Link Publikation
  • 2011
    Titel Microanatomy of the trophosome region of Paracatenula cf. polyhymnia (Catenulida, Platyhelminthes) and its intracellular symbionts
    DOI 10.1007/s00435-011-0135-y
    Typ Journal Article
    Autor Leisch N
    Journal Zoomorphology
    Seiten 261-271
    Link Publikation
  • 2011
    Titel A new species of symbiotic flatworms, Paracatenula galateia sp. nov. (Platyhelminthes: Catenulida: Retronectidae) from Belize (Central America)
    DOI 10.1080/17451000.2011.574880
    Typ Journal Article
    Autor Dirks U
    Journal Marine Biology Research
    Seiten 769-777
  • 2011
    Titel Sequence variability of the pattern recognition receptor Mermaid mediates specificity of marine nematode symbioses
    DOI 10.1038/ismej.2010.198
    Typ Journal Article
    Autor Bulgheresi S
    Journal The ISME Journal
    Seiten 986-998
    Link Publikation
  • 2011
    Titel First detection of thiotrophic symbiont phylotypes in the pelagic marine environment
    DOI 10.1111/j.1574-6941.2011.01096.x
    Typ Journal Article
    Autor Heindl N
    Journal FEMS Microbiology Ecology
    Seiten 223-227
    Link Publikation

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